Foto: Pixabay, CC0

Panoptikum 22-5 #Ukraine #IPCC #Online-Videos

Wie sich die Ergebnisse des Weltklimaberichts kommunizieren lassen, wie TikTok Desinformationen über den Ukraine-Krieg verbreitet und Forschung zu Klimakommunikation und Online-Videos. Das plus aktuelle Jobs und Termine sind die Themen im Panoptikum.

Augen und Ohren auf

„Dieser Krieg ist auch ein Informationskrieg“, sagt Tamina Kutscher, Chefredakteurin der Internetplattform „Dekoder“, im Übermedien-Podcast mit Holger Klein. Darin spricht sie darüber, wie wichtig es ist, sich über den Krieg in der Ukraine aus verlässlichen, unabhängigen Quellen zu informieren. Wie man verantwortungsvoll Informationen in den sozialen Netzwerken teilt, beschreibt die Sozialpsychologin Pia Lamberty in einem Twitter-Thread.

Die Ressortleiterin Eva Wackenreuther der deutschsprachigen Faktencheck-Redaktion der Nachrichtenagentur AFP in Wien sammelt aktuelle Falschbehauptungen zum Ukraine-Krieg bei Twitter und verweist zugleich auf Faktenchecks, in denen auch die Mechanismen der Desinformation erklärt werden. Welches Bild TikTok von der Invasion Russlands in der Ukraine vermittelt und wie groß das Problem von Fakes auf der Videoplattform ist, erklärt der Journalist und Forscher Marcus Bösch, der Desinformation auf TikTok untersucht, in der aktuellen Podcast-Folge von Breitband.

In diese Informationslage hinein wurde am vergangenen Montag der zweite Band des sechsten Sachstandsberichts des Weltklimarats veröffentlicht, für den sich die beteiligten Wissenschaftler*innen mit den Themen Klimawandelfolgen, Anpassung und Verwundbarkeit beschäftigt haben. Die Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger*innen schließt mit klaren Worten: „The cumulative scientific evidence is unequivocal: Climate change is a threat to human well-being and planetary health. Any further delay in concerted anticipatory global action on adaptation and mitigation will miss a brief and rapidly closing window of opportunity to secure a liveable and sustainable future for all.“

Eine Lesehilfe für den 3675 Seiten langen Report gibt der Forscher und Mitautor Colin J. Carlson. Und wie lassen sich die Erkenntnisse kommunizieren? „Der neue IPCC-Bericht ist alarmierend und aussagekräftig – aber er wird sich nicht von selbst vermitteln“, schreiben Rafi Robin und Nuri Syed Corser von der Organisation Climate Outreach. Im Beitrag erklären die Autor*innen, wie evidenzbasierte Klimakommunikation Menschen zum Handeln bringen kann.

An der systematischen Erfassung des Forschungsstands sollten sich auch andere Bereiche ein Vorbild nehmen, heißt es im Editorial der Fachzeitschrift Nature vom 28. Februar. Wie wichtig es ist, dass aktuelle Forschungsergebnisse von Politiker*innen für evidenzbasierte Entscheidungen herangezogen werden, habe die Covid-19-Pandemie deutlich gemacht. Außerdem habe sie die Schwachstellen in den weltweiten Systemen zur Produktion und Kommunikation von Wissen aufgezeigt, ist weiter zu lesen. Eine Lehre aus der Coronakrise sei dabei „die Art und Weise, wie Entscheidungen getroffen werden, zu ändern, d. h. Forschung und Evidenz rigoroser in die Entscheidungsfindung einfließen zu lassen“.

In der aktuellen ZEIT werfen Katharina Menne und Yannick Ramsel einen Blick zurück auf einen ehemaligen Corona-Hotspot, die Gemeinde Gangelt im Kreis Heinsberg, und erzählen am Beispiel Hendrik Streeck die Fallstricke der Verfügbarkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse und deren Kommunikation in einer sich entwickelnden Krise.

Ein ständiger Begleiter in der Pandemie war und ist für viele der für seine gelungene Wissenschaftskommunikation gelobte Coronavirus-Update-Podcast von Christian Drosten und Sandra Ciesek. Am 29. März soll der Podcast nun vorläufig enden – zumindest für die beiden Virolog*innen: „Ich habe das Gefühl, dass die Orientierung in der Pandemie da ist“, sagt Drosten. Es soll jedoch weiterhin Sonderfolgen geben.

Mehr Wissen

Damit Bürger*innen das Handeln ihrer Regierungen beurteilen können, müssen sie sich mit Klimapolitik auskennen. Ob sich Wissenslücken in Zeiten intensiver Medienberichterstattung schließen, haben Fenja De Silva-Schmidt, Michael Brüggemann und Imke Hoppe von der Universität Hamburg am Beispiel der UN-Klimakonferenz im Jahr 2015 in Paris untersucht. Dafür befragten sie mehr als tausend Menschen in Deutschland vor, während und nach der Konferenz. Es zeigte sich unter anderem, dass Menschen mit geringem Vorwissen Rückstände aufholten, das Gesamtwissen blieb jedoch trotzdem gering. Das könnte laut der Autor*innen darauf hindeuten, dass journalistische Medien nicht genügend neues Wissen für bereits gut Informierte bereitstellen.

Welche Rolle spielen Online-Videos für die Wissenschafts- und Umweltkommunikation? Eine Auswahl von wissenschaftlichen Artikeln, die um diese Frage kreisen, haben Joachim Allgaier von der Hochschule Fulda und Asheley R. Landrum von der Texas Tech University als Open-Access-Publikation zusammengestellt. Die Artikel – darunter Studien, Reviews und Meinungsstücke – sind im Rahmen eines Recherche-Schwerpunktes der Journals Frontiers in Communication und Frontiers in Environmental Science erschienen. Es geht unter anderem um die Motivation von Science-Youtuber*innen, audiovisuelle Klima- und Impfkommunikation, Storytelling, Frauen als angeblich „fehlendes Publikum“ auf Youtube und Gesundheitskonzepte in Diät-Videos.

Mit Schadstoffen belastete Böden sind ein relevantes Problem für die Umwelt. Dass das Thema in der Öffentlichkeit trotzdem zu wenig Beachtung findet, liege an den komplexen Verfahren zur Bewertung der Bodenverschmutzung, schreibt ein Forschungsteam um Sebastián Ureta von der Universidad Alberto Hurtado im chilenischen Santiago. Ein kostengünstiges, partizipatives Toolkit, mit dem die Verschmutzung von Böden bestimmt werden kann, wurde deshalb im Rahmen des Projekts „Nuestros Suelos“ (Unser Boden) entwickelt. Die Autor*innen berichten, wie es in einkommensschwachen Gemeinden in Nordchile getestet wurde. Dabei seien einerseits Daten produziert worden, andererseits hätten die Teilnehmenden begonnen, sich für das Thema zu interessieren.

Von Praktikum bis Professur

Die Helmholtz-Klima-Initiative sucht für den Standort Berlin eine*n Wissenschafts- und Politikredakteur*in. Bewerbungen sind bis zum 31. März möglich.

Das Hub Helmholtz AI sucht eine*n Outreach Manager*in. Der Arbeitsort ist das Helmholtz-Zentrum München. Die Bewerbungsfrist endet am 7. April.

Die Universität Freiburg hat eine Brückenposition an der Schnittstelle von Wissenschaftskommunikation und Strategieentwicklung ausgeschrieben. Bewerbungen sind bis zum 20. März möglich.

Für die Synthese- und Kommunikationsplattform („SynCom“) des Forschungsbereichs Erde der Helmholtz-Gemeinschaft wird eine Leitung (w/m/d) des Koordinierungsbüros SynCom am Standort Berlin gesucht. Die Bewerbungsfrist endet am 15. März.

Wissenschaft im Dialog* sucht Unterstützung im Projektmanagement: Die Bewerbungsfrist für die Stelle Projektmanager*in (m/w/d) für das Projekt „Make Your School – Eure Ideenwerkstatt“ endet am 8. März. Bis zum 6. März können sich Interessierte als Projektmanager*in (m/w/d) für das Projekt „Jugend präsentiert“ bewerben.

Sie haben mit Agenturerfahrung und Digitalkompetenz? Die Kommunikationsagentur Mann beißt Hund GmbH möchte ihr Team durch eine*n Kommunikationsberater*in verstärken. Für die Stelle gibt es keine Bewerbungsfrist.

Die Universität Göttingen hat eine „PhD position in Science Communication“ ausgeschrieben. Bewerbungen für die Promotionsstelle sind bis zum 6. März möglich.

Weitere Stellenangebote finden Sie in unserer Jobbörse – exklusiv für Stellen aus der Wissenschaftskommunikation. Hochschulen, Forschungsinstitutionen, Stiftungen und Co können ihre Stellenangebote direkt an Besucher*innen unseres Portals richten.

Was kommt?

Das Munich Science Communication Lab (MSCL) bringt die Perspektiven von Wissenschaftler*innen aus den Bereichen Planetary Health, Wissenschaftskommunikation und Kommunikationswissenschaft zusammen. Im Workshop „Co-creating Communication on Planetary Health Related to Food and Food Systems” sollen neue Wissenschaftskommunikationsformate erprobt werden. Eine Anmeldung ist bis 10. März möglich.

Die Stiftung Charité lädt zu einem digitalen Round Table mit dem Thema „Booster oder Dämpfer? Über das gesellschaftliche Vertrauen in die (Lebens-)Wissenschaften während der Pandemie – und danach“ ein. Es diskutieren die Virologin Sandra Ciesek, der Vorstandsvorsitzende der Charité Heyo K. Kroemer, die freie Wissenschaftsjournalistin Nicola Kuhrt, die Professorin für Wissenschaftskommunikation Senja Post, die Professorin für Kultur und Ethik der Biomedizin Silke Schicktanz sowie der Geschäftsführer von Wissenschaft im Dialog* Markus Weißkopf. Die Online-Veranstaltung findet am Dienstag, den 29. März um 16:30 Uhr statt.

Der Deutsche Rat für Public Relations (DRPR) hat neue Richtlinien für Wissenschaftskommunikation veröffentlicht. Entstanden sind diese auf Basis der Empfehlungen des „Siggener Kreises“ und weiteren Handreichungen. Bis zum 13. März können Interessierte aus Wissenschaft und Praxis die aktuelle Fassung kommentieren und ergänzen.

Das NaWik* hat ein WissKon-Netzwerk für kommunizierende Forschende gelauncht, in dessen Rahmen am 9. März um 12 Uhr ein WissKon-LunchTalk mit Isabelle Rogge zum Thema Podcast stattfindet.

Meine Frage für die Wissenschaft: Unter diesem Motto können noch bis zum 15. April 2022 Fragen für den IdeenLauf als Teil des Wissenschaftsjahres 2022 – Nachgefragt! eingereicht werden.

Schleimig!, Beinig!, Tot!: Das Wissenschaftsvarieté Glitzern & Denken lädt zur vorerst letzten Show ins Museum für Naturkunde Berlin ein. Bei den Vorstellungen am 29. und 30. März treffen Wissenschaft und Perfomancekunst in deutscher Sprache, am 31. März in englischer Sprache aufeinander.

„Global – Regional – Lokal: mit Bürgerwissenschaften für die UN-Nachhaltigkeitsziele“ lautet das Motto des Forum Citizen Science von Bürger schaffen Wissen. Dabei soll es um die Frage gehen, wie Citizen-Science-Projekte zur Erreichung der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen beitragen können. Die Konferenz findet vom 12. bis 13. Mai in Kooperation mit der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg statt. Die Anmeldung ist jetzt möglich.

Das Panoptikum gibt alle vierzehn Tage einen Überblick über aktuelle Aktionen, Debatten und Trends. Außerdem sind hier aktuelle Stellenangebote, Veranstaltung und Ergebnisse aus der Forschung über Wissenschaftskommunikation zu finden.

*Wissenschaft im Dialog und das Nationale Institut für Wissenschaftskommunikation sind zwei der drei Träger des Portals Wissenschaftskommunikation.de.