Foto: Werner-von-Siemens-Gymnasium

Wissenschaft macht Schule: Wanderausstellung zu (Mikro-)Plastik

Die Verschmutzung der Weltmeere durch Mikroplastik ist in vielen Medien präsent. Aber auch Binnengewässer sind mittlerweile stark belastet. Im Gastbeitrag stellt Antje Nieber die Wanderausstellung für Schulen zum Thema Plastik in der Umwelt vor, mit der das Forschungsprojekt MikroPlaTaS darauf aufmerksam machen möchte.

Zugegeben – das Timing, um eine Wanderausstellung zu Plastik und Mikroplastik an Schulen zu zeigen, könnte in diesen Zeiten besser sein. Momentan ist Homeschooling angesagt und der Unterricht findet zumeist digital statt. Zudem ist es aus heutiger Sicht schwer absehbar, wie sich die Lage für Schüler*innen pandemiebedingt weiterentwickelt.

Daher haben sich die Verantwortlichen des MikroPlaTaS-Projektes – Mikroplastik in Talsperren und Staubereichen umso mehr gefreut, als die Ausstellung für Schulen kurz vor den Schließungen doch zumindest einmal vermittelt werden konnte. Aber der Reihe nach:

Roll-ups verbinden Informationen für unterschiedliche Zielgruppen

Die Themen Plastik und Mikroplastik in der Umwelt werden auf acht visuell ansprechenden und leicht zu transportierenden Postern, sogenannten Roll-ups, näher beleuchtet. Der erste – allgemein gehaltene – Teil der Ausstellung behandelt überblicksartig die Entstehung von Mikroplastik, Verbreitungswege und die Verteilung in der Umwelt sowie im Nahrungsnetz. Die weiteren Poster erklären die konkrete Arbeit der Forscher*innen näher. Anhand der durchgeführten Untersuchungen werden auch erste Projektergebnisse vertiefend vorgestellt. Während die Informationen in der ersten Hälfte der Ausstellung beispielsweise die interessierte Öffentlichkeit sowie Akteur*innen der Umweltbildung ansprechen sollen, richtet sich der spezifischere zweite Teil vorrangig an Schüler*innen der gymnasialen Oberstufe. Darüber hinaus sind natürlich auch weitere Einsatzgebiete möglich.

Schüler*innen erarbeiten in Kleingruppen u. a. die Auswirkungen von Mikroplastik auf Lebewesen. Foto: Werner-von-Siemens-Gymnasium

Ziele: zum Nachdenken anregen und Einblicke in die Forschung geben

Dem Forschungsteam war es wichtig, die gewonnenen Erkenntnisse auch jungen Menschen näherzubringen, zum Nachdenken anzuregen sowie für den eigenen Umgang mit Kunststoffen zu sensibilisieren. Dabei soll der Einblick in die eigene Forschung helfen. So stellten die Forscher*innen auch den Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens anhand ihrer Arbeit genauer dar – gerade vor dem Hintergrund, dass Schüler*innen möglicherweise selbst einmal in der Forschung arbeiten möchten.

Schüler*innen erfahren Wissenswertes über Kunststoffe

In einer Online-Präsentation wurden die acht Poster zunächst Lehrkräften vorgestellt, um den Einsatz im Unterricht zu verdeutlichen. Auch Lehrer Stefan Lipinski wurde so auf das Angebot aufmerksam und holte die Ausstellung an die Schule. Damit machte sie im November letzten Jahres am Werner-von-Siemens-Gymnasium in Magdeburg Station. In kleinen Arbeitsgruppen erarbeiteten die Schüler*innen die inhaltlichen Aspekte der Poster und stellten sich ihre Erkenntnisse vor. Stefan Lipinski erklärt: „Mikroplastik ist ein hochaktuelles Thema, über das wir sprechen müssen. Daher haben wir uns entschieden, während unseres ‚grünen‘ Projektmonats auch darüber mit den Schüler*innen ins Gespräch zu kommen und die Ausstellung in den Unterricht einzubinden. Da passt es gut, dass diese sowohl für den Biologie- als auch für den Geografieunterricht einsetzbar ist.“

Dieses Beispiel zeigt nur eine Möglichkeit, wie Lehrkräfte die Ausstellung nutzen können. Deutschland ist als Unterzeichner der Nachhaltigkeitsagenda der Vereinten Nationen dazu verpflichtet, eine Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) zu fördern. Inwieweit Themen wie Nachhaltigkeit und Umweltschutz konkret im Lehrplan verankert werden, entscheiden jedoch die Bundesländer und schließlich auch die Lehrkräfte.1

Plastik in der Umwelt ist ein globales Problem

Am Beispiel der Fridays-For-Future-Bewegung lässt sich gut erkennen, wie wichtig es vielen Schüler*innen mittlerweile ist, sich vor dem Hintergrund der Klimakrise mit diesen Themen zu beschäftigen und wichtige Zusammenhänge nicht zuletzt auch in der Schule intensiver zu behandeln. Da dies in vielen Fällen noch nicht fachübergreifend gelingt, kann die Ausstellung zu Plastik und Mikroplastik einen Beitrag leisten. Insbesondere der erste Teil lässt sich grundsätzlich in verschiedenen Schulfächern einsetzen. Die gesamten acht Poster sind vorrangig für den naturwissenschaftlichen Bereich entwickelt worden, um ein ganzheitliches Bild zu Plastik zu vermitteln.

Die Ausstellung wurde auch in der Schulbibliothek aufgebaut, damit interessierte Schüler*innen mehr über Plastik erfahren. Foto: MikroPlaTaS
Die Ausstellung wurde auch in der Schulbibliothek aufgebaut, damit interessierte Schüler*innen mehr über Plastik erfahren. Foto: Werner-von-Siemens-Gymnasium

Es ist unumstritten, dass Plastik einerseits durch seine langlebigen und flexiblen Eigenschaften in vielen Einsatzbereichen punktet. So können innovative Produkte hergestellt und vielfältig eingesetzt werden. Im Laufe der letzten Jahre wurde jedoch immer mehr Plastik produziert, sodass das Plastikaufkommen weltweit ansteigt. Aber genau das kann zum Problem werden: Wenn Plastik in der Umwelt landet, dort in immer kleinere Teile zu Mikroplastik zerfällt und beispielsweise in Gewässer eintritt. Die Verbreitung von Mikroplastik lässt sich nicht nur im Meer, sondern mittlerweile auch in vielen Binnengewässern nachweisen – mit Auswirkungen für die dort lebenden Organismen und deren Ökosysteme. So können beispielsweise einzelne Wasserorganismen Mikroplastikteilchen über die Nahrung aufnehmen. Inwieweit sie innerhalb der Nahrungskette weitergegeben werden und welche Auswirkungen dies auf den Menschen hat, ist noch nicht abschließend erforscht.2

MikroPlaTaS-Team untersucht Mikroplastik in Staubereichen

Die Forscher*innen des MikroPlaTaS-Projektes untersuchen ebenfalls die Auswirkungen von Mikroplastik auf verschiedene Wasserlebewesen – allerdings in strömungsberuhigten Bereichen wie zum Beispiel Talsperren und Staubereichen. Sie interessieren sich insbesondere für die Frage, warum Mikroplastik gerade dort absinkt. Darüber hinaus wird analysiert, wie sich Biofilme auf Plastik bilden und warum sich diese bewachsenen Partikel am Boden ablagern. Biofilme bestehen aus Mikroorganismen (Bakterien, Pilze, Algen) und entstehen überall dort, wo Wasser für längere Zeit mit Flächen in Kontakt kommt. Sechs beteiligte Institutionen, darunter drei Universitäten, eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung sowie zwei Unternehmen arbeiten im Projekt zusammen zu diesen Forschungsfragen. Darüber hinaus stehen Praxispartner*innen im Sinne eines transdisziplinären Forschungsansatzes für den Austausch zur Verfügung.

Wanderausstellung als Teil der Kommunikationsstrategie des Projektes

Bereits während verschiedener Vorgespräche zum eigentlichen Projektantrag entstand die Idee, eine Wanderausstellung als Format der Wissenschaftskommunikation zu realisieren. Damit stand für die Projektpartner von Beginn an fest, dass die Ausstellung ein Teil der Kommunikationsstrategie sein soll.

Bei der Entstehung sowie der grundsätzlichen Auswahl der Inhalte war das gesamte Forschungsteam eingebunden, maßgeblich jedoch ein kleines Team von bis zu vier Mitarbeitenden beteiligt: Nachdem die Kernthemen feststanden, erarbeitete und visualisierte eine wissenschaftliche Hilfskraft die Inhalte. Dabei standen nicht nur die Projektleiterinnen für die fachliche Expertise beratend zur Seite. Um die komplexen Inhalte zielgruppenspezifisch und didaktisch aufzubereiten, unterstützte eine Mitarbeiterin für Wissenschaftskommunikation ebenfalls den Prozess.

Wanderausstellung auch digital nutzbar

Auch wenn die Ausstellung momentan nicht vor Ort an Schulen genutzt werden kann, ist sie grundsätzlich ausleihbar und kann deutschlandweit verschickt werden. Im internen Bereich der Webseite hat das Forschungsteam ergänzende PDF-Infomaterialien für Lehrkräfte zum Download bereitgestellt. Dazu gehört das Lehrbegleitheft inklusive konkreter Vorschläge, wie die Themen in den Unterricht eingebunden werden können. So können interessierte Lehrer*innen das Thema Plastik grundsätzlich auch in der jetzigen Situation im Unterricht bearbeiten und die PDF-Poster für die Vorbereitung der Stunden nutzen.


Projektsteckbrief 

Träger: Projektträger Karlsruhe

Budget/Finanzierung: Das Verbundprojekt MikroPlaTaS wird von 2018-2021 im Rahmen des Forschungsschwerpunktes „Plastik in der Umwelt“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund 1,5 Millionen Euro gefördert (Förderkennzeichen 02WPL1448) und vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) koordiniert. Für Druckkosten fielen ca. 2.500 € an. Eine wissenschaftliche Hilfskraft für die Ausstellung war 9 Monate mit 10 Stunden pro Woche beschäftigt.

Ziele: Die Wanderausstellung zielt darauf ab, über Plastik und Mikroplastik zu informieren und zu sensibilisieren. Darüber hinaus sollen Projektergebnisse zielgruppenspezifisch kommuniziert werden.

Zielgruppen: Schüler*innen, interessierte Öffentlichkeit

Zahlen zur Zielerreichung: Pandemiebedingt verzögert

Weitere Informationen:

https://www.uni-muenster.de/Mikroplatas/