Foto: Steinar Engeland, CC0

Blick nach vorn: Wie sieht die Wissenschaftskommunikation der Zukunft aus? (4)

Wohin entwickelt sich die Wissenschaftskommunikation? Was wünscht sich die Community? Und was braucht sie? Wir haben Wissenschaftlerinnen, Kommunikatoren, Bloggerinnen und Journalisten nach ihren Ideen für die Zukunft gefragt.

Eva Thomm, Foto: privat

Eva Thomm, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Bildungsforschung und Methodenlehre der Universität Erfurt

„Man kann wissenschaftlichem Wissen im Alltag kaum aus dem Weg gehen (was gut ist). Genauso wenig wie man pseudowissenschaftlichen Behauptungen ausweichen kann (was vielleicht weniger gut ist). Wissenschaftskommunikation kann dazu beitragen, das eine vom anderen besser zu unterscheiden. Das setzt meiner Ansicht nach allerdings voraus, dass man nicht nur betrachtet, wie man Wissenschaft kommuniziert, sondern auch, wie sie rezipiert wird. Wissenschaftskommunikation, aber auch Wissenschaftsrezeption werden daher auch zukünftig wichtige Themen sein. Dabei braucht es zum einen Geduld: Verschiedene Disziplinen und Akteure befassen sich mit Wissenschaftskommunikation. Das spricht für ihre Bedeutung, allerdings sind die Ziele und Interessen der Kommunikatoren heterogen und das Feld komplex. Zum anderen ist ein „Weitwinkel“ für die Perspektive gefragt: Oftmals wird Wissenschaftskommunikation auf die Kommunikation naturwissenschaftlicher Befunde reduziert, doch letztlich ist es ein Thema aller Disziplinen und Forschungsfelder. Gerade auch in Bereichen, in denen Laien Wissen leicht mit persönlicher Erfahrung gleichsetzen oder verwechseln (wie beispielsweise in der Psychologie), ist Wissenschaftskommunikation und -rezeption ebenfalls wichtig.“


Martin Schneider, Foto: privat

Martin Schneider, SWR, Vorstandsvorsitzender der Wissenschaftspressekonferenz

„Wissenschaftskommunikation hat sich endgültig von allen Marketing-Verpflichtungen der eigenen Institution gegenüber emanzipiert. Es geht um Inhalte, nicht um Image, und sie findet transparent und vertrauensvoll statt.

Ihre Vertreter wissen, dass ein guter und einordnender Wissenschaftsjournalismus für die Akzeptanz von Wissenschaft und Forschung in der Gesellschaft unabdingbar ist und unterstützen ihn daher. Auf dieser Basis rückt das gemeinsame Anliegen von Wissenschaftsjournalismus und -kommunikation deutlicher in den Mittelpunkt: Zu zeigen, wie wichtig Wissenschaft und Forschung für die Lösung drängender Probleme unserer Gesellschaft sind.“


Stephanie Zihms, Foto: Sarah Caldwell

Stephanie Zihms, Geowissenschaftlerin an der Heriot-Watt University in Edinburgh und Wissenschaftskommunikatorin

„Das Wissen darüber, wie Menschen verschiedene Konzepte verstehen, wird stärker in die Kommunikation eingebracht werden – um sie effektiver und interaktiver zu machen. Ich denke, auch die Kombination mit Kunst, Musik, Poesie, Sprache und neuen Technologien vom 3-D-Drucker bis Virtual Reality werden zukünftig eine große Rolle spielen.“


André Lampe, Foto: A. Lampe

André Lampe, Physiker, promovierter Biochemiker, Moderator, Wissenschaftskommunikator

„Die Wissenschaftskommunikation braucht Mut, Ausdauer und eine Nadel für diverse Filterblasen. Wissenschaft ist so vielfältig und reich an Spezialgebieten, dass selbst Physikerinnen und Physiker der einen Fachrichtung nicht mehr verstehen was in einer anderen Fachrichtung gerade los ist. Mit immer interdisziplinärer werdenden Fragestellungen liegt hier ein dickes Brett für die WissKomm: Innerhalb der Wissenschaft muss es in Zukunft mehr Wissenschaftskommunikation geben. Für das gemeinsame Arbeiten, für das Verstehen und vor allem für die Akzeptanz untereinander. Ich möchte gerne in einer Welt leben, in der eine Chemikerin, ein Physiker, eine Historikerin und eine Pädagogin in eine Kneipe gehen und ihre jeweiligen Gegenüber nicht wegen ihrer unterschiedlichen Profession abschätzig behandeln. Aber das dürfte noch ein langer Weg sein.

Wissenschaftskommunikation sollte ein Werkzeug eines jeden Forschenden sein, dessen Einsatz auch belohnt wird. Daher ist es auch wichtig, dass es an Hochschulen Bestandteil der Lehre ist. Die Menschen, die an Hochschulen und Einrichtungen auf einer Stelle mit der Beschreibung „Wissenschaftskommunikation“ wirken, machen tolle Arbeit, aber das reicht noch nicht. Erst wenn die Wissenschaft sich öffnet – und ich meine das wörtlich: open science – kann die WissKomm auch mehr Fahrt aufnehmen, Laien begeistern, informieren und zur Beteiligung einladen. Wissenschaft ist kein geschlossenes System, es ist eine Methode, die offen für jeden ist. Zu so einem Selbstverständnis möchte ich gelangen. Dafür kämpfe ich.“


Was ist Ihre Prognose zur Zukunft der Wissenschaftskommunikation? Schicken Sie uns Ihr Statement: Redaktion@wissenschaftskommunikation.de

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