Thomas Prinzler ist seit über 20 Jahren Wissenschaftsjournalist. Im Interview erzählt er von besseren Kontakten in die Wissenschaft, schlechteren Bedingung in der Branche und klaren Grenzen zwischen Pressearbeit und Journalismus.
„Der Wissenschaftsjournalismus muss eine kritische Distanz wahren“
Herr Prinzler, was ist heute anders als früher?
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind heute viel eher bereit, Interviews zu geben, als früher. Auf der anderen Seite sind die Bedingungen für den Wissenschaftsjournalismus in den Redaktionen nicht besser geworden. Die finanziellen, materiellen und personellen Ausstattungen sind eher schlechter. Die Arbeit hat sich verdichtet. Und wenn die Ressourcen nicht geschrumpft sind, muss häufig mehr Output geleistet werden. Dafür ist die Recherche durch das Internet sehr viel schneller und einfacher geworden.
Wie beeinflusst das Ihre tägliche Arbeit?
Heute nimmt das Bearbeiten von E-Mails und die Internetrecherche viel mehr Raum ein. Das ist natürlich eine andere Art der Recherche, als in die Bibliothek oder ein Archiv zu gehen, um ein Thema vorzubereiten. Da hatte man früher mehr Ruhe, während man heute am Rechner sitzt. Das führt immer wieder zu Unterbrechungen. Das Arbeiten ist also dadurch schneller, aber auch unkonzentrierter geworden. Das Tempo hat angezogen.
Was hat sich in der Zusammenarbeit mit den Expertinnen und Experten verändert?
Das ist einfacher geworden. Früher haben sich viele noch geziert, mit der Presse zu reden, während es heute viel unkomplizierter ist, neue Kontakte zu knüpfen. Trotzdem spielt ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis noch eine große Rolle. Wenn man schon ein Weilchen dabei ist, hat man oft ein gutes Netzwerk an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die man für verschiedene Themengebiete ansprechen kann. Da kriegt man viel eher eine Einschätzung von einem Präsidenten einer Akademie. Und dann klappt das meistens auch sehr zeitnah.
Welche Entwicklungen beobachten sie bei Pressestellen und Kommunikationsabteilungen?
In den letzten Jahren gab es eine Explosion von Podcasts, Hochglanzmagazinen und ähnlichen Dingen. Die sind oft toll gemacht. Trotzdem muss man sich immer wieder daran erinnern, dass es Produkte sind, die im Interesse der Institutionen herausgegeben werden. Das muss man zum Beispiel auch bei O-Ton-Angeboten immer im Hinterkopf haben. Zudem muss der Wissenschaftsjournalismus eine kritische Distanz wahren. Aber auch da kennt man über die Jahre die Beteiligten und hat so eine altvertraute Ansprechperson. Das Verhältnis ist in der Regel sehr gut. Und solange auch in diesen Abteilungen klar ist, dass sie Kommunikation für etwas machen und keinen Wissenschaftsjournalismus, ist das völlig okay.
Bei den Industriegesprächen der Physikalischen Gesellschaft Berlin haben sie kürzlich über den Wissenschaftsjournalismus in Zeiten von Fake und Fakt gesprochen. Wie beeinflusst diese Debatte um Fake News Ihre Arbeit?
Welche Tipps geben Sie dem Nachwuchs im Wissenschaftsjournalismus mit an die Hand?
Ich rate allen, es erst mal zu versuchen. Es ist einer der spannendsten Berufe, weil man durch die Themenvielfalt in ganz verschiedene Bereiche schauen kann. Das ist also unbedingt empfehlenswert. Man sollte aber nach einer gewissen Zeit innehalten und gucken, ob es noch der Traumjob ist. Weil es oft zu wenig Geld einbringt oder es vielleicht zu wenige Aufträge gibt. Dann sollte man nach Alternativen suchen, die durchaus in der Wissenschaftskommunikation liegen könnten. Das sollte man dann aber sauber trennen.
Was wünschen Sie sich für den Wissenschaftsjournalismus der Zukunft?
Mehr Ressourcen.