„Die Zuschauenden sollen sich nicht belehrt fühlen“
Wer oder was ist „Der Hochschulrainiger“?
„Der Hochschulrainiger“ ist die erste Nachhaltigkeits-Soap-Opera aus Eberswalde. Die Idee einer „Seifenoper“ haben wir dabei wörtlich genommen: Unsere Hauptfigur, Rainer Scheurich ist „Der Hochschulrainiger“ und sorgt auf dem Campus nicht nur für Ordnung und Sauberkeit, sondern auch für den nötigen Durchblick in komplexen Forschungs- und Lebensfragen. Dabei trifft er in den einzelnen Clips auf Charaktere, mit denen sich humorvolle und überraschend geistreiche Dialoge ergeben, die stets auch Raum für eigenes Nachdenken lassen. Die Mini-Webserie besteht insgesamt aus drei Clips, die zwischen sechs und siebeneinhalb Minuten lang sind und auf dem hochschuleigenen Youtube-Kanal veröffentlicht wurden. Das zweijährige Projekt wurde im Rahmen eines Wettbewerbs vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg (MWFK) gefördert. Ziel des Wettbewerbs war die Entwicklung und Erprobung innovativer Kommunikationsmaßnahmen, um den Transfer von Forschungsaktivitäten und -erkenntnissen von Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen in die breite Öffentlichkeit zu stärken. Wissenschaftliche Paper und Fachvorträge erreichen in der Regel nur einen geringen Teil der Bevölkerung. Daher sollen mit den geförderten Projekten kreative Wege der Wissenschaftskommunikation gefunden werden, um das zu zeigen und zugänglich zu machen, womit Hochschulen und Forschungseinrichtungen sich beschäftigen und inwiefern dies einen Mehrwert für die Wirtschaft und Zivilgesellschaft hat.
Wer soll mit diesem Projekt erreicht werden?
Wir möchten mit unserer Nachhaltigkeits-Soap ein möglichst heterogenes Publikum, innerhalb und außerhalb des Hochschulkontextes, erreichen und auf unterhaltsame Weise auf interessante, relevante und zum Teil „extravagante“ Forschungs- und Hochschulthemen aufmerksam machen. Die Stärkung der internen, fachbereichsübergreifenden Kommunikation hatten wir dabei genauso im Blick wie den überregionalen Transfer in die Zivilgesellschaft, welche sich im Alltag gegebenenfalls nicht mit Nachhaltigkeits- und Forschungsfragen auseinandersetzt. Die Veröffentlichung einer unterhaltsamen „Science Soap“ auf Youtube eröffnet uns völlig neue Zielgruppen mit großer Reichweite.
Es wurden drei Clips vom „Hochschulrainiger“ produziert, die alle ein anderes Thema behandeln. Wie wurden diese Themen ausgewählt?
Die drei Clips widmen sich schwerpunktmäßig den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit: Soziales, Ökonomie und Ökologie. Die vorgestellten Projekte wurden dabei exemplarisch, unter Anderem hinsichtlich ihrer Aktualität, gesellschaftlicher Relevanz, allgemeiner Verständlichkeit und Eignung zur Darstellung in einem „Soap-Format“ ausgesucht: Wir haben überlegt, was ist interessant und lässt sich verständlich und unterhaltsam in kurze Clips einer Science Soap übersetzen. Viele Forschungsprojekte sind spannend und wichtig, aber nicht selten auch sehr komplex oder so theoretisch, dass sie sich nur schwer in wenigen Filmminuten unterhaltsam darstellen lassen. Und Unterhaltung steht bei unserer Soap im Vordergrund. Die Zuschauenden sollen sich nicht belehrt fühlen.
Die Clips wurden alle auf Youtube hochgeladen. Wieso wurde dieser Kommunikationskanal gewählt?
Die Veröffentlichung unserer Mini-Webserie auf dem hochschuleigenen Youtube-Kanal ermöglicht es uns ein sehr heterogenes Publikum fast grenzenlos zu erreichen. Das war unser Ziel und Youtube daher unser „Kanal der Wahl“. Wir nutzen als Hochschule auch weitere Social-Media-Kanäle wie Facebook und Instagram und haben diese im Rahmen der Online-Premiere der drei Hochschulrainiger-Clips mit Teaservideos bespielt, die einen kleinen Vorgeschmack auf die Clips geben und die Nutzer*innen auf Youtube weiterleiten.
Wie konnte dieses Projekt umgesetzt werden?
Wir konnten das Projekt nur umsetzen, weil wir die Förderung vom MWFK bekommen haben. Hätte es diesen Wettbewerb nicht gegeben, wäre die Nachhaltigkeits-Soap wohl eine schöne Idee geblieben, weil wir als kleine Hochschule nicht die finanziellen Kapazitäten haben, um so ein Projekt zu stemmen. Für die filmische Umsetzung und Postproduktion haben wir uns fachkundige Unterstützung geholt und mit einer regionalen Filmproduktionsfirma sowie vielen wunderbaren Filmschaffenden vor und hinter der Kamera kooperiert. Dieses Filmprojekt war sowohl für die Hochschule wie auch für mich als Projektverantwortliche definitiv eine Premiere! Wir haben alle viel gelernt. Dass ein Drehtag etwa zehn bis zwölf Stunden dauert zum Beispiel und man in dieser Zeit ca. drei bis fünf Minuten Film produziert. Wir hatten für die Dreharbeiten unserer dreiteiligen Mini-Webserie fünf Tage Zeit. Das war eine „knackige“ Woche, in der wir sehr viel freundliche und tatkräftige Unterstützung innerhalb und außerhalb der Hochschule erfahren haben, von regionalen Unternehmen sowie Privatpersonen.
Zu Ihren Unterstützer*innen gehörten regionale Unternehmen, wie ein Baumarkt oder eine Bäckerei. Auch Studierende haben Sie unterstützt. Wie lief die Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Akteur*innen ab?
Welche Herausforderungen gab es bei der Realisierung des Projekts?
Definitiv, dass wir eine Low-Budget-Produktion mit hohen Zielen waren und immer schauen mussten, wie bekommen wir den bestmöglichen Output bei kleinstmöglichem Input. Zudem war das Filmprojekt auch für mich eine Premiere, bei der ich viel gelernt habe. Ich wurde von dem Filmteam immer wieder „eingelotet“, was aus filmischer Sicht machbar ist und was nicht. Die Umsetzungsfrage ist bei Drehbuchideen maßgeblich und eng an die zur Verfügung stehenden finanziellen und zeitlichen Kapazitäten geknüpft. Letztendlich war die größte Herausforderung, wie in so vielen Projekten und Lebenslagen in den letzten eineinhalb Jahren, die Einschränkungen durch die Corona-Maßnahmen. Da ein Zeitfenster abzupassen, das wir nutzen können, um unter Einhaltung der entsprechenden Maßnahmen zu drehen, war sehr schwierig.
Das Projekt wurde im vergangenen November mit der „Hochschulperle Offene Wissenschaft“ des Stifterverbandes ausgezeichnet. Gab es weitere Rückmeldungen zu dem Projekt?
Die lokale Presse hat mehrere Artikel über unser Projekt veröffentlicht und den Hochschulrainiger von den Dreharbeiten bis zur Premiere begleitet. Kurz vor Weihnachten hat das Campusmagazin von ARD-alpha über die HNEE und ihren Hochschulrainiger berichtet und die Deutsche Universitätszeitung (DUZ) ein Special über Science Soaps gedruckt, in dem „Der Hochschulrainiger“ eine Hauptrolle spielte. Auch das BNE-Portal (Bildung für nachhaltige Entwicklung) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) ist auf uns zugekommen und hat einen Beitrag zum „Hochschulrainiger“ herausgegeben und unsere Nachhaltigkeits-Soap als Beispiel kreativer BNE verlinkt. Darüber hinaus haben wir unseren Hochschulrainiger natürlich in verschiedene Hochschulveranstaltungen eingebunden und werden unsere Soap auch künftig ‚nachhaltig‘ nutzen.
Wie geht es mit dem „Hochschulrainiger“ weiter?
Das MWFK hat eine zweite Förderrunde ausgeschrieben, auf die wir uns erneut erfolgreich beworben haben. Da eine unmittelbare Fortführung der Erstprojekte nicht vorgesehen war, drehen wir aktuell also nicht Clip vier und fünf vom Hochschulrainiger, sondern haben uns für die zweite Runde etwas ganz Neues ausgedacht.
Kurz erklärt: Was ist denn das Folgeprojekt?
Es ist ein Märchenprojekt: Wir werden Ende des Jahres ein wahres Hochschul-Märchenbuch veröffentlichen, in dem sieben Forschungs- und Transferprojekte der HNEE eine fantastische Transformation erfahren und sich in moderne Märchen verwandeln. Diese werden kunstvoll illustriert und analog und/oder digital veröffentlicht. Die entstandenen Hochschulmärchen werden ferner als „Märchenmedley“ in Form eines interaktiven Schattentheaters in der Vorweihnachtszeit dieses Jahres an unterschiedlichen Spielorten innerhalb und außerhalb der Hochschule in Eberswalde aufgeführt sowie als Videomitschnitt einem Online-Publikum zur Verfügung gestellt.