Das Ergebnis der Sitzung war ein klares Signal für die Zukunft der Wissenschaftskommunikation. Doch welche Argumente haben letztlich den Ausschlag für die Zustimmung gegeben? Und was waren die Schlüsselmomente der Diskussion im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung?
Das Ergebnis: Ausschuss stimmt für Antrag
Grünes Licht für die Stärkung der Wissenschaftskommunikation: Am 15. Mai fand die öffentliche Sitzung des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung statt. Die Diskussion im Ausschuss konzentrierte sich auf den Antrag der Fraktionen SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP zur systematischen Stärkung der Wissenschaftskommunikation. Die Abstimmung ergab die Zustimmung der Antragstellenden und der CDU/CSU bei Enthaltung der Partei Die Linke und Ablehnung durch die AfD. Damit wurde der Antrag zur systematischen Stärkung der Wissenschaftskommunikation angenommen.
In der Diskussion warb Holger Mann (SPD) zunächst um Zustimmung für den Antrag: „Kommunizierende Wissenschaftler*innen leisten unschätzbare Arbeit. Es ist angemessen, dass wir stärkere Unterstützung leisten, wenn sie bedroht werden.“
Katrin Staffler (CDU/CSU) stimmte dem Antrag weitestgehend zu. Er würde die Richtung der vorangegangenen Legislatur fortführen. Sie sagte: „Kommunikation wird immer wichtiger, doch sie verändert sich und erreicht nicht alle Zielgruppen.“ Allerdings fehlten aus ihrer Sicht entscheidende Punkte im Antrag, wie etwa die Förderung von Forschung zur Wissenschaftskommunikation. Auch fehle ihr, dass sich das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) selbst als Kommunikator sehen und mehr ausprobieren sollte. Die fehlenden Punkte würde die Partei in einem eigenen Antrag einbringen.
Unterdessen hat die CDU/CSU auch eine kleine Anfrage an die Bundesregierung gerichtet. Dabei fragte die Fraktion unter anderem nach den bereits vorhandenen Förderrichtlinien zur Wissenschaftskommunikation im BMBF, geplante Mittel für die Jahre 2024 und 2025, und wie die aktuelle Integration von Wissenschaftskommunikation in die Forschungsförderung aussehe. Die kleine Anfrage umfasste auch Fragen zur Bewilligungsquote und dem Antragsvolumen für Förderrichtlinien zur Wissenschaftskommunikation.
Kai Gehring (Bündnis 90/Die Grünen) hob nochmals einzelne Punkte des Antrags hervor und betonte wie seine Vorrednerin die Wichtigkeit, auch Forschung über Wissenschaftskommunikation zu stärken. Ein hoch dotierter Preis für Wissenschaftskommunikation solle eingerichtet und das Wissenschaftsbarometer* weiter ausgebaut werden. Der SciComm Support solle zu einer nationalen Kontaktstelle weiterentwickelt werden. Kommunizierende Forschende sollten nicht „an den medialen Pranger“ gestellt werden.
Von der AfD gab es Kritik. Michael Kaufmann bemängelte, dass Wissenschaftskommunikation „mündige Bürger*innen und ergebnisoffene Vermittlung“ voraussetze. Das Bildungsniveau in Deutschland befände sich allerdings im freien Fall. Er kritisierte die „selektive Kommunikation zu den Themen Coronapandemie und Klimakrise“. Dies entspräche nicht ihrer Vorstellung einer „umfassend gebildeten Gesellschaft.“
Daraufhin antwortete Stephan Seiter (FDP), dass er es immer wieder verblüffend fände, wenn der unabhängige Wissenschaftsjournalismus in eine politische Ecke gestellt würde. Er bat alle Parteien um Unterstützung für den Antrag, es gehe „um nichts weniger als unsere Demokratie“.
Schließlich gab es auch noch Kritik von der Partei Die Linke. Nicole Gohlke sagte, Wissenschaftskommunikation müsse mehr sein als die Tage der offenen Tür und Hochglanzbroschüren. Die Wissenschaft brauche dringend zusätzliche Mittel und feste Stellen. Kettenbefristungen und „Hire and Fire“ seien nicht der richtige Weg. Sie argumentierte: „Wissenschaftskommunikation ist kein Hobby.“ Ihr zufolge wolle der Antrag viel und mache dennoch zu wenig.
Thomas Thiel, Redakteur für Forschung und Lehre bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, schreibt unterdessen, dass er aufgrund der Forderungen der Ampelparteien eine „Boulevardisierung der Wissenschaft“ befürchtet. Mehr Kommunikation zu betreiben sei eine Herausforderung für Wissenschaftler*innen. Laut Thiel sehe die Politik Forschende als eine Art „Feuerwehr […], die von Krisenherd zu Krisenherd eilt, oder als Fake-News-Bekämpfer, der die Demokratie repariert.“ Er plädiert stattdessen dafür, die Talente in der Wissenschaftskommunikation zu fördern und die Vielfalt der Kommunikationsformate zu vereinfachen, um die Qualität zu verbessern.
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