Eine gute Infografik erklärt, ohne zu überfordern. Doch viele sind überladen und schwer zu lesen. Sophia Phildius erklärt, wie man das mit ein paar einfachen Tricks ändern kann.
12 Tipps für bessere Infografiken
Infografiken und Illustrationen sind wertvolle Werkzeuge, um wissenschaftliche Themen verständlich zu vermitteln. Um diese Inhalte anschaulich aufzubereiten, kann es notwendig sein, sie zu vereinfachen. Die Herausforderung liegt dabei, die Inhalte so zu reduzieren, dass sie verständlich sind, ohne ihre Aussage zu verfälschen. Deswegen sollte jede Darstellung genau überprüft werden, ob sie den wissenschaftlichen Kontext noch sinnvoll repräsentiert. Es empfiehlt sich, bereits im Entstehungsprozess Feedback von Kolleg*innen und der Zielgruppe einzuholen.
Mit diesen Tipps zeige ich, wie eine gezielte Reduktion gelingen kann, ohne die wissenschaftliche Genauigkeit zu gefährden.
1. Die Relevanz der Aussage bewerten
Nicht alle Informationen sind für die Aussagekraft des Bildes unbedingt notwendig. Welches Detail trägt zur Verständlichkeit bei? Unnötige Teilaspekte können vereinfacht oder ganz weggelassen werden. Dazu teilt man die Inhalte in wichtige, weniger wichtige und unwichtige Informationen ein. So lässt sich leichter entscheiden, welche Details notwendig und welche unnötig sind.

2. Den gesamten Kontext berücksichtigen
Manche Zusatzinformationen sind notwendig, um eine Illustration richtig zu interpretieren. Reduktion darf nicht bedeuten, dass der Kontext verloren geht. Überflüssige Aspekte können getrost weggelassen werden, solange sie nicht entscheidend sind, um den Zusammenhang zu verstehen. Fehlender Kontext kann durch kurze Beschriftungen oder Begleittexte ergänzt werden.
3. Auf Dekorationen verzichten
Dekorative Elemente können eine Illustration schnell überladen und sie wird dadurch schwerer lesbar. Die eigentliche Aussage kann verloren gehen. Deswegen sollte auf rein ästhetische Verzierungen verzichtet werden, wenn sie keine inhaltliche Funktion haben. Die klare und sachliche Gestaltung trägt zu einer guten Verständlichkeit bei.
4. Eindeutige Abstraktionen nutzen
Detaillierte und realitätsgetreue Darstellungen sind oft schwer zu entschlüsseln. Abstraktionen oder schematische Darstellungen können dabei helfen, die Komplexität zu reduzieren und den Fokus auf das Wesentliche zu lenken. Eine sorgfältige Auswahl der notwendigen Details ist entscheidend, um Fehlinterpretationen zu vermeiden. Manchmal kann es helfen auf viuselle Elemente wie Texturen oder Schatten zu verzichten.
5. Fehlinterpretationen vermeiden
Eine reduzierte Darstellung kann zu verschiedenen Interpretationen oder Assoziationen führen. Falls mehrere Bedeutungen unvermeidbar sind, kann die Grafik durch erklärende Texte oder eine Legende ergänzt werden. Um Missverständnisse zu erkennen, kann die Darstellung direkt mit Kolleg*innen oder der Zielgruppe getestet werden.
6. Sinnvolle Gruppen bilden
Statt viele einzelne Elemente dazustellen, kann die Übersichtlichkeit durch Gruppierungen erhöht werden. Verwandte Elemente können zusammengefasst oder durch einen Stellvertreter darstellt werden. Ähnliche Prozesse oder Objekte lassen sich zum Beispiel durch farbliche oder räumliche Gruppierungen visuell zusammenfassen.

Infografik: Phildius Wissenskommunikation
Quellen: Deutscher Imkerbund, Länderinstitut für Bienenkunde Hohen Neuendorf
7. Prozesse und Dynamiken zeigen
Viele wissenschaftliche Inhalte sind nicht statisch, sondern dynamisch. Wird ein Prozess nicht als solcher dargestellt, kann das zu Missverständnissen führen. Falls ein Prozess schrittweise abläuft, sollte er auch als Sequenz dargestellt werden. Visuelle Hinweise wie Pfeile oder Zeitskalen verdeutlichen die Abfolge.
Der Prozess der Herstellung von Honig sollte möglichst verständlich und nachvollziehbar visualisiert sein.
Infografik: Phildius Wissenskommunikation
Quellen: Deutscher Imkerbund, Länderinstitut für Bienenkunde Hohen Neuendorf
8. Die passende Darstellungsform wählen
Jede gelungene Infografik beginnt mit der Wahl der richtigen Darstellungsform. Die Art der Information bestimmt, welches Format am besten passt. So eignen sich Diagramme für Zahlen und Vergleiche, Karten für geografische Daten und schematische Illustrationen für Abläufe. Um die beste Lösung zu finden, lohnt es sich mit Hilfe von Skizzen verschiedene Darstellungsformen auszuprobieren.
9. Unsicherheiten visualisieren
Wissenschaftliche Ergebnisse können Unsicherheiten beinhalten. Eine zu eindeutige Darstellung kann den Eindruck erwecken, es handele sich um gesicherte Fakten.

Infografik: Phildius Wissenskommunikation
Quellen: Institut für Bienenkunde Celle, Naturpark Schwarzwald
Falls Daten nicht hundertprozentig sicher sind, sollten sie entsprechend visuell gekennzeichnet sein, beispielsweise mit einer gestrichelten Linie oder einer blasseren Farbpalette. Falls eine Hypothese gezeigt wird, sollte diese auch klar als solche ersichtlich sein.
Die Auswahl der passenden Darstellung ist entscheidend für die Vermittlung des Lebens einer Sommerbiene.
Infografik: Phildius Wissenskommunikation
Quellen: Institut für Bienenkunde Celle, Naturpark Schwarzwald
10. Den Einfluss von Hierarchien beachten
Es wichtig darauf zu achten, wie Elemente in einer Darstellung angeordnet werden oder aus welcher Perspektive wir sie zeigen. Durch die Anordnung kann leicht der Eindruck entstehen, dass der eine Aspekt wichtiger als der andere ist. Daher sollte man prüfen, ob die Anordnung der Elemente eine unbeabsichtigte Wertung hervorruft.
11. Größenverhältnisse bewusst setzen
Oft ist es nicht möglich, reale Größenverhältnisse darzustellen, da sie für das Verständnis hinderlich sein könnten. Bewusste Verzerrungen hingegen können wichtige Aspekte hervorheben und Sachverhalte verständlich vermitteln. Deshalb sollten Größenverhältnisse bewusst eingesetzt werden und Vergrößerungen oder Verkleinerungen deutlich kommuniziert werden.
12. Maßeinheiten durchgängig verwenden
Die Größen innerhalb einer Grafik müssen stimmig sein. Es ist wichtig, konsistente Maßeinheiten und Skalen zu verwenden.

Infografik: Phildius Wissenskommunikation
Quellen: Länderinstitut für Bienenkunde Hohen Neuendorf
Vergrößerungen, Verkleinerungen und Ausschnitte sollten als solche markiert werden. Außerdem sollten die Farbcodes in allen Grafiken die gleiche Bedeutung haben, auch wenn sie sich über mehrere Seiten erstrecken.