Stefan Kratzenstein ist Sportwissenschaftler an der Universität Kiel und leitet das Bewegungslabor CAU Motion Lab. Im Interview spricht er darüber, wieso sein Labor in den Sozialen Medien aktiv ist und wie er die Kanäle aufgebaut hat.
Das CAU Motion Lab – Bewegungswissenschaft in den Sozialen Medien
Herr Kratzenstein, Sie kommunizieren aktiv in den Sozialen Medien. Weshalb haben Sie sich zu diesem Schritt entschieden?
Ich hatte das Gefühl, dass ich über die altmodischen Kanäle wie die Homepage oder auch eine Rundmail die Studierenden nicht mehr erreiche. Es fehlte mir also eine Möglichkeit, unsere Studierenden und diejenigen, die es potenziell werden könnten, an den Aktivitäten, die wir hier machen, teilhaben zu lassen und ihnen auch zu zeigen, woran genau und wie wir arbeiten. Ich habe dann mit unserer Fachschaft darüber gesprochen, welche Möglichkeiten es gibt sie zu erreichen und so sind wir dann zu unserem Instagram-Account gekommen.
Gibt es noch Zielgruppen außerhalb der Studierendenschaft?
Neben den Studierenden und dem potenziellen Nachwuchs interessieren sich auch Sportler*innen aus der Region und lokale Firmen, die in assoziierten Bereichen tätig sind, für den Kanal. Einmal, weil sie sich für den Stand der Forschung interessieren und dann aber auch, weil sie bei uns potenziell zukünftige Mitarbeiter*innen finden können.
Ihr habt auch noch einen Twitter-Kanal. Wie unterscheiden sich die Aktivitäten dort?
Unser Instagram-Kanal ist ganz generell eher regional angelegt, weswegen wir für den Austausch mit anderen Forscher*innen und Kolleg*innen aus unserem Bereich auch noch einen Twitter-Kanal haben. Da gibt es inzwischen eine recht internationale Community, die sich rege austauscht. Twitter nutzen wir zum fachlichen Austausch, Instagram nutzen wir eher nicht für die Ergebniskommunikation, sondern für den Blick hinter die Kulissen unserer Forschung.
Gibt es noch andere Beweggründe für Sie, in den Sozialen Medien aktiv zu sein?
Ein anderer Grund, weshalb es sicherlich lohnt, ist die Sichtbarkeit der eigenen Arbeit. Unser Institut ist etwas altmodisch und wir haben mit den Bewegungswissenschaften und unserem Labor hier schon manchmal ein bisschen Probleme uns mit unseren modernen Techniken zu etablieren. Daher helfen mir die Aktivitäten in den Sozialen Medien auch dabei, das Labor über die Universität hinaus und intern an der Universität das Labor zu etablieren. Das klappt besonders gut, weil die Öffentlichkeitsarbeit der Uni selbst sehr aktiv in den Sozialen Medien ist und dort wie ich finde einen sehr guten Job macht. Deshalb schätzt sie auch, was ich wir in den Sozialen Medien mit dem Labor machen.
Ich habe keinen klaren Redaktionsplan, sondern meistens entsteht der Inhalt aus der Situation hinaus. Deshalb gibt es auch Schwankungen darin, wie viel wir posten. Am Anfang der Lehrphase ist es beispielsweise etwas ruhiger, aber sobald die Studierende dann tatsächlich in die Praxis gehen, gibt es wieder mehr zu berichten. Ich denke die Kommunikation einfach im Alltag mit. Das liegt auch daran, dass ich es einfach on-top mache und keine extra Zeit dafür bekomme.
Wie ist das Feedback?
Die Rückmeldungen sind sehr unterschiedlich. Die Klickzahlen für die Stories liegen immer so bei 200 bis 300 Leuten, aber für mich entscheidender sind Gespräche mit Studierenden – heutige und frühere. Da gibt es sehr positives Feedback. Aus dem Kollegium gibt es sehr wenig Rückmeldung, weil es nur sehr wenige überhaupt in den Sozialen Medien unterwegs sind. Ab und an melden sich aber beispielsweise Lehrer*innen, die auf Instagram auf unsere Arbeit aufmerksam werden. Dafür lohnt es sich dann aus meiner Sicht schon.
Wir haben beispielsweise kürzlich bei einem Kunstprojekt mitgemacht und auch da ist die Künstlerin durch unseren Instagram-Account aufmerksam geworden. Sowas ist aber momentan noch sehr selten.
Weshalb ist es für Sie wichtig über die Arbeit zu berichten?
Es macht mir zum einen einfach Spaß, auch in der Zusammenarbeit mit den Studierenden. Die Produktion der Inhalte schafft eine andere Form der Begegnung mit unseren Studierenden und bringt ein kreatives Element mit in die Arbeit. Eine andere Sache, die ich sehr spannend finde, ist, dass durch die Aktivitäten eine Art Tagebuch der eigenen Arbeit entsteht. Ein solches Portfolio zu haben schadet sicherlich nicht.
Das hängt sehr klar davon ab, ob man in Deutschland ist oder beispielsweise im anglo-sächsischen Bereich. Dort ist es viel etablierter in den Sozialen Medien zu kommunizieren und viel mehr Kolleg*innen sind dort aktiv. Natürlich gibt es auch Unterschiede, die das Alter betreffen und die jüngeren Kolleg*innen sind ein wenig aufgeschlossener. Die Verkürzung und teilweise Tendenz –
gerade der amerikanischen Kolleg*innen – Twitter eher als Selbstmarketing-Tool zu nutzen, ist eine, die hier eher kritisch beäugt wird, gerade in der älteren Generation.
Gleichzeitig gibt es aber viele passive Nutzer*innen, die zwar Inhalte konsumieren, aber selbst nicht aktiv sind.
Hatten Sie hinsichtlich der Nutzung von Sozialen Medien Vorbilder, an denen Sie sich orientieren?
Es gibt einen englischen Wissenschaftler, der so um die 30 Jahre alt ist, sehr aktiv auf Twitter ist und sehr viele interessante Inhalte aufbereitet. Während des Lockdowns hat er eine Lecture Series zum Thema Biomechanics organisiert, die super war. Der wählt eine sehr seriöse Ansprache und bleibt sehr fachlich, was ich sehr gut finde.
Bei Instagram schaue ich mir eher an, wie andere Leute Dinge visuell aufbereiten und ihren Kanälen eine visuelle Identität verleihen. Davon lasse ich mich inspirieren und überlege, was ich mir davon abgucken kann.
Gibt es etwas, was Sie sich wünschen könnten, um Wissenschaftskommunikation zu betreiben?
Ich wünsche mir mehr Zeit oder Unterstützung. Es wäre super, wenn wir jemanden hätten, der sich mit ein bisschen mehr Zeit um unsere Kanäle kümmern könnte. An Ideen mangelt es uns nicht, aber es fehlt eben an Zeit und Personen, die die Kanäle betreuen.