Das Wisskomm-Update gibt alle 14 Tage einen Überblick über aktuelle Themen, Debatten und Trends. Außerdem finden Sie hier aktuelle Termine und Forschungsergebnisse zur Wissenschaftskommunikation.
Wir reden über… sinkendes Vertrauen in die Medien
Was gibt’s Neues?
Leitlinien für unbefristete wissenschaftliche Stellen
Die Hochschulrektorenkonferenz und die Junge Akademie haben gemeinsam Leitlinien zur Schaffung unbefristeter wissenschaftlicher Stellen neben der Professur verabschiedet. Diese sollen Planbarkeit und Transparenz in der akademischen Karriere fördern. Vorgeschlagen werden drei Stellenkategorien: Lecturer, Researcher und Academic Manager, die nicht an eine Professur gebunden sind und selbstständige Forschung und Lehre ermöglichen. Im Aufgabenprofil der Academic Manager ist auch das Kommunikationsmanagement vorgesehen. Die Leitlinien sollen dazu beitragen, dass Karrierewege in der Wissenschaft langfristig stabilisiert werden.
Digital News Report: Vertrauen in Medien sinkt
Der Reuters Digital News Report 2024 thematisiert den Rückgang des Vertrauens in Medien und eine zunehmende Nachrichtenvermeidung. Beides ist auch in Deutschland besonders deutlich zu beobachten. Viele Menschen fühlen sich von ständigen Krisenmeldungen überwältigt und wenden sich alternativen Medien zu, die einfachere und beruhigende Narrative bieten. 33 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich mit KI-generierten Nachrichten zu den Themen „Wissenschaft und Technologien“ sehr unwohl fühlen. Bei der Frage nach dem Nachrichtenteil, der bei den Leser*innen am meisten von Interesse war, landeten Wissenschaft und Technologie auf Platz sechs, also weit hinter Sport (Platz eins) und Politik (Platz zwei).
Christian Drosten kritisiert Medien
Der Virologe Christian Drosten hat scharfe Kritik an der Art und Weise geübt, wie Medien wissenschaftliche Themen behandeln. Im Interview mit dem Spiegel spricht er über sein neues Buch, das er gemeinsam mit dem Journalisten Georg Mascolo über die Coronapandemie geschrieben hat. Er bemängelt, dass Interviews oft stark verkürzt und sensationell überschrieben werden. Drosten fordert eine differenzierte Berichterstattung, die die Komplexität wissenschaftlicher Forschung angemessen wiedergibt. Im Interview reagiert Mascolo auf diese Aussagen: „Ich kann viele Kritikpunkte zwar nachvollziehen, störe mich aber an pauschaler Medienkritik.“
Wissenschaftsfreiheit: bedroht oder nicht?
Anlässlich der Veröffentlichung der „Grundsätze und Empfehlungen zur Wahrung und Förderung der Wissenschaftsfreiheit in Deutschland“ betonte Akademiepräsident Christoph Markschies in seinem Bericht „Ist die Freiheit der Wissenschaft bedroht? Und wenn ja: durch wen?“ die zentrale Bedeutung der Wissenschaftsfreiheit und sprach von den Herausforderungen, die sie mit sich bringe. Er hob besonders hervor, dass die Grundfinanzierung für Universitäten unerlässlich ist: „Wissenschaftsfreiheit ohne eine auskömmliche Grundfinanzierung der Universitäten ist ein wirkungsloser Papiertiger, ein wirkungsloser Grundrechtspapiertiger.“ In seinem Bericht betont Markschies die Dringlichkeit, den Grundwert der Wissenschaftsfreiheit vor allem in Zeiten polarisierter Debatten zu schützen, um die rationale Argumentation und freie Forschung zu fördern. Weiteres zum Thema finden Sie auch in unserer aktuellen Reihe zu Freiheit und Verantwortung.
Außerdem in diesem Update: Forschung zu vertrauensbildenden Eigenschaften von Wissenschaftler*innen, eine Unterhausdebatte zum Thema Wissenschaftsfreiheit und praktische Tipps für Wissenschafts-Podcasts.
Und die Forschung?
Wie gut „verkauft“ sich Wissenschaft in den sozialen Medien? Ein Forschungsteam um Kaija Biermann von der Technischen Universität Braunschweig hat die Twitter/X-Kommunikation von acht öffentlich präsenten Wissenschaftler*innen in der Coronapandemie untersucht. Deren Tweets enthielten häufiger wissenschaftliche Evidenz, die Reaktionen darauf mehr anekdotische Evidenz. Die Ergebnisse der Studie sprechen dafür, dass Tweets häufiger geteilt wurden, wenn sie wissenschaftliche Evidenz enthielten.
Wichtig für die Wahrnehmung von Informationen ist auch das Thema Vertrauen. Ein Team um Ben Seyd von der University of Kent hat anhand früherer Studien untersucht, wie sich Eigenschaften von Wissenschaftler*innen darauf auswirken, wie sehr Menschen ihnen vertrauen. Es zeigt sich, dass die Wahrnehmung wissenschaftlicher Kompetenz eine wichtige Rolle spielt, aber auch auf der Bewertung von Wohlwollen und Integrität beruht. Das Vertrauen ist größer, wenn angenommen wird, dass die Wissenschaftler*innen ein gewisses Verständnis und Einfühlungsvermögen für die breitere Bevölkerung mitbringen.
Termine
📆 5. Juli 2024 | Unterhausdebatte „Was darf Forschung? Über Freiheit und Grenzen von Wissenschaft“ | Mehr
📆 4. – 6. Dezember 2024 | PartWiss-Konferenz 2024 „Leitlinien für Partizipation in der Forschung“ in Berlin | Mehr
Neue Themenreihe: Freiheit und Verantwortung
Jobs
🔉 Wissenschaftliche*n Mitarbeiter*in im Projekt Impact Unit | Wissenschaft im Dialog*, Berlin (Bewerbungsschluss: 14. Juli 2024)
🔉 Mitarbeiter*in Büro- und Veranstaltungsorganisation | Wissenschaft im Dialog*, Berlin (Bewerbungsschluss: 7. Juli 2024)
Weitere Stellenangebote finden Sie in unserer Jobbörse – exklusiv für Stellen aus der Wissenschaftskommunikation. Hochschulen, Forschungsinstitutionen, Stiftungen und Co können ihre Stellenangebote direkt an Besucher*innen unseres Portals richten.
Impressionen
Wie finde ich ein Publikum für meinen Wissenschaftspodcast – darüber haben Expert*innen bei einer Online-Austauschrunde zu Podcasts in den Geisteswissenschaften diskutiert. Im Blog der Plattform fasst die Redaktion alleTipps zusammen. Unter den Top drei: Erwartungen anpassen, Zielgruppe von Anfang an definieren und einen kommerziellen Host nutzen.
* Wissenschaft im Dialog (WiD) ist einer der drei Träger des Portals Wissenschaftskommunikation.de.