Zwanzig Minuten persönliches Gespräch mit einem Wissenschaftler oder einer Wissenschaftlerin zu ihren Forschungsthemen, das ist „Book a Scientist“. In dem Angebot der Leibniz-Gemeinschaft können Teilnehmende alle ihre Fragen stellen. Projektleiterin Marlen Sommer stellt das Format vor und erklärt, wie die neue digitale Variante funktioniert.
„Book a Scientist“ – Ein (Online-) Date mit der Wissenschaft
Frau Sommer, Sie haben Ihr Format „Book a Scientist“ wegen des Corona-Lockdowns von analog auf digital umgestellt. Wie lief das?
Das lief ziemlich gut. Mit den ersten beiden analogen Durchläufen hatten wir schon positive Erfahrungen gemacht und ohnehin überlegt, das Format auszuweiten. Auch eine digitale Variante war dabei schon im Gespräch. Dadurch konnten wir recht schnell auf die Umstände reagieren. Das Format bietet sich einfach für beides an – digital und analog.
Wie funktioniert das analoge „Book A Scientist“?
Wir haben 2018 und 2019 bei der Langen Nacht der Wissenschaften an unserem Standort in Berlin jeweils eine analoge Runde angeboten. Unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben Schwerpunktthemen mitgebracht und die Besucherinnen und Besucher konnten direkt vor Ort Gesprächstermine buchen. Im Termin selbst geht es direkt mit den Fragen los. Es gibt keinen Vortrag, keine Einleitung. Die Beteiligten sitzen 20 Minuten lang zusammen an einem Tisch und unterhalten sich. In diesem Jahr ging das natürlich nicht mehr, zumal die Lange Nacht der Wissenschaften auch komplett abgesagt wurde.
Was ist bei der Variante im Videotelefonat anders?
Unsere Gäste bekommen einen Link, mit dem sie sich in einen virtuellen Raum einwählen können. Das Gespräch läuft dann nach denselben Regeln wie im analogen Format ab. Der Aufwand ist aber geringer. Für alle fällt die Anreise weg, und das macht das Format für unser Netzwerk sehr attraktiv. So können wir mehr Institute deutschlandweit einbinden und dadurch auf einen viel größeren Pool an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit mehr Themen zugreifen. Vorher hatten wir eine Liste mit Gesprächsthemen auf die Website gestellt, aus denen die Interessierten auswählen konnten. Sie mussten nichts spontan entscheiden, sondern konnten den Wissenschaftler oder die Wissenschaftlerin erst googeln und viel detaillierter Fragen vorbereiten. Außerdem ist es virtuell noch viel mehr ein Gespräch eins-zu-eins. Es laufen keine anderen Gäste drum herum. Dadurch ist es wirklich ein geschützter Raum, in dem manche Menschen nochmal anders sprechen oder nachfragen, als sie es sich vielleicht mit Publikum trauen würden. Da fällt das Fragen eventuell noch leichter.
Wie werden die Themen ausgewählt?
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bringen die Themen selbst mit. Wir versuchen dann auf der Website, sie möglichst präzise darzustellen, damit die Leute genau wissen, was sie erwarten können. Dieses Jahr waren fast 60 Themen dabei, die ganz verschiedene Felder abgedeckt haben. Dadurch, dass die Themen sehr spezifisch waren, konnten auch Fragen besser vorbereitet und der Gesprächspartner oder die Gesprächspartnerin besser ausgewählt werden. Insgesamt wurden in dieser Runde rund 100 Gespräche gebucht, und es gab kaum Themen, die gar nicht gebucht wurden.
Gab es Lieblingsthemen, die sofort ausgebucht waren?
Das Interesse war insgesamt recht breit. Trotzdem gab es in jedem Feld Themen, die besser funktioniert haben als andere. Besonders beliebt waren die Themen „Digitales Lernen“ oder auch „Erfolgreiches Lehren und Lernen“. Überhaupt sind die Digitalthemen sehr gefragt gewesen. Auch das Themenfeld Mensch-Natur-Ökosysteme, zu dem beispielsweise Bodentiere oder Artenvielfalt gehörten, war sehr beliebt.
Was motiviert die Teilnehmenden, bei Book a Scientist mitzumachen?
Wie kommt das Format bei der Leibniz-Gemeinschaft an?
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler waren sehr begeistert von dem Format. Was uns mittelfristig interessiert ist, ob die Gespräche auch wieder zurück in die Forschung wirken. Und ob die Erfahrung bei der Wissenschaftskommunikation in Zukunft hilft.
Geht es jetzt digital weiter oder doch lieber wieder analog?
Auf jeden Fall beides und das gerne auch bald. Das digitale Format hat viele Vorteile und man kann es sicher immer wieder einsetzen. Trotzdem ist die analoge Variante eine schöne Möglichkeit, im Rahmen von Veranstaltungen die Gäste mit den Forschenden noch mal enger ins Gespräch zu bringen. Beim nächsten Mal wollen wir auch unbedingt probieren, noch mehr Menschen außerhalb der wissenschaftsaffinen Community zu erreichen. Da müssen wir mal schauen, wie wir dafür die konkrete Ansprache gestalten. Mit der analogen Variante könnte man zum Beispiel auf Festivals gehen oder in andere Kontexte, in denen Wissenschaft sonst eher nicht präsent ist. Wenn es die Umstände es dann wieder zulassen.