Am 7. September erscheint das Wissenschaftsbarometer 2017. Zeit für einen Blick hinter die Kulissen mit der Leiterin des Projekts Ricarda Ziegler von Wissenschaft im Dialog.
Das Wissenschaftsbarometer – Das denkt die deutsche Bevölkerung über Wissenschaft und Forschung
Nachgefragt bei der Bevölkerung zum Thema Wissenschaft und Forschung. So könnte man das Prinzip des Wissenschaftsbarometers kurz und knapp zusammenfassen.
Wie groß ist das Interesse an wissenschaftlichen Themen, wie stark ist das Vertrauen in die Wissenschaft und welche Forschungsbereiche sind am wichtigsten für die Zukunft? Seit 2014 führt Wissenschaft im Dialog einmal jährlich eine repräsentative Umfrage durch, die die Einstellungen der deutschen Bevölkerung zu Wissenschaft und Forschung ermittelt. Der Hintergrund: Wissenschaft betrifft die Menschen, aber die Meinung der Menschen ist ebenso relevant für die Wissenschaft und die (Forschungs-)politik.
Um deren Positionen zu erfassen, werden jährlich 1000 Personen in Telefoninterviews im Rahmen einer Mehrthemenumfrage befragt: „Wir machen die Umfrage bewusst nicht als alleinstehende Umfrage nur zu Wissenschaft und Forschung, sondern als Teil einer Mehrthemenumfrage, um auch die Leute zu erreichen, die sonst vielleicht von vornherein sagen würde, kein Interesse an Wissenschaft und Forschung zu haben und nicht teilnehmen würden. “, sagt Ricarda Ziegler, Leiterin des Projekts Wissenschaftsbarometer bei Wissenschaft im Dialog. Durchgeführt wird sie vom Meinungsforschungsinstitut Kantar Emnid. Im Jahr 2017 erstmals im Dual Frame Modell, also über Festnetz und Mobilfunk.
Und auch sonst wartet das Wissenschaftsbarometer 2017, das in diesem Jahr erstmals von der Robert Bosch Stiftung gefördert wird, mit einigen Neuerungen auf: Der Fragebogen wurde überarbeitet und ist nun ausführlicher. Darüber hinaus soll die Ergebniskommunikation ausgebaut werden und erstmals auch zweisprachig stattfinden. Auch der Austausch mit der Forschung wird verstärkt. „Ich finde darüber hinaus besonders spannend, dass wir erstmals einige Fragen mit freier Antwortmöglichkeit im Fragebogen haben. Davon erhoffen wir uns in den weiteren Auswertungen und Analysen spannende Einblicke darin, was die Befragten konkret über Wissenschaft und Forschung im Hinterkopf haben, wenn sie unsere Fragen beantworten“, sagt Ziegler.
Thematisch drehen sich die Fragen – wie bereits in den Vorjahren – sowohl um kognitive (Interesse, Informiertheit) und evaluative Einstellungen (Bewertungen) als auch um Verhaltensweisen (hauptsächlich Informationsverhalten) gegenüber Wissenschaft und Forschung im Allgemeinen. In einigen Fragen widmet sich das Barometer darüber hinaus auch Einstellungen gegenüber bestimmten Forschungsdisziplinen oder Technologien: „Dieses Jahr sind das beispielsweise die Rolle von Wissenschaft und Forschung im Bundestagswahlkampf und Items zu Klimawandel, Evolutionstheorie und Impfungen“, sagt Ziegler. Themen also, die derzeit in der öffentlichen Diskussion eine besondere Rolle spielen.
Das Wissenschaftsbarometer hat sich in den letzten Jahren zu einem (wichtigen) Trend- und Themenscout in der Wissenschaft entwickelt. Das zeigt sich nicht nur an der medialen Aufmerksamkeit, sondern vor allem auch am Interesse der Forschungsorganisationen, Akademien, Stiftungen und verschiedener zivilgesellschaftlicher Organisationen, die die Ergebnisse aufgreifen und kommentieren. Auch im politischen Raum findet das Barometer Anerkennung und wird immer wieder zitiert: „Es ist schön, dass wir so viele Zielgruppen damit erreichen und spannend zu beobachten, wie unterschiedlich die verschiedenen Akteure die Ergebnisse interpretieren und nutzen“, sagt Ziegler.
Auch für die Wissenschaftskommunikation und damit für die Arbeit von Wissenschaft im Dialog lassen sich aus den Ergebnissen spannende Rückschlüsse ziehen: „Beispielsweise wenn es darum geht, wie sich unterschiedliche Altersgruppen über Wissenschaft und Forschung informieren ist es für uns Wissenschaftskommunikatoren spannend. Daraus lassen sich Rückschlüsse darauf ziehen, welche Formate für bestimmte Zielgruppen besonders geeignet sind“, sagt Ziegler und nennt den Videowettbewerb Fast Forward Science und den Debattencheck – ein Vorläufer von Die Debatte – als Beispiele für Projekte, die zumindest indirekt durch Ergebnisse des Barometers zustande kamen beziehungsweise basierend auf dessen Ergebnissen fortgeführt wurden. Insgesamt sind die Ergebnisse der Umfragen seit 2014 relativ stabil, was generell erst mal für die Fragestellungen und das Umfragedesign spricht.
„Basierend auf dem Wissenschaftsbarometer, finde ich, dass wir in Deutschland generell positive Einstellungen der Öffentlichkeit gegenüber Wissenschaft und Forschung haben. Das gilt aber natürlich nicht für alle Gruppen in der Gesellschaft gleichermaßen. Beispielsweise geht das Interesse an Wissenschaft und Forschung tendenziell mit einem höheren formalen Bildungsniveau einher“, sagt Ziegler. Daraus resultiert eine wichtige Herausforderung für Wissenschaft, Wissenschaftskommunikation und Politik: Menschen erreichen, die sonst eher nicht mit Wissenschaft und Forschung in Berührung kommen! Eine Herausforderung, die sich auch aus den Zahlen des Wissenschaftsbarometers ableiten lässt.
Weitere Informationen zum Wissenschaftsbarometer, sowie die aktuellen Ergebnisse erhalten Sie hier.