Bild: Wissenschaft im Dialog

„Jede*r soll die Chance haben zu gewinnen“

Fast Forward Science ist in die neunte Runde gestartet. Wie der Multimedia-Wettbewerb für die Wissenschaft neugestaltet wurde und warum die Projektmanagerin Janne Steenbeck sich mehr Beiträge vom wissenschaftlichen Nachwuchs wünscht, verrät sie im Interview.

Frau Steenbeck, Fast Forward Science, der MultimediaWettbewerb für die Wissenschaft, ist in die neunte Runde gestartet. Warum wurde er nach acht Jahren grundlegend neugestaltet?

Janne Steenbeck ist bei Wissenschaft im Dialog* als Projektmanagerin für Fast Forward Science zuständig. Foto: Michael Siegel

Fast Forward Science gibt es schon seit 2013 und wurde von Wissenschaft im Dialog* und dem Stifterverband initiiert. Damals wollten wir das Format der wissenschaftlichen Webvideos als Format der Wissenschaftkommunikation stärken. Außerdem wollten wir Plattformen wie Youtube, die ein großes Community-Potenzial haben, als Orte etablieren, wo Wissenschaft niedrigschwellig gefunden wird. Bei der Planung des aktuellen Wettbewerbs stellten wir fest, dass die festgelegten Ziele zu einem großen Teil bereits erreicht wurden. Denn Webvideos über Wissenschaft sind sehr beliebt. Es gibt mittlerweile nicht mehr nur Youtube, sondern sehr viele Social Media Kanäle, die genutzt werden um Wissenschaft zu kommunizieren.

Ein weiterer Punkt ist, dass sich Videos über wissenschaftliche Themen sehr stark professionalisiert haben. Wir haben uns die beruflichen Hintergründe derer angeschaut, die ihre Webvideos bei uns einreichen und bemerkt, dass es ganz oft professionelle Youtuber*innen sind. Sie sind sehr erfahren und können hochwertige Videos erstellen. Oft haben sie gutes Equipment, vielleicht auch schon ein Team im Hintergrund, das bei der Produktion hilft. Deshalb wollen wir nun ganz gezielt Newcomer*innen ermutigen, bei uns mit zu machen. Wissenschaftler*innen, die Lust haben, ihre Forschung zu kommunizieren, sollten nicht demotiviert werden, weil sie das Gefühl haben, keine Chance zu haben. Jede*r soll hier die Chance haben zu gewinnen. Professionelle Kanäle möchten wir natürlich weiterhin dabeihaben.

„Deshalb wollen wir nun ganz gezielt Newcomer*innen ermutigen, bei uns mit zu machen" Janne Steenbeck

Wie sehen die Neurungen konkret aus?

Bisher haben wir die Videos nach dem Inhalt kategorisiert. Stattdessen ist nun der berufliche Hintergrund ausschlaggebend dafür, in welchem Award eingereicht werden kann. Hierfür haben wir im Hauptwettbewerb drei neue Kategorien eingeführt: den „Young Scientist Award“, den „Scientist und Research Institution Award“ und den „Tandem Award“. So gewährleisten wir, dass Menschen mit unterschiedlichen multimedialen Erfahrungshintergründen die Chance haben, bei Fast Forward Science zu gewinnen. Den „Young Scientist Award“ gestalten wir zusammen mit dem „Deutschen Zukunftspreis“. Dafür können nur Studierende, Promovierende, oder Post-Docs bis sechs Jahre nach der Promotion Multimedia-Beiträge über ihre Forschung einreichen. Sie können zeigen, woran sie arbeiten, warum sie dafür brennen und warum das relevant ist. In dieser Kategorie ist also ganz klar der wissenschaftliche Nachwuchs gefragt.

„Sie können zeigen, woran sie arbeiten, warum sie dafür brennen und warum das relevant ist." Janne Steenbeck

An wen richten sich die beiden anderen Kategorien?

Der „Scientist und Research Institution Award“ ist für schon etablierte promovierte Wissenschaftler*innen oder ganze Forschungsinstitute gedacht. Hier möchten wir zeigen, wie viele Leute man mit multimedialer Wissenschaftskommunikation erreichen kann. Der „Tandem Award“ ist die Schnittstelle, an der Medienschaffende und Wissenschaftler*innen als Team Beiträge einreichen können. Hierfür suchen wir Kooperationen, weil wir bemerkt haben, dass Forschungsinstitute vermehrt professionelle Medienagenturen nutzen, um ihre Wissenschaftsvideos zu machen. Gleichzeitig können auch in privaten Kooperationen Wissenschaflter*innen und Medienschaffende gegenseitig von ihren jeweiligen Expertisen profitieren. Zusätzlich zum Hauptwettbewerb haben wir noch den internationalen „Short & Crisp Award“ eingeführt. Diesen verleihen wir in Kooperation mit dem „Silbersalz Science and Media Festival“ in Halle. Wir suchen hier weltweit wissenschaftliche Beiträge. Es sind alle Sprachen erlaubt. Die Beiträge müssen nur Englisch untertitelt sein.

Sie haben erwähnt, dass sich die Medienlandschaft verändert hat, hin zu mehr Kanälen und Formaten, auf denen Wissenschaft kommuniziert wird. Wie werden diese im Wettbewerb berücksichtigt?

Wie damals bei Youtube sehen wir großes Potenzial in Kanälen wie TikTok oder Twitch, um Wissenschaft sinnvoll und niedrigschwellig in die Gesellschaft zu kommunizieren. Zudem ermöglichen diese Kanäle, neue Zielgruppen zu erreichen. Leute bei TikTok sind in der Regel etwas jünger als beispielsweise diejenigen, die auf Youtube sind. Wir wollten der ganzen Bandbreite, die Social Media zu bieten hat, gerecht werden und haben diese Kanäle mit in den Wettbewerb aufgenommen. Zudem gibt es viele neue Formate ohne Bewegtbild-Fokus. Das klassische Beispiel sind Podcasts. Wissenschaftspodcasts sind mittlerweile wahnsinnig beliebt. Deshalb haben wir zwei Spezialpreise eingeführt: Den „Audio Spezial“ für Hörformate und den „Open Box Spezial“, bei dem alle Formate außer Bewegtbilder eingereicht werden können. Das ist also ein kleines Experimentierfeld für die Wissenschaftler*innen. Hier können sie sehr kreativ sein und sich etwas ganz Neues ausdenken.

„Wichtiger ist zu sehen, dass jemand Spaß hat und für sein Thema brennt." Janne Steenbeck

Welche Elemente des Wettbewerbs haben sich bewährt und wurden nicht verändert?

Der Fokus des Hauptwettbewerbs bleibt auf Bewegtbild. Hier hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass sich das Format bewährt hat, obwohl so viele neue Formate dazu gekommen sind.

Wie funktioniert die Bewertung der Beiträge?

Es gibt eine Vorauswahl, die das Fast Forward Science-Team trifft. Wir bewerten nicht nach Inhalt, sondern überprüfen, ob die Einreichkriterien erfüllt werden. Ist alles korrekt, geben wir die Beiträge an unsere Jury weiter. Die Jurymitglieder sind für unterschiedliche Awards zuständig. Jurymitglieder, die beispielsweise Expert*innen für den Audiobereich sind, bewerten die Podcast-Beiträge. Beurteilt werden die Videos nach Inhalt und Verständlichkeit: Ist die Sprache klar oder wird zu viel im Fachjargon gesprochen? Unterhaltsamkeit ist auch ein wichtiger Punkt, wobei es natürlich nicht darum geht wahnsinnig viele Witze zu erzählen. Wichtiger ist, dass es einen Spannungsbogen oder ein bestimmtes Narrativ gibt, dem man folgen kann. Was Social Media einzigartig macht, ist, dass ein Dialog entstehen kann zwischen den Zuschauenden und der Person, die spricht. Uns ist wichtig, dass das auch genutzt wird. Dass also zum einen die Kommentarfunktion aktiviert ist und dass zum Kommentieren aufgerufen wird. Diese Punkte bewertet unsere Jury in einer Sitzung, die im April stattfindet, wo auch die Gewinner*innen bestimmt werden. Die Preisverleihung findet dieses Jahr erstmals im Rahmen der „Silbersalz Science and Media Awards“ in Halle statt.

Wie kann man mitmachen?

Bis zum 8. Februar ist noch Zeit, einen Beitrag über ein Formular auf unserer Website einzureichen. Zu diesem Beitrag sollte man ein bisschen was erzählen, auf Absenden klicken und dann ist es schon erledigt. Der Beitrag muss zwischen dem 27. Juni 2020 und dem 8. Februar 2022 über Social Media veröffentlicht worden sein.

Welche Tipps können Sie Menschen geben, die gerne noch einen Beitrag einreichen möchten?

 Ich würde überlegen, über welches Thema ich schon immer mehr wissen wollte. Was begeistert mich? Worüber kann ich etwas erzählen? Es ist viel wichtiger, seine Forschung gut zu kommunizieren als irgendwelche Schneideprogramme gut bedienen zu können oder Spezialeffekte im Video zu haben. Wichtiger ist zu sehen, dass jemand Spaß hat und für sein Thema brennt.

*Wissenschaft im Dialog ist einer der drei Träger des Portals Wissenschaftskommunikation.de