Foto: Lina Madaj

Der „ArcTrain“-Blog – Polarforschung und der Alltag dahinter

Wie läuft Forschung in der Arktis ab? Wer steckt dahinter? Und was kann man aus den Ergebnissen lernen? Darum geht es im „ArcTrain“-Blog. Hier geben Doktorand*innen wie Lina Madaj und Valentin Ludwig Einblicke in ihren interdisziplinären Forschungsalltag.

Frau Madaj, Herr Ludwig, Sie organisieren den Blog ArcTrain. Wer steckt noch hinter dem Projekt und was erwartet die Leser*innen?

Lina Madaj ist Isotopengeochemikerin im Bereich der Polar- und Klimaforschung. Im Rahmen ihrer Promotion beschäftigt sie sich mit vergangenen Eis- und Gletscherbewegungen des westlichen Grönländischen Eisschildes. Sie ist Redakteurin des Blogs ArcTrain, den sie gemeinsam mit anderen Doktorand*innen des Graduiertenkollegs ArcTrain betreibt. des Foto: privat

Lina Madaj: Den Blog betreiben wir als Doktorand*innen des internationalen Graduiertenkollegs ArcTrain. Es handelt sich hier um einen Zusammenschluss der Universität Bremen und des Alfred-Wegener-Instituts auf deutscher Seite und acht kanadischen Universitäten. Wir sind ein interdisziplinäres Forschungsteam aus unterschiedlichen Disziplinen wie Geologie, Physik, Chemie oder Ozeanographie. Wir betreiben Polarforschung in der Arktis und wollen über unseren Blog zeigen, wer wir sind, wie genau geforscht wird und was man in und über die Arktis lernen kann.

 

Welche Themen findet man zum Beispiel in Ihrem Blog?

Madaj: Zum Beispiel Berichte von Exkursionen wie die, die wir 2019 in Kanada gemacht haben. Unterschiedliche Doktorand*innen haben dazu täglich Einblicke und Hintergrundinformationen aufgeschrieben.

Valentin Ludwig beschäftigt sich mit der Bestimmung der Meereisbedeckung aus Satellitendaten. Während seiner Promotion entwickelte er einen neuartigen Datensatz, der die Stärken verschiedener Satelliten vereint. Er ist Redakteur des Blogs ArcTrain, den er gemeinsam mit anderen Doktorand*innen des Graduiertenkollegs ArcTrain betreibt.Foto: privat

Valentin Ludwig: Darüber hinaus rücken wir aber auch die Menschen in den Fokus, die diese Forschung betreiben. Es geht darum zu zeigen, wer wir sind, warum wir forschen und welche Erfahrungen wir während unserer Doktorarbeit machen. Dadurch ergibt sich ein Mix aus Beiträgen zu interessanten wissenschaftlichen Inhalten, Berichten von Expeditionen, Veranstaltungen des Graduiertenkollegs oder persönlichen Erfahrungen.

Madaj: So berichtete ein kanadischer Kollege, der von einer französischsprachigen Karibikinsel stammt, wie er den Wechsel von der perfekten Sommerinsel in das arktische Kanada empfunden hat.

Ludwig: Ein weiterer Artikel, aus dem ich auch für mich viel mitgenommen habe, war der einer ehemaligen Doktorandin, die sehr persönlich über die Endphase ihrer Doktorarbeit berichtet hat.

Wen wollen Sie erreichen und gelingt das auch?

Ludwig: Wie bereits angesprochen, richtet sich der Blog größtenteils an unsere Mit-Doktorand*innen des Graduiertenkollegs. Wir sind ein sehr internationales und interdisziplinäres Team, das unterschiedliche Ansätze und Zeiträume untersucht. Daher sind die Erkenntnisse und Erfahrungen der Kolleg*innen spannend.

Madaj: Darüber hinaus liest uns vermutlich auch die Familie und der Freundeskreis. Wenn wir also gefragt werden, woran wir eigentlich forschen, können wir auf den Blog verweisen. Damit sich Interessierte dort besser zurechtfinden, ordnen wir die Beiträge verschiedenen Kategorien zu – so gibt es „Kurzgeschichten“, „Doktorand*innenleben“ oder „Wissenschaft für jeden“. Leser*innen können dadurch genau auswählen, was sie interessiert.

Ludwig: Wir wären natürlich froh, wenn uns die wissenschaftsinteressierte Öffentlichkeit liest, das wäre der Idealfall. Dafür müssten wir unsere Beiträge jedoch stärker nach außen promoten.

Wie ist das Projekt überhaupt entstanden?

Ludwig: Den Blog gibt es bereits seit 2014. Er wurde von ArcTrain-Doktorand*innen angestoßen und wir sind bereits die zweite Doktorand*innengeneration, die daran arbeitet, und mittlerweile ist die dritte Generation dabei. Unsere Vorreiter haben sich das Konzept überlegt, Tipps eingeholt und die Idee letztlich auch technisch umgesetzt. Darauf konnten wir jetzt aufbauen und den Blog weiter mit Inhalten füllen.

Wie organisieren Sie sich und wo liegen die Herausforderungen?

Madaj: In der Regel besteht die Redaktion aus drei Personen. Bei den Themen achten wir darauf, dass sie ausgewogen sind, denn das macht den Blog besonders. Ursprünglich wollten wir in kürzeren Abständen publizieren. Das hat aber leider nicht geklappt, da uns dafür die nötigen Kapazitäten fehlen. Wir betreiben den Blog ja neben unserer Forschung.

Ludwig: Wir schreiben selbst viel und eine Zeit lang kamen auch die meisten Inhalte aus der Redaktion selbst. Generell versuchen wir aber, unsere Mit-Doktorand*innen zum Schreiben zu motivieren. Wir stehen dann auch gern mit Rat und Tat zur Seite, berichten, was für uns bis jetzt gut funktioniert hat und lesen die Beiträge immer gegen, bevor sie publiziert werden.

Madaj: Es ist eine große Herausforderung, Autor*innen zu akquirieren, ohne sie durch ständiges Nachfragen zu nerven. Da muss man ein gutes Mittelmaß finden.

Was motiviert Sie oder erhoffen Sie sich von Ihrer Wissenschaftskommunikation?

Madaj: Ich habe diese Art der Wissenschaftskommunikation immer gern gemacht und gemerkt, dass es für mich auch eine Alternative zur Forschung wäre.

Ludwig: Wenn man in Richtung Wissenschaftskommunikation weitergehen möchte, kann man den Blog auch gut als Arbeitsprobe vorzeigen. Zudem wird das Engagement im Bereich Wissenschaftskommunikation auch bei Jobs in der Wissenschaft mittlerweile gerne gesehen. Da entwickelt sich zurzeit viel, wie auch das prominente Beispiel der einjährigen MOSAiC-Expedition in der Arktis mit der Polarstern zeigt.

Was sind Ihre Wünsche und Ziele für die Zukunft für das Projekt?

Ludwig: Ein solches Projekt braucht Inhalt und Reichweite. Bisher haben wir uns eher auf den Inhalt konzentriert. Schön wäre es, auch die Reichweite zu erhöhen. Eine Kooperation mit anderen Blogs kann ich mir hier gut vorstellen. Ich persönlich bin nicht so Twitter und Social-Media-affin, glaube aber, dass man da noch mehr machen könnte.

Madaj: Das sehe ich auch so. Daher haben wir einen Twitter-Account gestartet. Den steigenden Followerzahlen nach zu urteilen, scheint diese Herangehensweise auch ganz gut zu funktionieren. Ein weiterer Punkt wäre auch, Beiträge mehrsprachig bereitzustellen, um eine internationalere Zielgruppe zu erreichen. Momentan ist der überwiegende Teil der Blogposts auf Englisch.