Wir reden über… Fakt-Checking und den #eXit

Das Wisskomm-Update gibt alle 14 Tage einen Überblick über aktuelle Themen, Debatten und Trends. Außerdem finden Sie hier aktuelle Termine und Forschungsergebnisse zur Wissenschaftskommunikation.

Was gibt’s Neues?

Das Ende des Meta-Fakt-Checkings: Ein Blick aus Medien und Forschung 

 Der Social Media Konzern Meta beendet die Zusammenarbeit mit Faktenprüfer*innen in den USA – stattdessen setzt Mark Zuckerberg auf „Community Notes“, wie sie auch auf Elon Musks Plattform X zum Einsatz kommen. Auch wenn die Ankündigung zunächst nur die Plattformen in den USA betrifft, löste Zuckerbergs Ankündigung auch in Europa Sorge um Fakten als Basis für Meinungsfreiheit aus. „Tatsachenüberprüfung als Mittel der Zensur umzudeuten ist ein Grenzübertritt, den wir markieren müssen“, schreibt zum Beispiel ARD-Vorsitzender Florian Hager auf LinkedIn

Auch der niederländische Psychologe Sander van der Linden, der in Cambridge zum Thema Desinformation forscht, äußerte sich besorgt. Im Interview mit Nature betont er die Wirksamkeit von Fakt-Checking, wodurch die Fehleinschätzung falscher Behauptungen zumindest zum Teil verringert werde. Zwar können auch „Community Notes“ Fehlinformationen korrigieren, den Faktencheck jedoch durch eine Selbstüberprüfung der Community zu ersetzen, würde die Dinge erheblich verschlechtern , schätzt van der Linden. 

Der große eXit: Warum die Forschung X verlässt

Nachdem im Dezember einige Journalist*innen, Autor*innen und Wissenschaftler*innen die Plattform X verlassen hatten, folgt nun die nächste eXit-Welle: Unter Hashtags wie #SciXit und  #WissXit findet man beispielsweise auf Bluesky zahlreiche Meldungen von Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die sich von ihrer Präsenz auf Elons Musks Kurznachrichtendienst X verabschieden. 

“Der Rückzug ist Folge der fehlenden Vereinbarkeit der aktuellen Ausrichtung der Plattform mit den Grundwerten der beteiligten Institutionen: Weltoffenheit, wissenschaftliche Integrität, Transparenz und demokratischer Diskurs”, heißt es in der gemeinsamen Pressemitteilung der über 60 beteiligten Institutionen. Das Ziel der Aktion sei es, “ein klares Zeichen gegen die Verbreitung von Fake News und die politische Instrumentalisierung von Social Media” zu setzen, wie DFG-Präsidentin Dr. Katja Becker in einer Pressemitteilung der Deutschen Forschungsgemeinschaft erklärt.

Achim Zolke von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf freut sich über das breite Medienecho, das die Aktion gefunden hat und betont in seinem LinkedIn-Beitrag: “Niemand wendet sich ab vom Dialog und Diskurs.” Stattdessen wollen die beteiligten Einrichtungen ihre Präsenz auf anderen Plattformen ausbauen.

Georg von Holtzbrinck Preis für Wissenschaftsjournalimus

Die Ausschreibung für 2025 ist gestartet und endet am 30. März. Mit dem Georg von Holtzbrinck Preis werden jährlich „herausragende Leistungen auf dem Gebiet des Wissenschaftsjournalismus“ ausgezeichnet. Der Preis wird in den Kategorien Text, Elektronische Medien und Short Form vergeben und ist mit jeweils 10.000 Euro dotiert, der Nachwuchspreis mit 5.000 Euro. Die eingereichten Arbeiten sollen allgemein verständlich sein und zur Popularisierung wissenschaftlicher Inhalte beitragen. Weitere Informationen gibt es hier.

Außerdem in diesem Update: Forschung zu Vertrauen in die Wissenschaft, puzzelnde Ameisen, ein runder Geburtstag und  spannende Termine und Stellenangebote zum Jahresbeginn.

Und die Forschung?

Welche Rolle spielt die zunehmende Digitalisierung der Medienwelt für das Vertrauen in die Wissenschaft? Um diese Frage kreist der aktuelle Schwerpunkt vom Journal of Science Communication (JCOM). Fabian Zimmermann, Christine Petersen und Matthias Kohring von der Universität Mannheim haben festgestellt, dass sich hohes Vertrauen positiv auf die Nutzung etablierter journalistischer und wissenschaftlicher Online-Quellen auswirkt. Menschen mit wenig oder keinem Vertrauen in die Wissenschaft greifen hingegen eher auf Telegram und „alternative“ Online-Medien zurück.
Ergebnisse einer Studie von Markus Schug, Helena Bilandzic und Susanne Kinnebrock von der Universität Augsburg zeigen, dass Wissenschaftler*innen in kontroversen Forschungsbereichen wie Covid-19 oder Klimawandel als weniger vertrauenswürdig und authentisch wahrgenommen werden als Wissenschaftler*innen in weniger kontroversen Bereichen. 

Ein Forschungsteam um Roberta Lima vom LAJA (Environmental Justice Laboratory) hat den brasilianischen Klimawandeldiskurs von 2014 bis 2022 auf Instagram, Facebook und Twitter untersucht. Skepsis und Anfechtung wissenschaftlicher Autorität nahmen in diesem Zeitraum nicht zu. Es zeigte sich aber eine subtile Verschiebung hin zur Verwendung von Unsicherheit als rhetorisches Mittel, um das Vertrauen in den wissenschaftlichen Diskurs zu untergraben. Mehr zu diesem Schwerpunkt in unserem aktuellen Forschungsrückblick.

Termine

📆 24. bis 28. Februar 2025 | Neue digitale Themenrunde zu KI und Politik bei I’m a Scientist* | Mehr  

📆 17.März 2025| Anmeldung geöffnet für Famelab Germany | Mehr 

📆 16. Januar  2025, 17 Uhr online| Einführung in die Grundlagen der Podcast-Erstellung, speziell im Kontext der Wissenschaftskommunikation| Mehr

Social Media

Der kleine Elefant von der Sendung mit der Maus wird 50!

 🥳 Herzlichen Glückwunsch 🎂

“Fundstück” des Monats

Einen Gegenstand durch ein Hindernis manövrieren – Wie gut lösen Menschen und Ameisen diese Aufgabe? 🐜

Das Video der Forschungsgruppe um Prof. Ofer Feinerman vom Weizmann Institute of Science erhielt in den sozialen Medien  enorm viel Aufmerksamkeit. Forschung, die viral geht 👇

Jobs

🔉 Referent*in für Öffentlichkeitsarbeit (m/w/d) | Medizinische Fakultät der Universität Bonn (Bewerbungsschluss: 05. Februar 2025)

🔉 Referent*in Wissenschaftskommunikation und PR (m/w/d) |Bucerius Law School Hochschule für Rechtswissenschaft gGmbH (Bewerbungsschluss: 02. Februar 2025)

🔉Wissenschaftliche Mitarbeit im Projekt Modellierung überfachlicher Wissenschaftskommunikationskompetenz |Leibniz Universität Hannover (Bewerbungsschluss: 20. Januar 2025)

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