Wie will die Politik die Wissenschaftskommunikation stärken? Ob Finanzierung, Anerkennung oder Wissenschaftsjournalismus – wir haben die Parteien zur Bundestagswahl 2025 befragt. Die Antworten auf unsere fünf Fragen von der Union im Überblick.
Bundestagswahl 2025 – das plant die Union
1) Welche Rolle spielt Wissenschaftskommunikation in Ihrer Partei und welche Schwerpunkte setzen Sie bei der systematischen Förderung?
Während der COVID-19-Pandemie wurden viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihrer Verantwortung gerecht, indem sie die Öffentlichkeit evidenzbasiert informierten und den Menschen halfen, wissenschaftliche Erkenntnisse einzuordnen. Angesichts einer durch neue Technologien zunehmend geprägten Gesellschaft hatte das Unions-geführte Bundesministerium für Bildung und Forschung die Wissenschaftskommunikation bereits vor der COVID-19-Pandemie als wichtige Aufgabe im deutschen Wissenschaftssystem verankert. Beispielsweise fand die Wissenschaftskommunikation Eingang in den Pakt für Forschung und Innovation und sie ist ein Auswahlkriterium vieler Forschungsförderentscheidungen.
Mit Blick auf zu beobachtende Abschottungstendenzen gegenüber wissenschaftlichen Erkenntnissen nimmt die Bedeutung der Wissenschaftskommunikation weiter zu. Etablierte Formate, darunter die Wissenschaftsjahre, die Stiftung Kinder forschen, die Förderung der Bürgerwissenschaft, die „MS Wissenschaft“, die „#Factory WissKomm“, die Leibniz-Forschungsmuseen oder das „Science Media Center“, fördern das Bewusstsein für die Funktion der Wissenschaft in unserer Gesellschaft. An Hochschulen und Forschungseinrichtungen tragen kreative Formate wie die „Kinderuniversität“ und die „Lange Nacht der Wissenschaften“ dazu bei, große Bevölkerungsgruppen zu erreichen. Die bestehenden Initiativen, Projekte und Einrichtungen, die bereits sehr erfolgreiche Wissenschaftskommunikation betreiben und zur Professionalisierung der Wissenschaftskommunikation beitragen, wollen CDU und CSU weiter stärken.
2) Wie gedenkt Ihre Partei, langfristige Strukturen und nachhaltige Finanzierungsmodelle zu etablieren, um eine kontinuierliche Förderung der Wissenschaftskommunikation sicherzustellen?
CDU und CSU begrüßen und unterstützen den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Deshalb wollen wir die Wissenschaftskommunikation als integralen Bestandteil der Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung weiter ausbauen, indem über die Forschungsförderung Anreize für die Forschungseinrichtungen sowie für die Forscherinnen und Forscher geschaffen werden.
Außerdem wollen wir prüfen, inwieweit in den Programmen zur Förderung der jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler theoretische wie praktische Kenntnisse über Wissenschaftskommunikation zum festen Bestandteil der Qualifizierung und zum karrierefördernden Faktor gemacht werden können. Maßnahmen, wie es sie im Bereich der Graduiertenförderung gibt, sollen durch eine Förderrichtlinie ergänzt werden, die sich explizit mit der Wissenschaftskommunikation befasst.
3) Eine bessere Anerkennung der Wissenschaftskommunikation bei der Leistungsbewertung von Forschenden wird häufig gefordert. Wie möchte Ihre Partei Anreize schaffen, um Wissenschaftskommunikation als festen Bestandteil wissenschaftlicher Arbeit zu etablieren?
Zudem unterstützen wir die Allianz der Wissenschaftsorganisationen in ihren Bestrebungen für eine systematische Förderung der Wissenschaftskommunikation, darunter die Verankerung der Wissenschaftskommunikation als festen Aus- und Weiterbildungsbestandteil für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Darüber hinaus haben sich die Mitglieder der Allianz verpflichtet, zeitliche und finanzielle Ressourcen zu schaffen, damit Forscherinnen und Forscher Kommunikationsaufgaben in ihren Wissenschaftsalltag integrieren können. Dazu sind Anreiz- und Belohnungssysteme für Kommunikationsleistungen innerhalb der Einrichtungen vorzusehen.
4) Wie sehen Sie den Stellenwert unabhängiger journalistischer Strukturen, und welche Maßnahmen plant Ihre Partei, um Qualität und Vielfalt des Wissenschaftsjournalismus langfristig zu sichern?
Wir wollen den strategischen Dialog über die Weiterentwicklung der Wissenschaftskommunikation auch zur Stärkung des Wissenschaftsjournalismus nutzen und Konzepte entwickeln, um strukturbildende und innovative Projekte im Wissenschaftsjournalismus zu fördern. In diesem Zusammenhang soll geprüft werden, ob es einen Bedarf für eine „Agentur für Wissenschaftskommunikation“ gibt und welche Ausgestaltungsformen grundsätzlich und unter Berücksichtigung der verfassungsrechtlichen Möglichkeiten in Betracht kommen.
5) Drohungen und Anfeindungen gegen Forschende, die öffentlich kommunizieren, nehmen zu. Welche Maßnahmen hält Ihre Partei für notwendig, um den Schutz dieser Forschenden zu gewährleisten?
Wenn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dazu ermutigt werden sollen, ihre Forschungsergebnisse öffentlich zu kommunizieren, müssen sie vor Anfeindungen geschützt werden. Daher wollen wir die Anlaufstelle „SciComm-Support“* zur Beratung und Unterstützung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Wissenschaftskommunikatorinnen und -kommunikatoren weiter unterstützen und zugleich evaluieren, um gegebenenfalls nachzujustieren.
Für diese Reihe haben wir alle Fraktionen angefragt, die aktuell im Bundestag vertreten sind.
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* Wissenschaft im Dialog (WiD) ist einer der drei Träger des Portals Wissenschaftskommunikation.de und Projektpartner des Scicomm-Supports.