Foto: Mimi Thian

„Es wird immer bedeutsamer zuzuhören“

Die Forschung über Wissenschaftskommunikation gewinnt zunehmend an Bedeutung und Aufmerksamkeit. Ein guter Grund mit Niels Mede, Doktorand am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich, über Metaebenenkommunikation zu sprechen.

Herr Mede, wieso finden Sie es wichtig, Forschungsergebnisse zu kommunizieren?

Wissenschaft durchdringt den Alltag jedes Menschen auf die ein oder andere Art und Weise. Das kann direkt sein, wie beispielsweise bei Empfehlungen zum Einsatz bestimmter Medikamente, wo sicherlich jedem klar ist, dass Wissenschaft hier eine Rolle spielt. Aber auch bei abstrakteren Fragestellungen – wie beispielsweise, ob Kinder gewalthaltige Computerspiele nutzen sollten – gibt es eine wissenschaftliche Einordnung, die eine Rolle bei der Bewertung im gesellschaftlichen Diskurs spielen sollte. Eben weil dies so ist, finde ich es wichtig, dass Forschungsergebnisse in den öffentlichen Diskurs gelangen.

Niels Mede ist seit Oktober 2018 Doktorand und Assistent am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich. Er forscht hier vor allem zu Misstrauen und Skepsis gegenüber Wissenschaft und Wissenschaftskommunikation und ist außerdem am Wissenschaftsbarometer Schweiz beteiligt. Seit Februar 2019 ist er Nachwuchssprecher der Fachgruppe „Wissenschaftskommunikation“ der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Foto: John Flury, obsoquasi.ch
Niels Mede ist seit Oktober 2018 Doktorand und Assistent am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich. Er forscht hier vor allem zu Misstrauen und Skepsis gegenüber Wissenschaft und Wissenschaftskommunikation und ist außerdem am Wissenschaftsbarometer Schweiz beteiligt. Seit Februar 2019 ist er Nachwuchssprecher der Fachgruppe „Wissenschaftskommunikation“ der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Foto: John Flury, obsoquasi.ch

Ebenso wichtig ist die Kommunikation von Forschung aus meiner Sicht, um einen Feedback-Kanal zu haben. Wissenschaftskommunikation sollte nicht nur in eine Richtung gehen, sondern dialogisch sein, und im Idealfall erhält der Wissenschaftler oder die Wissenschaftlerin wichtige Impulse aus dieser Art der Kommunikation.

Haben Sie ein Lieblingsmedium für Wissenschaftskommunikation?

Eigentlich nicht. Ich finde wissenschaftliche Podcasts beispielsweise super, weil sie tolle Möglichkeiten für Narration bieten und fürs Storytelling. Das mag ich sehr. Allerdings haben Podcasts natürlich die Schwäche, dass sie relativ unidirektional sind. Da kriegt man in der Regel wenig Feedback. Im Bereich der dialogischen Kommunikation mag ich Reddit AMAs (Ask me Anything) zum Beispiel sehr gerne, weil man da eben direktes Feedback erhält und in den Austausch kommt. Und ich bin großer Fan von Kinderunis, obwohl ich selbst noch nie eine gegeben habe. Trotzdem finde ich das Konzept super.

Sie forschen ja im weitesten Sinne darüber, wie man gute Wissenschaftskommunikation betreibt. Können Sie überhaupt noch Formate nutzen, ohne sie direkt zu bewerten?

Meistens gelingt es mir ganz gut. Vor allem bei Podcasts und solchen Formaten schaffe ich es, selbst nicht auf eine Metaebene zu rutschen. Das ist natürlich etwas Anderes, wenn ich mich bei der Arbeit mit diesen Formaten beschäftige, da reflektiere ich doch deutlich stärker darüber.

Wer sind denn Ihre Zielgruppen in der Kommunikation über Ihre Forschung?

Meine Art der Kommunikation hat natürlich eine gewisse Metaebene. Die primäre Zielgruppe sind Menschen, die in der praktischen Wissenschaftskommunikation tätig sind oder sich mit dieser beschäftigen. Wenn ich beispielsweise rausfinde, dass ein Teil der Bevölkerung bestimmten wissenschaftlichen Informationen oder Medien nicht mehr vertraut, dann ist es auch wichtig, das an die herausgebenden Institutionen weiterzukommunizieren. Daraus kann dann auch ein Kreislauf folgen, beispielsweise indem ich von den entsprechenden Medien dann wiederum Fragen bekomme zu den Gründen und diese in meiner Forschungsarbeit dann aufgreifen kann. Für diese Zielgruppen hat die Forschung zur Wissenschaftskommunikation eine hohe Relevanz.

Was ist die größte Herausforderung, wenn Sie Ihre Forschung an fachfremde Leute kommunizieren?

Ich glaube, es ist oft schwierig zu verstehen, dass meine Forschung sehr stark auf der Metaebene stattfindet. Ich forsche ja quasi an etwas, um anderen Leuten das Wissen zur Verfügung zu stellen, wie sie ihre Arbeit besser machen zu können. Das ist natürlich erst mal schwer greifbar zu machen. Mit den Inhalten, die ich dann konkret erforsche, ist es etwas leichter, weil man sie anschaulich erklären kann.

Hat die Forschung zur Wissenschaftskommunikation an Bedeutung gewonnen?

Das lässt sich schwer belegen, aber gefühlt ist da etwas dran. Das liegt auch daran, dass die Reflexionen über das eigene System im Bereich des Wissenschaftsjournalismus und der Medien im Allgemeinen zugenommen haben. Da dort mehr hinterfragt wird, ist die Nachfrage nach Belegen und Forschungsergebnissen dazu höher als früher.

Was begeistert Sie an Ihrer Forschung?

Ich finde Wissenschaft ganz grundsätzlich spannend und mein Forschungsfeld ist vor allem deshalb spannend, weil es die Herausforderung meistern will, wissenschaftliche Erkenntnisse, egal wie kompliziert sind, in den Alltag zu tragen. Diesen Transferaspekt finde ich besonders spannend.

Wie müsste denn gute Wissenschaftskommunikation aussehen?

Sie sollte zunächst einmal wissenschaftliche Ergebnisse und Befunde anschaulich darstellen und allgemein verständlich aufbereiten. Sie sollte darüber hinaus nicht ins Antizipieren verfallen und davon ausgehen, dass das Gegenüber alles versteht und einfach hinnimmt. Ich glaube, es wird immer bedeutsamer zuzuhören und auch die Fragen und Rückmeldungen des Publikums ernstzunehmen und für sich und seine Arbeit daraus etwas mitzunehmen.

Wo sehen Sie die Zukunft in Ihrem Bereich?

Es gibt sicherlich noch viele Forschungsbereiche, über die wir noch zu wenig wissen. Der Komplex des Vertrauens ist sicherlich einer der wichtigsten Bereiche derzeit. Darüber hinaus finde ich es beispielsweise auch sehr spannend, sich Wissenschaftskommunikation in Unterhaltungsformaten anzuschauen und darüber mehr zu erfahren.