Wissenschaft, Kommunikation, Journalismus – Über die Zusammenarbeit diskutieren am Freitag in unserer Session beim Forum Wissenschaftskommunikation der Molekularbiologe Emanuel Wyler, Journalistikprofessorin Ismeni Walter und Kommunikationschef Ralf Röchert mit dem Publikum. Wir haben sie schon mal gefragt: Welche Rolle spielen die drei Berufsgruppen in einer idealen Welt?
Alle an einem Strang oder jeder Berufsstand für sich?
Emanuel Wyler, Molekularbiologe am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin
Die Wissenschaft ist voll von Überraschungen, Unwägbarkeiten, gut versteckten Wundern, aber auch Sackgassen und Problemzonen. All das macht die Wissenschaft in der besten aller Welten zugänglich, indem sie sich in der Wissenschaftskommunikation der Gesellschaft gegenüber öffnet. Die Wissenschaft erzählt von Erkenntnissen, berichtet von Schwierigkeiten und Widersprüchen, nimmt Ideen und Kritik auf. Wissenschaft versteht dabei die Wissenschaftskommunikation nicht einfach als Schnittstelle nach außen, sondern als Teil wissenschaftlichen Arbeitens.
Das bedeutet nicht, dass die Eier legenden Wollmilchschweine in der Wissenschaft auch noch mehr Kommunikation übernehmen. So wie die Wissenschaft an sich extrem spezialisiert ist, müssen sich auch ihre Berufsbilder differenzieren. Wie wäre es also beispielsweise mit „embedded communicators“, die etwa die Hälfte ihrer Zeit als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten, und in der anderen Hälfte die Wissenschaft mit den anderen Teilen der Gesellschaft verbindet?
Ismeni Walter, Professorin für Journalismus an der Hochschule Ansbach
In einer idealen Welt bringt der Journalismus die Ergebnisse und Erkenntnisse der Wissenschaft und Science News allgemein verständlich auf den Punkt. Vereinfacht dort, wo es nötig ist, ohne zu verfälschen. Erklärt, was sie im Kern bedeuten, für den Einzelnen und für Viele. Stellt sie in einen größeren Kontext – gesellschaftlich, politisch und ökonomisch. Macht klar, wie der Wissenschaftsbetrieb tickt. Und fragt in jeder Hinsicht kritisch nach: Wissenschaftsjournalismus ist keine Hofberichterstattung aus dem Elfenbeinturm.
Ralf Röchert, Leiter Kommunikation und Medien am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung
Von Paul Watzlawick stammen viele schöne Sätze, darunter der Klassiker: „Man kann nicht nicht kommunizieren“. Nicht kommunizieren ist für die Wissenschaft als Teil der Gesellschaft keine Option.
Der Charakter von Beziehungskontexten wird wesentlich durch die Art der Kommunikation geprägt. Besser ist, sie bewusst zu gestalten. Im vielfältigen Beziehungsgeflecht zwischen Wissenschaft und Gesellschaft managen Kommunikationsabteilungen den Austausch zwischen Forschenden und anderen Menschen, darunter Journalistinnen und Journalisten. Manchmal gestalten sie ihn auch selbst. Klingt einfach, ist aber komplex. Die potenziellen Rollen und Aktivitäten der Kommunikatorinnen und Kommunikatoren sind in diesem Austausch genauso vielfältig wie die spezifischen Kontexte, in denen Kommunikation gefragt ist.
In einer idealen Welt verfügen Kommunikationsabteilungen über ausreichend Expertinnen und Experten in ihrem jeweiligen Metier, die professionell ausgebildet sind, ihre Neugier bewahren konnten, in deren Alltag Ressourcen im Einklang mit Aufgaben und Erwartungen stehen, und die sich in der Welt der Wissenschaft genauso zu Hause fühlen wie in der Welt „da draußen“.
Die Session beim Forum, Freitag, 9. November 2018, 11–12.30 Uhr
Wissenschaft, Kommunikation, Journalismus – Alle an einem Strang oder jeder Berufsstand für sich?
Moderation: Dr. Ulrike Brandt-Bohne, Wissenschaftskommunikation.de
Fishbowl-Session, 90 Minuten
Referentinnen und Referenten:
Emanuel Wyler, Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in der Helmholtz-Gemeinschaft
Ismeni Walter, Hochschule Ansbach
Ralf Röchert, Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI)