Die aktuelle Krise wirft viele Fragen auf. Disziplinen wie etwa die Virologie, Epidemiologie, Psychologie und Soziologie stehen dabei im Fokus und sollen Antworten liefern. Wir wollten von Forschenden wissen, wie sie ihre Rolle wahrnehmen und was in dieser Zeit gute Kommunikation für sie bedeutet.
Corona-Pandemie: Weshalb sich Forschende öffentlich äußern (3)
Im dritten und letzten Teil dieser Statementreihe äußern sich die Bildungs- und Familienökonomin Katharina Spieß sowie der Wirtschaftswissenschaftler Gabriel Felbermayr.
Katharina Spieß, Professorin für Bildungs- und Familienökonomie an der Freien Universität Berlin und Leiterin der Abteilung Bildung und Familie am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung
Für mich als Wissenschaftlerin war es schon vor Corona-Zeiten wichtig, zu einer evidenzbasierten Politikberatung beizutragen: Dabei muss es darum gehen, wichtige Studienergebnisse in einer Sprache und einem Format zu präsentieren, welche es der Politik und Administration ermöglicht, darauf Bezug zu nehmen. In der gegenwärtigen Corona-Krise ist es jedoch ganz besonders wichtig, evidenzbasierte Politikberatung zu betreiben, da es darum gehen muss, möglichst empirisch fundierte Entscheidungen zu treffen. Dabei ist es wichtig, die Perspektive unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen zu berücksichtigen – so kommen wir einer Beschreibung der Situation und der Notwendigkeiten unserer Gesellschaft, Volkswirtschaft und jedes Individuums am nächsten.
Gabriel Felbermayr, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität Kiel und Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft
Für uns Wirtschaftswissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den eigenständigen Forschungsinstituten gehört die Kommunikation in die Öffentlichkeit schon in normalen Zeiten zu den wichtigen Aufgaben. Jetzt in Krisenzeiten sind wir noch mehr gefragt – und zwar tatsächlich im Sinne einer deutlich steigenden Nachfrage seitens der Medien nach ökonomischen Fakten und deren Einordnung. Aber auch unser proaktives Angebot für die Öffentlichkeit weiten wir in diesen Zeiten aus: kurze Statements zu aktuellen Fragen, Daten zu den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise, Policy Briefs mit Analysen wirtschaftspolitischer Zusammenhänge und Empfehlungen, allgemeinverständliche Präsentationen wissenschaftlicher Papiere zum Thema. Da unsere Arbeiten prinzipiell politiknäher sind als etwa jene der Naturwissenschaften, müssen wir in der Kommunikation besonders darauf achten, die wissenschaftliche Basis nicht aus den Augen zu verlieren. Wir müssen zeigen, wie viel Orientierungs- und Entscheidungshilfe die ökonomische Forschung anzubieten hat, aber wir weisen auch auf die Grenzen der Erkenntnisse hin: Datenreihen als eine wichtige Basis von Wissen bauen sich in solchen dynamischen Krisen erst mit der Zeit auf.