Müssen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zur Kommunikation verpflichtet werden? Darüber wird seit einiger Zeit in der Community diskutiert. Markus Weißkopf, Geschäftsführer von Wissenschaft im Dialog, bezieht Stellung.
Die Wissenschaft und ihre besondere Pflicht zur Kommunikation
Fragt man Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, warum sie sich nicht aktiver an der Kommunikation ihrer Forschung beteiligen, sind zwei der häufig genannten Gründe: Zeitmangel und fehlende Anerkennung. Damit sich das ändert, müsse es eine „Verpflichtung zur Kommunikation nach außen“ geben, schrieb Jan-Martin Wiarda in seinem Blogbeitrag „Wolkige Kommunikation“ und löste damit eine Debatte aus.
Diese Debatte macht zum einen deutlich, dass die Wissenschaftskommunikation vielleicht vor ihrem nächsten großen Wendepunkt steht. Selten wurde so viel über Kommunikation gesprochen wie derzeit. Zum anderen wird jedoch ebenso sichtbar, wie weit die Meinungen darüber, wie man die Kommunikation weiter stärken kann, innerhalb der Branche noch auseinandergehen.
Einen sehr schiefen Vergleich liefern Schütz und Daubner meines Erachtens in ihrer Argumentation gegen die „Verpflichtung zur Kommunikation nach außen“. Hierzu schreiben sie im zweiten Absatz: „Auffällig ist, dass an andere steuerfinanzierte Einrichtungen wie Ämter oder Gerichte vergleichbare Forderungen nicht gerichtet werden.“. Sie übersehen dabei, dass Gerichte und sogar Staatsanwaltschaften sehr wohl Presse- und Öffentlichkeitsarbeit leisten, aber wichtiger noch ist, dass öffentlich geförderte Wissenschaft keinen hoheitlichen Status hat. Der Vergleich müsste also zum Beispiel mit dem anderen großen gesellschaftlichen Bereich, der staatlicher Förderung bedarf, gezogen werden: Kunst und Kultur. Kulturelle Einrichtungen sind öffentlich finanziert und sind mit großer Selbstverständlichkeit täglich in den Medien vertreten. Gegen fiskalisch oder politisch motivierte Kürzungen wehren sich diese Institutionen immer wieder erfolgreich; auch dank ihrer guten Außendarstellung. Was hier nutzt, kann im Wissenschaftsbetrieb kaum schaden.
Selbstverständlich gilt es, differenziert und selbstreflektiert über notwendige Kommunikationsmaßnahmen und -anreize zu sprechen. Das Wie ist entscheidend, nicht das Ob: Hier teile ich die Forderung von Antonia Rötger, die in ihrem Gastbeitrag auf die notwendige Qualitätsdebatte in der Wissenschaftskommunikation verweist. Diese Überlegung dient aber nicht als Argument, eine mögliche Förderung von Wissenschaftskommunikation innerhalb von Forschungsprojekten vorab zu verdammen.
Aus diesen Gründen, sollte der Vorstoß, Kommunikation in Förderanträgen mitzudenken konstruktiv diskutiert werden, wenngleich wir direkt zu Beginn über die Qualitätskriterien dieser öffentlich geförderten Kommunikation sprechen sollten. Antonia Rötger hat recht: Wir brauchen keinesfalls noch mehr Broschüren, Tagungsbände oder Webseiten, auf die niemand zugreift. Wir brauchen einen echten Austausch mit der Gesellschaft mit einem Mehrwert für beide Seiten. Um diesen Mehrwert zu erzielen, können in Förderanträgen verankerte Kommunikationsmaßnahmen ein richtiger Schritt sein.
Weitere Reaktionen
„Botschaften ohne Empfänger“ – Antonia Rötger hier im Journal
„Wolkige Kommunikation“? Nein, wolkiger Kommentar! – Josef König in seinem Blog