Wie will die Politik die Wissenschaftskommunikation stärken? Ob Finanzierung, Anerkennung oder Wissenschaftsjournalismus – wir haben die Parteien zur Bundestagswahl 2025 befragt. Die Antworten auf unsere Fragen von der FDP im Überblick.
Bundestagswahl 2025 – das plant die Linke
1) Welche Rolle spielt Wissenschaftskommunikation in Ihrer Partei, und welche Schwerpunkte setzen Sie bei der systematischen Förderung?
Da wir unsere politischen Einschätzungen und Botschaften stark auf wissenschaftliche Daten und Fakten stützen, wird in unserer Partei häufig darüber diskutiert wie wir Erkenntnisse aus der Wissenschaft möglichst nahbar und verständlich präsentieren können. Für eine fundierte Debatte halten wir das essenziell. Deshalb wünschen wir uns hier uns eine lebendige und vielfältige Berichterstattung. Um die Wissenschaftskommunikation gezielt zu stärken, wollen wir sie zu einem festen Bestand der wissenschaftlichen Ausbildung machen. Gleichzeitig setzen wir auf mehr Zentralisierung und Professionalisierung. Statt, dass einzelne Forschende oder Projekte allein für ihre Kommunikation verantwortlich sind, halten wir spezialisierte Teams für sinnvoller. Diese könnten auf Bundes- und Landesebene sowie für Hochschulen und Forschungseinrichtungen eingerichtet werden, um Wissenschaftler*innen in ihrer Öffentlichkeitsarbeit zu beraten und zu unterstützen.
2) Wie gedenkt Ihre Partei, langfristige Strukturen und nachhaltige Finanzierungsmodelle zu etablieren, um eine kontinuierliche Förderung der Wissenschaftskommunikation sicherzustellen?
Damit Forschende ihre Arbeit besser an die Öffentlichkeit bringen können, sollten zentrale Beratungs- und Unterstützungsstellen geschaffen werden. Diese würden helfen, wissenschaftliche Inhalte verständlich aufzubereiten und an Medien sowie die breite Öffentlichkeit zu vermitteln. Wichtig ist, dass diese Anlaufstellen öffentlich finanziert werden. So bleiben sie unabhängig von kurzfristigen Trends in der Drittmittelvergabe und können langfristig Expertise aufbauen und weitergeben. Dafür und auch für andere Aspekte fordern wir eine höhere Grundfinanzierung der Universitäten. Um die Länder entsprechend auszustatten setzen wir auf die Vermögenssteuer.
3) Eine bessere Anerkennung der Wissenschaftskommunikation bei der Leistungsbewertung von Forschenden wird häufig gefordert. Wie möchte Ihre Partei Anreize schaffen, um Wissenschaftskommunikation als festen Bestandteil wissenschaftlicher Arbeit zu etablieren?
Die meisten Forschenden möchten ihre Erkenntnisse ohnehin teilen und veröffentlichen. Doch manche Themen und Personen benötigen dafür mehr fachliche Unterstützung, Zeit und Ressourcen als andere. Deshalb sollte Wissenschaftskommunikation fester Bestandteil der Ausbildung sein und in der öffentlichen Forschungsförderung stärker berücksichtigt werden. Dazu wollen wir Wissenschaftskommunikation als eigenständige wissenschaftliche Leistung anerkennen. Der Staat als größter Drittmittelgeber hat hier viele Möglichkeiten – zum Beispiel könnte die DFG gezielt Beiträge zur Wissenschaftskommunikation einfordern.
4) Wie sehen Sie den Stellenwert unabhängiger journalistischer Strukturen, und welche Maßnahmen plant Ihre Partei, um Qualität und Vielfalt des Wissenschaftsjournalismus langfristig zu sichern?
Unabhängiger Journalismus ist essenziell für eine gut informierte Gesellschaft, die kritisch hinterfragen und sich demokratisch beteiligen kann. Besonders der Wissenschaftsjournalismus und die Vielfalt der Presselandschaft insgesamt sind in einer prekären Lage – das ist ein ernstes Problem. Deshalb unterstützen wir die schwierige, aber notwendige Debatte darüber, wie wissenschaftsspezifische Medien öffentlich gefördert werden können, ohne dadurch in finanzielle oder inhaltliche Abhängigkeit von Staat und Parteien zu geraten. Eine mögliche Lösung könnte eine Stiftung öffentlichen Rechts sein, die den Wissenschaftsjournalismus langfristig absichert.
5) Drohungen und Anfeindungen gegen Forschende, die öffentlich kommunizieren, nehmen zu. Welche Maßnahmen hält Ihre Partei für notwendig, um den Schutz dieser Forschenden zu gewährleisten?
Forschende brauchen politische Rückendeckung – Regierungen und Parteien müssen klar für Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit eintreten, statt wissenschaftliche Erkenntnisse zu diskreditieren oder Verschwörungsmythen zu befördern. Die Politik sollte vorleben, wie demokratische Gesellschaften mit unterschiedlichen Meinungen umgehen, und klar die Verantwortung dafür übernehmen, welche gesellschaftlichen Entscheidungen auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse getroffen werden. So werden Forschende, die lediglich Fakten liefern und Empfehlungen aussprechen, weniger zur Zielscheibe öffentlicher Angriffe. Zudem muss der Schutz von Wissenschaftler*innen ernster genommen werden. Staatliche Stellen müssen bedrohte Personen und ihre Daten schnell und effektiv absichern und konsequent gegen Angriffe oder Hetze vorgehen – auch im digitalen Raum. Auf persönliche Diffamierungen und Gewaltaufrufe im Netz muss die Strafverfolgung entschiedener reagieren. Schließlich sollten bestehende Initiativen wie Scicomm-Support* mit ihrem Wissen und ihren Strukturen ernst genommen und unterstützt werden – durch Politik auf Bundes- und Landesebene ebenso wie durch Hochschulen und Forschungseinrichtungen.
Für diese Reihe haben wir alle Fraktionen angefragt, die aktuell im Bundestag vertreten sind.
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* Wissenschaft im Dialog (WiD) ist einer der drei Träger des Portals Wissenschaftskommunikation.de und Projektpartner des Scicomm-Supports.