Seit Anfang November findet im Universum® Bremen der neue Experimentierklub „isso?! Eure Science Clique im Universum®” statt. Für jeweils drei Monate können 20 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 14 Jahren gemeinsam tüfteln und experimentieren. Ein Gespräch mit Christine Schorr, Leiterin der Bildungsabteilung des Universum®, über die Entwicklung des Experimentierklubs, Science Cliquen und Zombie-Lametta.
„Ich wünsche mir, dass wild geforscht und experimentiert wird“
Frau Schorr, was ist die Idee hinter dem Experimentierklub „isso?! Eure Science Clique im Universum®”?
Menschen zu begeistern ist unsere Hauptleidenschaft und Motivation. Wir wollen zeigen: „Naturwissenschaften sind überall – macht mit und probiert aus!“ Die Idee eines Experimentierclubs für Kinder und Jugendliche kam nicht nur vor dem Hintergrund der Nachwuchsförderung auf. Es gibt zwar viele Freizeitangebote im Sport- oder Kunstbereich, doch Kinder mit einem Herz für Naturwissenschaft und Technik gehen oft leer aus. Als Kind hätte ich gerne eine „Pettersson und Findus“- oder „Daniel Düsentrieb“-Werkstatt gehabt.
Die Zielgruppe ist mit Jugendlichen zwischen 10 und 14 Jahren sehr klar definiert. Wie kam es zu dieser genauen Festlegung und welche Rolle spielte sie in der Erstellung des Konzepts?
Wir bieten schon lange vielfältige Angebote für unterschiedliche Zielgruppen an, beispielsweise unsere Formate für Schulklassen. Außerdem sind wir Austragungsort des Regionalwettbewerbs Bremen-Mitte von „Jugend forscht“. Dabei hat sich herausgestellt, dass es lohnenswert ist, mit dieser konkreten Zielgruppe zu starten. 10 bis 14-Jährige sind schon alt genug, um zum Beispiel in Institute zu gehen und Wissenschaftler*innen zu besuchen. Dafür sind Grundschüler*innen vielleicht noch zu jung, während mit der einsetzenden Pubertät ab 14 das Interesse schlagartig abnimmt. Wir möchten den Teilnehmer*innen ein Angebot machen, das zu ihren altersbezogenen Interessen passt. Gleichzeitig sollen unsere insgesamt 20 Teilnehmer*innen auch selbst überlegen, wen oder was sie befragen und besuchen möchten. Das ist eine Gratwanderung: Was möchten die Teilnehmer*innen und was ist möglich und sinnvoll? In der Beantwortung dieser Frage greifen wir auf unsere jahrelange Erfahrung zurück.
Mit welcher Partnerinstitution haben Sie das Projekt entwickelt?
Wir haben das Konzept zusammen mit der Beratungsagentur Futur Zwei entwickelt. In gemeinsamen Workshops haben wir Ideen und Ausrichtung des Experimentierklubs für Kinder und Jugendliche erarbeitet. Was sind die Kerninhalte, wie wollen wir sie vermitteln? Es soll ein Angebot für alle sein, kostenlos und möglichst niederschwellig, sodass auch benachteiligte Kinder und Jugendliche teilnehmen können. In der Durchführung gibt es keine weiteren Kooperationspartner, das machen wir im Haus. Dazu sitzen wir gut eingebettet am Technologiepark in direkter Nähe zu vielen Instituten, die wir besuchen können. Hinzu kommen natürlich unsere eigenen Ausstellungen, die uns helfen, eigenen naturwissenschaftlichen Fragestellungen nachzugehen.
„Clique” klingt nach einer Gruppe von Freund*innen, die gemeinsam etwas unternehmen. Wie wird aus den teilnehmenden Jugendlichen eine „Science Clique“?
Wir hoffen natürlich, dass wir das über die Methodik schaffen. Wir haben die Gruppendynamik im Blick und starten mit Aktivitäten, die das Kennenlernen erleichtern sollen. Das haben wir lange diskutiert: Es muss die Balance geschaffen werden zwischen dem Ermöglichen einer Clique, ohne diese hermetisch zu schließen. Unsere Hoffnung ist, dass sich durch das gemeinsame Experimentieren ein Zusammenhalt, Freundschaften und eben eine Clique bilden. Allerdings wollen wir nicht nur 20 Kindern ermöglichen, auf ewig eine Clique zu sein. Ein Thema, also ein Projektabschnitt dauert drei Monate. Danach können die Kinder, wenn sie sich erneut anmelden, weitermachen, der Klub ist dann aber auch zugänglich für neue Teilnehmer*innen.
Das erste Thema des Experimentierklubs klingt mit „Keks-Vampire und Zombie-Lametta“ sehr unterhaltsam. Welche wissenschaftlichen Inhalte wollen Sie vermitteln?
Den konkreten Verlauf des Experimentierklubs sollen alle Teilnehmer*innen aktiv mitgestalten können. Wie wird das in der Praxis aussehen?
Am Anfang steht ein Brainstorming, in dem wir gemeinsam mit den Teilnehmer*innen überlegen, wo es hingehen kann. Manche Kinder haben erstaunlich konkrete Vorstellungen, andere sind dankbar für Ideen. Welche der Ideen schlussendlich umgesetzt werden, wird in Kleingruppen entschieden. Drei Kolleg*innen arbeiten in dem Projekt: Zwei betreuen die Gruppe, während abwechselnd die dritte Person als Backup bereitsteht. Wir haben einen variabel gestaltbaren Raum, in dem Sachen auch gebaut oder konstruiert werden können. Der Charme des Experimentierclubs liegt in der großen Vielfalt der Themen: Wir können mit einer Kleingruppe recycelbaren Weihnachtsschmuck basteln, während nebenan eine andere Kleingruppe Herzen seziert, Insektenhäuser baut oder die größte Seifenblase der Welt herstellt.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Projekts?
Ich wünsche mir einen sukzessiven Ausbau des Projekts. Der Experimentierklub ist zeitlich unbefristet und findet erst einmal wöchentlich statt. Wir werden aber auch Ferienprogramme mit anderen Themen, Zeitspannen und Altersgruppen anbieten. Längerfristig kann ich mir vorstellen, etwas Generationenübergreifendes zu machen oder auch ein Angebot für Erwachsene. Ich hoffe, dass die Teilnehmer*innen begeistert sind, dass wir Kinder und Jugendliche erreichen, die sonst keinen Zugang zu Wissenschaft und Technik haben, dass wir bekannt werden in Bremen und viele Unterstützer*innen finden. Schlussendlich wünsche ich mir, dass wild geforscht, experimentiert und lebendig diskutiert wird.