Um beim FameLab komplexe Wissenschaft in nur drei Minuten zu erklären, braucht es originelle Methoden. Warum nicht also DNA-Reparatur anhand von Autos erklären? Ein Interview mit Aysel Ahadova, der diesjährigen Gewinnerin des deutschen FameLab Finales, über Herausforderungen, Fachwissen und den Spaß an Wissenschaftskommunikation.
„Am meisten hat mich die Challenge motiviert“
Frau Ahadova, mit Ihrem Vortrag „DNA Reparatur – kleine Fehler mit großen Folgen“ haben Sie am 25. Mai beim FameLab Finale in Bielefeld sowohl den Jury- als auch den Publikumspreis gewonnen. Wie fühlt sich das für Sie an?
Ich denke fast ständig daran. Es war nicht nur ein unvergesslicher Moment, sondern eine unvergessliche Erfahrung: zuerst der Regionalentscheid in Karlsruhe, dann Bielefeld und dann noch im Finale zu gewinnen. Ich wache manchmal nachts auf und denke: „Oh Gott, ich habe beim FameLab gewonnen!“ Danach kann ich nicht mehr gut einschlafen.
Was hat Sie im Vorhinein zur Teilnahme motiviert?
Am meisten hat mich die Challenge motiviert, etwas auszuprobieren, was ich noch nie gemacht habe. Wissenschaft unterhaltsam zu vermitteln, macht mir großen Spaß. Ich habe auch bereits an einigen Science Slams teilgenommen. Das FameLab ist aber eine andere Herausforderung: ein Vortrag in drei Minuten, ohne PowerPoint, nur mit Dingen, die man mit auf die Bühne nimmt. In dem Moment, in dem ich die Anzeige gesehen habe und dachte, dass es sehr schwierig sein würde, habe ich mich angemeldet [lacht]. Und am selben Wochenende stand der Vortrag schon. Danach habe ich die Idee weiter verdaut und überlegt, was ich noch verbessern könnte.
Sie sagen selbst, dass drei Minuten sehr wenig Zeit sind. Da muss jede Formulierung sitzen. Wie haben Sie sich darauf vorbereitet?
Nach welchen Kriterien haben Sie sich letztendlich für Ihr Thema entschieden?
Ich habe mir überlegt, was das wichtigste Thema aus meinem Feld ist und bin schnell auf die Krebs-Impfungen gekommen. Es schien mir sinnvoll, mit DNA-Reparatur zu beginnen. Darüber hatte ich schon einmal in einem Science Slam gesprochen, aber mit einem ganz anderen Konzept. Über die Reparatur bin ich dann auf die Idee gekommen, Zellen mit Autos zu vergleichen. Es ist zwar ein Klischee, aber damit kann jede*r in Deutschland etwas anfangen und sich identifizieren. Statt also den Reparaturmechanismus mit DNA und Enzymen zu erklären, wollte ich über den TÜV sprechen. So ist die Geschichte dann wie von alleine entstanden und die Analogien kamen geflogen. Ich musste nichts hineinzwängen, was nicht gepasst hätte.
Was ist Ihre Take-Home Message des Wettbewerbs?
Vor allem nehme ich mit, dass sich die Challenge lohnt. Es ist gut, sich herauszufordern und Neues auszuprobieren. Etwas mit der Wissenschaftskommunikation zu erreichen, ist in letzter Zeit ein Traum für mich geworden. Und es ist wichtig, sich zu trauen, seinen Träumen zu folgen.
Inwiefern haben sich Ihrer Meinung nach die Dynamiken und die Relevanz der Wissenschaftskommunikation in den letzten Jahren verändert?
Warum halten Sie persönlich Wissenschaftskommunikation für wichtig?
Dass Wissenschaft komplex ist, sollte kein Grund sein, sie nicht zu kommunizieren. Wir forschen ja für Menschen. Deshalb müssen sie unbedingt von der Forschung erfahren. Es ist also unsere Aufgabe, Wissenschaft so verständlich zu erklären, dass sie für alle interessant wird. Es gibt endlos viel in der Wissenschaft, was man erkunden und lernen kann, auch als Wissenschaftler*in. Um es zu ignorieren, ist es einfach zu spannend.
Auf Ihrer Forschungsagenda stehen große Ziele wie Behandlungsstrategien für Krebserkrankte, Verbesserung der Lebensqualität und Senken der Mortalität. Wie finden Sie dabei Zeit für Wissenschaftskommunikation?
Sie sind auch Science Slammerin. Gibt es noch andere Formate der Wissenschaftskommunikation, die Sie einmal ausprobieren möchten?
Ich bin für alle Formate offen, die etwas mit Bühnen zu tun haben. Formate im Netz wie auf YouTube oder TikTok sind toll, aber nichts für mich. Ich fühle mich auf der Bühne am wohlsten, weil ich Kontakt mit dem Publikum habe und direkt Feedback bekomme. Kommt das Gesagte gut an? Kann ich das Thema gut erklären? Gibt es Momente, in denen etwas nicht gut funktioniert? Um mich weiterzuentwickeln, sind diese Reaktionen wichtig. Ein großartiges Format sind aber auch Podcasts. Vielleicht sollte ich das einmal als neue Herausforderung ausprobieren.
Was möchten Sie Menschen mitgeben, die mit der Wissenschaftskommunikation anfangen möchten?
In Karlsruhe und auch in Bielefeld sind nach der Show Kinder zu mir gekommen und haben mir gesagt, dass ihnen mein Vortrag Spaß gemacht hat. Das hat mich gefreut, denn es ist nicht leicht, Kinder länger zu unterhalten, ohne dass sie das Interesse verlieren. Ich finde, man sollte immer bedenken: Wenn man es schafft Kinder zu begeistern, gewinnt man vielleicht ein paar Wissenschaftler*innen für die Zukunft. Außerdem sollte man den Spaßfaktor nicht aus den Augen lassen. Es gibt viele Formate, in denen man Wissenschaft kommunizieren kann, aber ich denke, am meisten erreicht man, wenn man die Leute dabei zum Lachen bringt.
Anmerkung der Redaktion: Das NaWik als einer der drei Träger der Plattform wissenschaftskommunikation.de war als Partner und Teil der Jury am FameLab beteiligt.