Das Wisskomm-Update gibt alle 14 Tage einen Überblick über aktuelle Themen, Debatten und Trends. Außerdem finden Sie hier aktuelle Termine und Forschungsergebnisse zur Wissenschaftskommunikation.
Wir reden über… Vielfalt, Wissenschafts-PR und virtuelle Realität
Die Themen
– Was gibt’s Neues?
– Und die Forschung?
– Termine
– Social Media
– Kommentar aus der Community
– Formatetipp
– Jobs
– Impressionen
Was gibt’s Neues?
In den vergangenen Tagen haben mehr als eine Million Menschen gegen Rechts demonstriert. Die Recherche von Correctiv hatte nicht nur in der Politik einen seismischen Effekt, sondern auch in Forschungsorganisationen und Hochschulen für Aufsehen gesorgt. Patrick Cramer verleiht dem Ausdruck, wenn er schreibt: „Wissenschaft und Wirtschaft – wir alle – brauchen eine offene Gesellschaft!“. Die Wissenschaft(skommunikation) profitiert von der Vielfalt der Stimmen, Perspektiven und Erfahrungen. Cramer äußert seine Besorgnis über die rassistischen Angriffe an der Universität in Greifswald und fordert Kommunikator*innen auf, „Worte verantwortungsvoll zu wählen und die Grenzen des Sagbaren nicht zu verschieben“.
Wissenschafts-PR sorgt immer wieder für Diskussionen. Diesmal kommentiert Markus Steinmayr in der FAZ, dass sich die Hochschulkommunikation zu sehr dem Marketing annähere: „Man kann in dieser Anpassung an die Marketingkommunikation eine Form des akademischen Kapitalismus sehen.“ Der Literaturwissenschaftler zitiert Julika Griem: „[…] es kann nicht nur darum gehen, Personen, Drittmittelrekorde oder ganze Hochschulen zu verkaufen wie Schokoriegel oder Kleinwagen.“ Aus seiner Sicht verschwindet durch die Orientierung an ökonomischen Formaten der „streitbare Intellektuelle“ aus der Hochschulkommunikation.
„Elben mag man eben“ – hinter diesem charmanten Titel verbirgt sich ein Bericht über die Tolkien-Tage in Österreich, eine Veranstaltung, bei der Wissenschaft und Popkultur, Fantasie und Fakten aufeinandertreffen. Eine Öffnung der Wissenschaft in Richtung Popkultur sei nur konsequent, sagt Anna-Sophie Jürgens, Dozentin für Wissenschaftskommunikation an der Australian National University in Canberra. Laut Sebastian Streitberger, Mitorganisator der Tolkien-Tage, macht die Wissenschaft oft einen guten Job, „schaffe es aber nicht, die Menschen damit zu erreichen. Über ein popkulturelles Thema hingegen habe man die Aufmerksamkeit, danach sei es auch leichter, über ein Thema zu informieren, das auf den ersten Blick für manche nicht so spannend sei. Die Popkultur könne hier ein erster Impuls für das wissenschaftliche Interesse sein.“ Wir sagen: Wisskomm kann man an den unwahrscheinlichsten Orten finden.
Außerdem in diesem Update: die Ergebnisse des Wissenschaftsbarometers 2023 aus geisteswissenschaftlicher Perspektive, unser Beitritt zu Bluesky, Reddit als reichweitenstarkes Format für die Wissenschaftskommunikation und eine Empfehlung für alle, die von SEO genervt sind.
Viel Spaß beim Stöbern – wenn Sie Themenvorschläge oder Feedback für uns haben, können Sie uns jederzeit hier erreichen: redaktion@wissenschaftskommunikation.de
Und die Forschung?
Fühlen wir uns Wissenschaftler*innen näher, wenn wir Gemeinsamkeiten mit ihnen entdecken? Das hat ein Forschungsteam der Wildlife Conservation Society in einem Persönlichkeits-Matching-Spiel in verschiedenen Umgebungen untersucht. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Informationen über persönliche Gemeinsamkeiten die wahrgenommene Nähe zu Wissenschaftler*innen erhöhen kann. Und was erhöht die Nähe zur Wissenschaft? Ein Forschungsteam der University of Missouri und der University of Central Missouri hat die Wirkung von immersiver virtueller Realität (VR) mit Flachbildschirm-Videos zu Umwelt-Themen verglichen. Es zeigte sich, dass die VR-Erfahrung mit einer positiveren Wahrnehmung der Videos, einer umweltfreundlicheren Einstellung und entsprechenden Verhaltensabsichten verbunden war.
Termine
📆 8. Februar 2024, Online | Bewerbungsschluss der neuen I’m a Scientist* Themenrunde „Künstliche Intelligenz“ | Mehr
📆 5.–9. Februar 2024, Hamburg | Woche der Wissenschaftskommunikation | Mehr
📆 11. Februar 2024, Online | Bewerbungsschluss des #FactoryWisskomm-Fellowship | Mehr
Social Media
In eigener Sache: Wir sind jetzt bei Bluesky und freuen uns auf den Austausch mit Ihnen! Schauen Sie mal auf unserem Profil vorbei. Die Wisskomm-Community ist zwar noch klein, aber es tut sich bereits einiges. Jetzt erstmal losgetwittert, äh, getrötet .. na, Sie wissen schon!
Kommentar aus der Community
Kristin Oswald ordnet im Blog die Ergebnisse des Wissenschaftsbarometers 2023 aus geisteswissenschaftlicher Perspektive ein. Sie beobachtet, dass viele Ergebnisse zur Einstellung gegenüber Wissenschaft von Bildungshintergrund, Alter und politischer Einstellung abhängen. Die Geistes- und Sozialwissenschaften würden sich mit 50 Prozent Zustimmung weiterhin großer Beliebtheit erfreuen und lägen damit hinter den Lebenswissenschaften auf Platz zwei. Die Archäologin und Historikerin empfiehlt stärker zu berücksichtigen, was Rezipient*innen von Wisskomm interessant finden könnten: „Für die Wissenschaftskommunikation in den Geisteswissenschaften zeigt sich erneut, wie wichtig aktualitäts- und zielgruppenbezogene Kommunikationsmaßnahmen sind, die eine Verbindung zum täglichen Leben aufweisen.“
Formatetipp
Mit 57 Millionen täglich aktiven Nutzern bezeichnet sich Reddit selbst als die „Startseite des Internets“. Die Plattform ermöglicht es registrierten Nutzern, Inhalte in verschiedenen Formaten zu teilen und zu kommentieren, wobei Up- und Downvotes die Sichtbarkeit beeinflussen. Durch Subreddits, spezialisierte Foren, können Forscher*innen ihre Zielgruppe direkt ansprechen, wobei die strenge Moderation Hass und Desinformation eindämmt. Wenn ein Post viel Interaktion erfährt, kann er viral gehen und auf der Startseite landen, wodurch Menschen angesprochen werden, die sich sonst nicht mit dem Thema beschäftigt hätten. Beispiele für relevante Subreddits und weitere Tipps finden Sie in unserer Formatdatenbank.
Jobs
🔉 Online-Redakteur*in – Externe Kommunikation (w/m/d) | Forschungszentrum Jülich GmbH, Jülich bei Köln (Bewerbungsschluss: 28. Januar 2024)
🔉 Tour-Begleiter*innen für das Energiemobil im Projekt Wissenschaftskommunikation Energiewende* | WiD, Berlin (Bewerbungsschluss: 18. Februar 2024)
🔉 Studierende als Ausstellungsbetreuer*innen auf der MS Wissenschaft* | WiD, Berlin (Bewerbungsschluss: 18. Februar 2024)
🔉 Communication Manager (w/m/d) | Max-Planck-Institut für Festkörperforschung, Stuttgart (Bewerbungsschluss: 31. März 2024)
Weitere Stellenangebote finden Sie in unserer Jobbörse – exklusiv für Stellen aus der Wissenschaftskommunikation. Hochschulen, Forschungsinstitutionen, Stiftungen und Co können ihre Stellenangebote direkt an Besucher*innen unseres Portals richten.
Impressionen
Pflichtlektüre für alle, die „irgendwas mit Medien machen“ und sich deshalb mit Suchmaschinenoptimierung beschäftigen. Mira Sato zeigt anhand eines visuell eindrucksvollen Scrollytelling-Artikels, wie eine Website immer weiter optimiert wird, bis sie auf fast unheimliche Weise der Reihe der immer ähnlicher werdenden Klone gleicht. Sie schreibt: „Bit by bit, the internet has been remade in Google’s image. And it’s humans – not machines – who have to deal with the consequences.“
* Wissenschaft im Dialog (WiD) ist einer der drei Träger des Portals Wissenschaftskommunikation.de.