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Bundestagswahl 2025 – das planen die Grünen

Wie will die Politik die Wissenschaftskommunikation stärken? Ob Finanzierung, Anerkennung oder Wissenschaftsjournalismus – wir haben die Parteien zur Bundestagswahl 2025 befragt. Die Antworten auf unsere Fragen von den Grünen im Überblick.

1) Welche Rolle spielt Wissenschaftskommunikation in Ihrer Partei und welche Schwerpunkte setzen Sie bei der systematischen Förderung?

Wissenschaftskommunikation hat für uns einen ganz zentralen Platz in unserem wissenschaftspolitischen Engagement. So kann Wissenschaftskommunikation über neue wissenschaftliche Erkenntnisse informieren, Neugierde für Forschung wecken und zum Mitforschen anregen. Gerade in Zeiten von Fake News und Desinformationen unterstützt sie faktenbasierte Entscheidungen in der Demokratie. Die enorme Bedeutung guter Wissenschaftskommunikation ist gerade während der Corona-Pandemie deutlich geworden.

Aus diesem Grund unterstützen wir die gesellschaftliche Rolle der Wissenschaft durch die Förderung von Wissenschaftskommunikation. Dazu zählen auch partizipative Formate wie Citizen Sciences, die das Verständnis für Wissenschaft auch dadurch erhöhen, dass Bürgerinnen und Bürger aktiv mitwirken können. Damit wollen wir sowohl Verschwörungsideologien entgegenwirken als auch einen besseren Schutz von engagierten Forschenden erreichen, die für ihre öffentlichen Aussagen bedroht werden.

„Aus diesem Grund unterstützen wir die gesellschaftliche Rolle der Wissenschaft durch die Förderung von Wissenschaftskommunikation.“ Die Grünen zur Bundestagswahl 2025

Auch unsere Grünen Abgeordneten im Bundestag haben in der jetzt zu Ende gehenden Wahlperiode dem Thema prominenten Raum gegeben, unter anderem durch Veranstaltungen zum Thema mit Vertreter*innen aus der Wissenschaft sowie einem gemeinsamen Antrag der damaligen Regierungskoalition mit dem Titel „Wissenschaftskommunikation systematisch und umfassend stärken“ (BT-Drucksache 20/10606).

2) Wie gedenkt Ihre Partei, langfristige Strukturen und nachhaltige Finanzierungsmodelle zu etablieren, um eine kontinuierliche Förderung der Wissenschaftskommunikation sicherzustellen?

Wir wollen einen nachhaltigen Kompetenzaufbau und eine Professionalisierung im Bereich der Wissenschaftskommunikation. Dabei unterstützen wir u.a. die Idee einer Förderung eines entsprechenden wettbewerblichen Sonderprogramms, das sich an Wissenschaftler*innen sowie Wissenschaftskommunikator*innen richten soll. Auch die Einführung eines gut dotierten Preises für Wissenschaftskommunikation und Wissenschaftsjournalismus erachten wir als sinnvoll. Forschende sollen noch systematischer bei ihrer Wissenschaftskommunikation unterstützt werden. Zudem wollen wir auch mit Bereichen außerhalb der Wissenschaft Kooperation und Verzahnung fördern.

Um in der Breite der Bevölkerung ein Verständnis für wissenschaftliches Denken und auch eigene wissenschaftsbasierte Erfahrungen zu stützen, wollen wir partizipative Wissenschaft und Bürgerwissenschaft (Citizen Science) noch stärker fördern. In diesem Zusammenhang wollen wir auch bereits etablierte Institutionen wie „Wissenschaft im Dialog“*, die Leibniz-Forschungsmuseen oder das „Futurium“, an denen Formate aus dem Bereich Bürgerwissenschaften schon umgesetzt werden, weiter stärken. Auch in der frühkindlichen Bildung und in der Erwachsenenbildung muss Wissenschaftskommunikation eine wichtige Rolle spielen. Dazu sollen Angebote wie die „Stiftung Kinder forschen“ und die „Stiftung Jugend forscht“ kontinuierlich gestärkt werden.

„Um die Rahmenbedingungen für Wissenschaftskommunikation zu verbessern, sollte sie systematisch auf allen wissenschaftlichen Karrierestufen verankert werden und integraler Bestandteil der Forschungsförderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sein.“ Die Grünen zur Bundestagswahl 2025

3) Eine bessere Anerkennung der Wissenschaftskommunikation bei der Leistungsbewertung von Forschenden wird häufig gefordert. Wie möchte Ihre Partei Anreize schaffen, um Wissenschaftskommunikation als festen Bestandteil wissenschaftlicher Arbeit zu etablieren?

Die Bedeutung von Wissenschaftskommunikation kann kaum hoch genug eingeschätzt werden. Darum ist es uns wichtig, Wissenschaftskommunikation zu professionalisieren und ihre Förderung zu verstärken. Wir wollen einen umfassenden Kompetenzaufbau, der sich systematisch an Wissenschaftler*innen auf allen Karrierestufen und an Wissenschaftskommunikator*innen richtet. Um die Rahmenbedingungen für Wissenschaftskommunikation zu verbessern, sollte sie systematisch auf allen wissenschaftlichen Karrierestufen verankert werden und integraler Bestandteil der Forschungsförderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sein. Zudem sollten Wissenschaftskommunikation und Vermittlung stärker als Profilelemente und in der Leistungsbewertung von Forschenden und wissenschaftlichen Institutionen Anerkennung finden.

4) Wie sehen Sie den Stellenwert unabhängiger journalistischer Strukturen, und welche Maßnahmen plant Ihre Partei, um Qualität und Vielfalt des Wissenschaftsjournalismus langfristig zu sichern?

Unabhängige journalistische Strukturen sind auch für den Bereich Wissenschaftsjournalismus von großer Bedeutung, wenn Vertrauen und Glaubwürdigkeit gegenüber der Öffentlichkeit aufgebaut und erhalten werden sollen. Unabhängiger Wissenschaftsjournalismus kann über neue wissenschaftliche Erkenntnisse informieren, diese einordnen und Debatten anregen. Doch insbesondere der Wissenschaftsjournalismus leidet unter dem finanziellen Druck vieler Redaktionen, in denen Personaleinsparungen in den jeweiligen Fachressorts auch den Wissenschaftsjournalismus bedrohen – trotz seiner wachsenden gesellschaftlichen Bedeutung.

Wissenschaftskommunikation braucht auch in Zukunft einen guten Wissenschaftsjournalismus, um die Gesellschaft in ihrer Breite zu erreichen. Hier könnte mit einer staatsfernen, unabhängigen Stiftung unterstützt werden. Dabei könnte im Bund auf bewährte Stiftungsmodelle zurückgegriffen werden. Damit könnten Innovationen und Weiterentwicklungen des Wissenschaftsjournalismus gefördert werden.

„Wissenschaftskommunikation braucht auch in Zukunft einen guten Wissenschaftsjournalismus, um die Gesellschaft in ihrer Breite zu erreichen.“ Die Grünen zur Bundestagswahl 2025

5) Drohungen und Anfeindungen gegen Forschende, die öffentlich kommunizieren, nehmen zu. Welche Maßnahmen hält Ihre Partei für notwendig, um den Schutz dieser Forschenden zu gewährleisten?

Wir bekennen uns ganz klar zur Wissenschaftsfreiheit und fordern dies von allen demokratischen Kräften in unserem Land ein. Leider ist es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Situationen gekommen, in denen Wissenschaftler*innen öffentlich beschimpft, angefeindet und bedroht worden sind, wenn sie ihre Forschungsergebnisse in den Medien kommuniziert haben. Diesen Zustand darf eine freie Gesellschaft, in der Wissenschaftsfreiheit ein hohes Gut ist, nicht einfach hinnehmen. Wenn Forscher*innen dazu ermutigt werden sollen, die Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Arbeit öffentlich zu kommunizieren, müssen sie vor solchen Anfeindungen geschützt werden und schnelle Unterstützung erhalten. Auch auf diesem Weg muss die grundgesetzlich garantierte Wissenschaftsfreiheit sichergestellt werden.

Ganz konkret unterstützen wir zudem Einrichtungen wie die Anlaufstelle „SciComm-Support“*, die Wissenschaftler*innen und Wissenschaftskommunikator*innen bei Anfeindungen aufgrund ihrer Aktivitäten im Bereich Wissenschaftskommunikation unterstützt und berät.

Für diese Reihe haben wir alle Fraktionen angefragt, die aktuell im Bundestag vertreten sind.


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