Foto: Wissenschafts-Olympiade Foto: Wissenschafts-Olympiade

Die Schweizer Wissenschafts-Olympiaden

Rund 4.000 Jugendliche nehmen jedes Jahr an den Schweizer Wissenschafts-Olympiaden in 9 Fächern teil. Lara Gafner gibt Einblicke in Struktur, Organisation und Kommunikationsstrategie dieses vielschichtigen Projektes.

Roboter programmieren, mathematische Beweise führen, Essays schreiben oder im Labor experimentieren – bei den Schweizer Wissenschafts-Olympiaden wird jeder Wissensdurst gestillt. Jedes Jahr finden Wettbewerbe, Workshops und Lager statt für über 4.000 Talente in Biologie, Chemie, Geographie, Informatik, Mathematik, Philosophie, Physik, Robotik und Wirtschaft. Organisiert werden die Veranstaltungen von neun Vereinen, die gemeinsam den Dachverband Wissenschafts-Olympiade bilden. Teilnehmen können Jugendliche, die in der Schweiz zur Schule gehen und unter 20 Jahre alt sind. In mehreren Runden stellen sie bei kniffligen Prüfungen ihr Können unter Beweis. Dabei profitieren sie von Förderangeboten in Form von Workshops und Trainingslagern. Miteinander wird geforscht, getüftelt – und gelacht. Die Siegerinnen und Sieger der nationalen Finalrunden haben die Chance, an einer internationalen Wissenschafts-Olympiade um Medaillen zu kämpfen und Gleichgesinnte aus aller Welt kennenzulernen.

Alles begann 1959, mit der ersten Internationalen Mathematik-Olympiade in Rumänien. In den Jahrzehnten darauf kamen immer mehr Fächer und Länder hinzu. 1987 war die Schweiz zum ersten Mal an der Internationalen Chemie-Olympiade vertreten. Daraufhin entstanden nach und nach nationale Olympiaden, um das Auswahlverfahren für die internationalen Wettbewerbe, aber auch die Förderung der jungen Talente zu koordinieren. 2004 gründeten die fünf Olympiaden-Vereine der Biologie, Chemie, Informatik, Mathematik und Physik einen Dachverband. Seither sind neue Angebote in Philosophie, Geografie, Robotik und Wirtschaft hinzugekommen.

Mehr als die Summe ihrer Teile

Die Organisatorinnen und Organisatoren der einzelnen Olympiaden sind hauptsächlich begeisterte Studierende und Lehrpersonen, die aus Leidenschaft für ihr Fach freiwillig viele Stunden investieren. Währenddessen sorgt die Geschäftsstelle dafür, dass aus der Wissenschafts-Olympiade mehr wird, als die Summe ihrer Teile. Einheit in der Vielfalt entsteht durch Koordination, aber auch durch Kommunikation. Über gemeinsame Kommunikationskanäle erreichen wir Teilnehmende und Volunteers, aber auch Partner, Lehrpersonen und Eltern. Dazu gehören unter anderem das Magazin „WOLY“ und die Webseite, auf welcher Medienmitteilungen und Blogbeiträge zu allen Olympiaden erscheinen.

Neben Prüfungsterminen und Trainingslagern stehen zwei Themen ganz oben auf der Agenda der Wissenschafts-Olympiaden: Nachhaltigkeit und Chancengerechtigkeit. Wir streben danach, unseren ökologischen Fußabdruck zu verbessern und wir wollen, dass bei unseren Olympiaden alle jungen Talente dieselben Chance haben. Das erste von mehreren Etappenzielen in Richtung Chancengerechtigkeit: eine bessere Geschlechterverteilung − gerade auch in den MINT-Olympiaden. Neben einem Gender-Konzept gibt eine Porträt-Serie jungen Frauen aus dem Umfeld der Olympiaden eine Plattform.

Virtuelle Alternativen für die Coronazeit

2020 begann für die Wissenschafts-Olympiaden ruhig und routiniert. Doch dann erreichte die Coronavirus-Pandemie die Schweiz, und viele Veranstaltungen mussten kurzfristig abgesagt oder verschoben werden. Der internationale Olympiaden-Sommer schien auf einmal sehr weit weg. Doch unsere Freiwilligen ließen sich davon nicht unterkriegen und arbeiteten mit grossem Einsatz an virtuellen Alternativen für Trainings und nationale Finals, um den Teilnehmenden trotz allem olympische Erlebnisse zu bieten. Auch viele der internationalen Olympiaden gingen online. Unterricht fand per Videokonferenz statt, Resultate wurden in Livestreams verkündet. Die Physik-Olympiade verschickte das Material für Experimente per Post. In vielen Fällen musste jedoch auf praktische Prüfungen verzichtet werden. Stattdessen wurde auf Theorie oder auf Simulationen gesetzt. Als die Lage es erlaubte, reisten einige Schweizer Teams ins nahe Ausland, um zusammen mit befreundeten Teams an den internationalen Online-Olympiaden teilzunehmen. So konnten die Siegerinnen und Sieger der nationalen Wettbewerbe auch diesen Sommer von einem internationalen Austausch profitieren, wenn auch im kleinen Rahmen.

Ein Highlight war der „Science Olympiads Day“, die jährliche Abschlussfeier für die Finalistinnen und Finalisten, sowie die Volunteers der neun Olympiaden. Dieser fand Ende September physisch statt. Für viele Teilnehmenden war es das erste Mal, dass sie ihre Medaillen in den Händen halten und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter persönlich treffen konnten.

Mit dem Herbst nimmt ein neues Olympiaden-Jahr seinen Anfang. In vielen Fächern hat die erste Runde begonnen. Während die Jugendlichen diese erste Hürde auf dem Weg zum nationalen Finale meistern, blicken wir dem kommenden Jahr mit Zuversicht entgegen. Da die Fallzahlen in der Schweiz wieder steigen, werden virtuelle Alternativen in der nächsten Zeit weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Doch die vergangenen Monate haben gezeigt, dass die Wissenschafts-Olympiade in der Lage ist, solche Herausforderungen zu meistern.


 Projektsteckbrief

Träger: Die Wissenschafts-Olympiade ist ein Dachverband aus neun Vereinen: Die Biologie-Olympiade, die Chemie-Olympiade, die Geografie-Olympiade, die Informatik-Olympiade, die Mathematik-Olympiade, die Philosophie-Olympiade, die Physik-Olympiade, die Robotik-Olympiade und die Wirtschafts-Olympiade. (Letztere ist ein gemeinsames Projekt der Wissenschafts-Olympiade mit der Organisation YES). Die Geschäftsstelle wird geleitet von Cyrille Boinay und Marco Gerber, Präsident ist Cyril Frei.

Budget/Finanzierung: Die Wissenschafts-Olympiade wird finanziert durch die Öffentliche Hand (46,6%), Stiftungen und Vereine (42,5%) und die Wirtschaft (10,9%). Alle Olympiaden zusammen haben ein Gesamtbudget von rund 750.000 Schweizer Franken (rund 700.000 Euro) pro Jahr. Erfahren Sie mehr zu Unterstützungspartnern und Budget in unserem Jahresbericht und im Finanzbericht 2018/2019. Der nächste Jahresbericht erscheint im Dezember 2020.

Ziele:

  • Wir organisieren Wettbewerbe, in denen Jugendliche intellektuelle Höchstleistungen zeigen.
  • Wir fördern neugierige Jugendliche. Wir wecken ihre wissenschaftliche Begabung und Kreativität.
  • Wir schaffen Begegnungen zwischen Jugendlichen untereinander und mit Forschenden.
  • Wir entdecken Nachwuchstalente für die Wissenschaft
  • Wir planen langfristig und gehen nachhaltig mit unseren Ressourcen um.

Zielgruppen: Die Wissenschafts-Olympiade richtet sich grundsätzlich an Jugendliche unter 20 Jahren, welche in der Schweiz oder in Liechtenstein zur Schule gehen und sich über den normalen Schulstoff hinaus für Wissenschaft interessieren. Die exakten Teilnahmebedingungen können von zu Fach zu Fach variieren.

Zahlen zur Zielerreichung: 2018/2019 nahmen insgesamt 4.000 Jugendliche aus 146 Schulen an einer oder mehreren Wissenschafts-Olympiaden teil. 650 von ihnen kamen in den Genuss von Workshops, Lagern und Coachings. 60 Schweizer Nachwuchstalente erhielten bei internationalen Olympiaden 33 Auszeichnungen.

Weitere Informationenscience.olympiad.ch