Von der Physik in den Wissenschaftsjournalismus – für Sabrina Patsch war das ein Sprung ins Ungewisse. Warum sich der Sprung gelohnt hat und wie sie mit Menschen umgeht, die sich auch durch Fakten nicht von wilden Theorien abbringen lassen, erzählt sie im Jobprofil.
Im Profil: Sabrina Patsch
Karriereleiter, Karrieresprungbrett oder Karrierekarussell – Wie war Ihr Weg in den Wissenschaftsjournalismus?
Schon während meiner Promotion habe ich nebenbei für verschiedene Magazine und Zeitschriften geschrieben. Ich habe mir damals ein Herz gefasst und die Redaktion vom Physik-Journal einfach mal angeschrieben und gefragt, ob ich einen Artikel für sie schreiben könnte. Das war für mich ein guter Einstieg, weil die Redaktion sehr nett war und es kein Problem war, dass ich noch nicht so viel Erfahrung hatte. Dabei habe ich gemerkt, dass mir das Schreiben sehr viel Spaß macht.
Aber dann die Forschung ganz hinter mir zu lassen, um hauptberuflich im Wissenschaftsjournalismus zu arbeiten, das hat mich Überwindung gekostet und war wie ein Sprung ins Ungewisse. Aber es hat alles geklappt, ich habe nach der Promotion ein Volontariat beim Tagesspiegel gemacht und gleich danach eine Stelle als Wissenschaftsredakteurin beim Magazin c’t bekommen. Es war also nie ein Schritt ins Dunkel, sondern ich hatte immer den nächsten Schritt vor Augen. Das hat mir bei der Entscheidung geholfen.
Was sind die größten Herausforderungen in Ihrem Job und warum lohnt es sich trotzdem jeden Tag?
Ich bekomme oft E-Mails von Leuten, die meinen, sie hätten die großen Fragen der Physik gelöst oder Einstein widerlegt.
Mit diesen Leuten zu diskutieren, macht oft keinen Sinn. Viele fühlen sich bestätigt, wenn ich widerspreche und meinen, das würde meinen Horizont übersteigen oder das würde meine eigene Forschung widerlegen. Es ist eine Herausforderung, damit umzugehen, dass man manche Menschen auch mit Fakten nicht von ihrer Meinung abbringen kann. Davon darf man sich nicht entmutigen lassen.
Ich bekomme aber auch viele Mails, von Leuten, die mir schreiben, dass sie meine Artikel spannend finden und sich freuen, dass sie das Thema nun endlich verstanden haben.
Das freut mich immer sehr und zeigt mir, dass ich auch die Menschen erreiche, die ich erreichen will.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Wissenschaftsjournalismus?
Seit der Pandemie hat der Wissenschaftsjournalismus an Bedeutung gewonnen. Ich wünsche mir, dass sich dieser Trend fortsetzt oder besser sogar noch verstärkt. Wissenschaftsredaktionen sollten weiter ausgebaut werden, auch um für eine mögliche neue Pandemie gewappnet zu sein. Thematisch sollte es im Wissenschaftsjournalismus mehr um die Vermittlung von Wissenschaftsverständnis gehen. Wenn die Menschen verstehen, wie Wissenschaft funktioniert, kann man Querdenkern zuvorkommen, die die Unsicherheiten, die in der Forschung normal sind, instrumentalisieren.
Ihre wichtigsten Tipps für den Wechsel von Forschung in den Wissenschaftsjournalismus sind…?
Mein klarer Tipp ist: Einfach machen! Man muss sich trauen zu schreiben, um herauszufinden, ob es einem liegt. Mir hat es sehr geholfen, Leute, die im Wissenschaftsjournalismus arbeiten, nach ihren Tipps und Erfahrungen zu fragen.
So habe ich gelernt, dass es nicht nur einen Weg in den Journalismus gibt. Das hat mich anfangs auch verunsichert, weil ich nicht wusste, wie ich selbst meinen Weg am besten gehen sollte.
Aus diesen einzelnen Geschichten habe ich dann die Inspirationen gezogen, die ich für mich als sinnvoll empfunden habe.
Ein schöner Nebeneffekt war, dass ich so auch an Schreibaufträge gekommen bin. So konnte ich mein Portfolio erweitern, was wiederum wichtig ist, um sich bei Redaktionen zu bewerben.
Sabrina Patsch ist promovierte Physikerin. Seit dem Studium engagiert sie sich leidenschaftlich in der Wissenschaftskommunikation, sei es beim Tag der offenen Tür, Girls Day, Science Slam oder ähnlichen Formaten. 2021 wurde sie deutsche Vize-Meisterin im Science Slam, von 2022 bis 2024 war sie City Koordinatorin von Pint of Science Berlin. Parallel zu ihrer Promotion wandte sie sich bereits dem Wissenschaftsjournalismus zu, startete ihren eigenen Blog Physicus Minimus und veröffentlichte Artikel unter anderem in Spektrum der Wissenschaft, c’t und dem Physik Journal. Seit Juli 2024 ist sie Wissenschaftsredakteurin bei c’t. Foto: Privat