Das Projekt „Frag-Mal-Mat“ möchte es Menschen ermöglichen, ihre Fragen einfach und direkt an die Wissenschaft stellen zu können. Neben den herkömmlichen Kanälen wird es dafür auch einen Automaten geben. Was es damit auf sich hat, wer erreicht werden soll und mehr zum Projekt erzählt Projektleiter Tobias Hofmann im Interview.
Fragen an die Wissenschaft – per Automat
Hallo Tobias, was steckt hinter dem Projekt „Frag-Mal-Mat“?
Hinter dem Projekt steht vor allem eine Onlineplattform, auf der Menschen Fragen stellen können, die dann von Wissenschaftler*innen beantwortet werden. Es gibt aktuell 15 Fachgebiete, die wir hierfür definiert haben – von Sportwissenschaften über Philosophie bis zu Physik – Erweiterungen sind aber durchaus möglich. Die Antworten werden von uns noch einmal auf Dinge wie einfache Sprache oder Quellenangaben überprüft, bevor sie schließlich veröffentlicht werden. Die Einstiegshürde ist dabei sehr niedrig. Man kann ohne Registrierung seine Fragen stellen und dies auch auf verschiedenen Wegen: online auf der Plattform, per Social Media oder per Postkarte. Außerdem haben wir einen Automaten gebaut, an welchem man seine Fragen auch stellen kann.
Es ist ganz einfach: Man gibt einen Titel und seine Frage ein und damit ist die Frage gespeichert und gestellt und man erhält einen Fragencode. Wenn man die Frage vor Ort am Automaten stellt, erhält man diese ausgedruckt auf einer Postkarte. Wer möchte, kann auch noch seine E-Mailadresse angeben oder ein paar demografische Angaben machen, die wir dann später für die Evaluation nutzen möchten.
Auf der Plattform (der Webseite) können zu den Antworten auch Rückfragen gestellt werden. Diese Diskussionsverläufe sind für alle sichtbar. Teilnehmen können daran aber nur der oder die Fragesteller*in und die beantwortenden Wissenschaftler*innen. Die Besucher*innen der Webseite können außerdem auch per Daumen hoch oder runter abstimmen, ob sie die jeweiligen Antworten hilfreich finden oder nicht. Das hilft uns dabei, zu schauen, ob die Frage wirklich hinreichend beantwortet wurde oder ob zum Beispiel noch andere Wissenschaftler*innen hinzugezogen werden sollten. Die finale Antwort kann dann am Ende von uns markiert werden. So wird sie als „offizielle“ Antwort auf die Frage hervorgehoben.
Wen wollt ihr mit dem Projekt erreichen?
Unser Plan war ursprünglich, den Automaten an verschiedensten Orten aufzustellen. Nicht nur in z. B. Museen oder anderen klassischen Diskursorten, sondern auch in der Fußgängerzone, im Supermarkt oder am Bahnhof. Überall dort also, wo sich Menschen mit verschiedensten Hintergründen bewegen.
Für die Corona-Zeit haben wir außerdem noch ein Hygienekonzept erstellt, damit der Frag-Mal-Mat zum Beispiel auch im Supermarkt aufgestellt werden kann. Dafür sind Bildschirmstifte vorgesehen, mit denen man die Fragen auf dem Touchscreen eingeben kann und die man am Ende behalten darf. So kann das Ganze auch kontaktlos stattfinden. Das war letztlich auch eine Fördervoraussetzung dafür, dass wir den Automaten überhaupt noch bauen konnten.
Für die Bewerbung unserer Onlineevents wie etwa vor kurzem unsere Kick-Off-Veranstaltungen für den Frag-Mal-Mat (www.heisser-stuhl.de) versuchen wir, beispielsweise auf Instagram durch die Art und Weise, wie wir die Beiträge gestalten, also durch Sprache und Aufmachung, das Ganze niederschwellig zu halten. Die Beiträge sollen in erster Linie unterhaltsam sein und nicht abschreckend wirken.
Bezüglich der Onlinekampagne haben wir uns nun professionelle Hilfe gesucht und Kontakt zu einem unserer Partner aufgenommen, der normalerweise Unternehmensberatung speziell für Labore macht bzw. Prozessoptimierung in Laboren. Wir wollen konkret erarbeiten, wie man sich noch nicht genau bekannte Zielgruppen neu erarbeitet bzw. diese anspricht sowie ihre Bedürfnisse versteht.
Wie seid ihr organisiert?
Wir sind als Verein organisiert: Vor 7 Monaten haben wir uns als „CoLab – Das Community Labor e.V.“ mit dem Ziel gegründet, einen niederschwelligen Zugang zu Wissenschaft zu ermöglichen – zum einen mit verschiedenen Kommunikationsformaten, aber auch mit einem offenen Labor. Mit dem Verein hatten wir uns seinerzeit schon hier auf der Plattform vorgestellt.
Unsere Idee ist, ein offenes Labor aufzubauen. Dafür haben wir über Instagram viele Firmen angeschrieben und nach Unterstützung gefragt. Tatsächlich haben uns viele Laborausstatter entsprechende Materialien zugesandt. Ein Unternehmen hat uns sogar gleich zwei Paletten mit Glaswaren, Geräten und mehr geschickt. Wir hatten aber zugleich auch nach strategischen Partnern gesucht. Unser Glück war dabei, eines der Gewinnerteams des Hochschulwettbewerbs von Wissenschaft im Dialog zu sein. Dadurch, dass man am Hochschulwettbewerb nur als Uniteam teilnehmen kann, konnten wir dann die Zusammenarbeit mit der Uni in Kassel starten, zumindest für ein Teilprojekt, in dem wir beispielsweise Experimentierboxen für zu Hause entwickelt haben.
Was ist euer Projektziel?
Wir wollen damit allen Interessierten auf Augenhöhe begegnen. Es soll nicht abgehoben sein oder zu anspruchsvoll oder auf sonst eine Weise abschreckend. Die Idee hinter dem Frag-Mal-Mat ist in diesem Kontext sozusagen die eines ersten Eisbrechers.
Nutzen wollen wir diese Einblicke dann etwa bei der eigenen Formatentwicklung. Denn es ist ja schön und gut, ein Kommunikationsformat auf Basis von Themen zu entwickeln, die man selbst spannend findet oder die gerade angesagt sind. Doch wenn man am Ende an den Bedarfen der Menschen vorbeikommuniziert, ist damit wenig gewonnen.
Wir hoffen, dass dadurch eine Kommunikation zwischen Wissenschaft und Gesellschaft in beide Richtungen stattfindet, aus der auch beide Seiten gleichermaßen profitieren können.
Mit welchen Fallstricken oder Schwierigkeiten hattet ihr im Rahmen des aktuellen Projektes zu tun?
Generell stehen wir in dem Projekt immer wieder vor Fragen, die neu für uns sind. Wir haben zwar alle nebenbei schon mal eine Veranstaltung organisiert, aber die ganze Organisation rund um dieses Projekt – angefangen bei der Verwaltung von Bundesmitteln – ist für uns einfach etwas ganz Neues.
Auch Dinge, die man vielleicht zuerst als Kleinigkeiten abtut, können sich zu größeren Problemen entwickeln: Wir hatten in den Antrag zwar Personalmittel reingeschrieben, jedoch keine Personalnebenkosten. Also mussten wir erst einmal schauen, wo wir das entsprechende Geld hernehmen. Wir konnte aber zum Glück auf gewonnene und zur freien Verfügung stehende Preisgelder (z.B. aus dem Raiffeisen-Ideenwettbewerb) zurückgreifen und so die Kosten decken.
Der Bau des Automaten war natürlich auch eine Herausforderung. Das Gerüst haben wir selbst gebaut, die Software hat eine Agentur programmiert und die äußeren Elemente wurden von einer Illustratorin gestaltet. Schwierig dabei war auch, herauszufinden, wie am Ende die Illustration auf dem Automaten aufgebracht werden kann. Hinzu kam in diesem Zusammenhang übrigens noch, dass es in dem Baumarkt, in dem wir schon viele Sachen zur Abholung bestellt hatten, einen Wasserschaden gab, der unsere bestellte Ware vernichtete. Damit kann natürlich niemand rechnen. Aber wir haben dann auf – organisatorisch bzw. logistisch etwas komplizierter – verschiedene Onlinebaumärkte umgesattelt.
Die größte Lehre, die wir bisher aus dem Projekt ziehen konnten, ist, welche Rolle der Faktor Zeit spielt. Wir haben drei 20-Prozent-Stellen beantragt und bewilligt bekommen. Mehr wäre auch hinsichtlich unserer Hauptberufe gar nicht möglich gewesen. Gleichzeitig zeigt sich aber, dass das schlichtweg nicht reicht. Der Bau des Automaten oder das Vorbereiten eines Livestreams sind etappenweise äußerst zeitintensiv. Da werden dann also massiv Überstunden aufgebaut. Das ist auf jeden Fall eine Sache, bei der wir nächstes Mal anders planen werden.
Was passiert mit der Plattform, den Fragen und den Antworten nach Projektende?
Die Plattform werden wir auf jeden Fall weiter betreiben und die Software wird nach Projektende auf Github als Open Source veröffentlicht.
Und wenn wir träumen dürfen, wäre es natürlich schön, wenn die Plattform sich zu einer guten und bekannten Anlaufstelle entwickeln würde, von der man weiß, dass man dort fundierte Antworten auf seine Fragen erhalten kann. Vielleicht könnte die Plattform dann auch – noch weiter geträumt – als Quelle genutzt werden, durch die z. B. Journalist*innen oder auch Politiker*innen Themen finden können – einfach deshalb, weil die Plattform abbildet, woran Menschen aktuell bezüglich Forschung interessiert sind.