Was planen die Parteien für Wissenschaft und Wissenschaftskommunikation nach der Wahl? Wir haben alle Parteien, die realistischerweise nach dem 24. September im Bundestag sitzen werden, direkt danach gefragt. Bis auf die AfD haben alle unsere drei Fragen beantwortet. Wir präsentieren die Antworten in alphabetischer Reihenfolge. Heute geht es weiter mit der LINKEN.
#btw17: Drei Fragen an DIE LINKE
1. Welchen Stellenwert wird DIE LINKE der Wissenschaft im Bundestagswahlkampf beimessen?
Wissenschaft hat eine zentrale Funktion in einer modernen und demokratischen Gesellschaft. Bei allen zentralen Themen – ob Klimawandel, Wirtschaftskrise, Verstädterung oder Fluchtursachen – bildet wissenschaftliche Expertise das Fundament für die verschiedenen politischen und gesellschaftlichen Alternativen. Um auch ihrer kritischen Funktion gegenüber der Gesellschaft gerecht werden zu können, bedarf es gewisser Rahmenbedingungen: gute und stabile Beschäftigungsverhältnisse und die Ausfinanzierung der Wissenschaft mit öffentlichen Mitteln sind die wichtigsten Voraussetzungen, damit Wissenschaft unbestechlich und unabhängig agieren kann.
2. Was sind die Pläne der LINKEN im Bereich Forschung und Wissenschaft nach der Wahl?
Die drängendste Aufgabe besteht darin, Druck auszuüben, dass die Mittel aus dem Hochschulpakt verstetigt werden. Die Untätigkeit der Großen Koalition in diesem Bereich hat die Hochschulen stark verunsichert und könnte massive Kürzungen und Stellenabbau nach sich ziehen, wenn nicht bald gehandelt wird. DIE LINKE fordert den dauerhaften Einstieg des Bundes in die Grundfinanzierung der Hochschulen. Weitere wichtige Handlungsfelder sind eine echte BAföG-Reform, ein Programm zur umfassenden Entfristung von Stellen im wissenschaftlichen Mittelbau, die Beendigung der Exzellenzstrategie und die gezielte Förderung von Frauen in der immer noch männerdominierten Wissenschaft.
3. DIE LINKE. schreibt in ihrem Positionspapier “Kooperation fördern: Für ausfinanzierte Hochschulen, gute Studien – und Arbeitsbedingungen, eine starke und unabhängige Forschung”, dass die Gesellschaft “zu Recht erwarten [kann], dass überwiegend öffentlich finanzierte Hochschulen und Institute im Gemeininteresse forschen”. Welche Rolle sollte dabei die Wissenschaftskommunikation idealerweise spielen und welche politischen Maßnahmen wären dafür nötig?
Die Bürgerinnen und Bürger haben ein objektives Interesse an einer Wissenschaft, die zwar unabhängig und unbestechlich ist, sich aber nicht von der Gesellschaft abschottet. Das bedeutet einerseits, die Abhängigkeit von Drittmitteln zu mindern, um sich von den dahinterstehenden Interessen und Trends nicht korrumpieren zu lassen. Nur so ist eine demokratische akademische Selbstverwaltung möglich. Andererseits gehört die Elfenbeinturmmentalität der Vergangenheit an. Die Öffnung für und der Austausch der Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen mit verschiedenen gesellschaftlichen Akteure, auch mit NGOs, Vereinen und Bürgerinitiativen muss weiter vorangetrieben werden. Das erfordert Offenheit und Konzepte, die vor Ort entwickelt werden müssen. Und natürlich müssen die notwendigen Mittel von der öffentlichen Hand zur Verfügung gestellt werden.