Die Sonderausstellung „Up to Space“ im Universum in Bremen will das Thema Raumfahrt und Forschung im All näherbringen. Geschäftsführer Herbert Münder erklärt das Konzept dahinter, wie das Science Center Partner von lokaler Weltraumindustrie bis European Space Agency einbindet und warum sich Augmented-Reality gut eignet, um Raketen zu erklären.
„Up to Space“ per Augmented-Reality-App
Herr Münder, worum geht es in der Ausstellung „Up to Space“?
Die Ausstellung dreht sich um das Thema astronautische Raumfahrt. Zentrale Fragen sind: Möchtest du gerne ins Weltall reisen? Welche Voraussetzungen muss man dafür mitbringen? Und welche Art von Forschung wird dort durchgeführt? Anhand interaktiver Exponate, Augmented-Reality-Animationen und originaler Objekte lernen große und kleine Gäste den Alltag von Astronautinnen und Astronauten kennen, erkunden Raketentechnik und staunen über kosmische Phänomene. Die Ausstellung selbst ist dafür in sieben Bereiche aufgeteilt, beginnend beim Thema Trainieren für den Weltraum, dann folgt die Startphase, der Blick in den Weltraum, Leben und Arbeiten im All und zum Schluss der Blick zurück auf die Erde und die Rückkehr. Zum Abschluss des Ausstellungsbesuchs erfahren unsere Gäste außerdem, welche Produkte zunächst für den Weltraum entwickelt wurden, aus unserem Alltag inzwischen jedoch nicht mehr wegzudenken sind. Zum Beispiel der Akkuschrauber, den fast jeder zu Hause hat. Da gibt es viele Querverbindungen zum eigenen Leben, die auf den ersten Blick nicht immer sichtbar sind.
Was sind Ihre Ziele für die Ausstellung?
Ausstellungen sollen bei uns natürlich immer begeistern, zum Nachdenken anregen und eine kritische Auseinandersetzung mit den Themen ermöglichen. In diesem Fall etwa zu der Frage, warum wir überhaupt ins Weltall fliegen. Das Thema ist für uns am Standort Bremen außerdem sehr naheliegend, weil die Region stark von der Weltraumindustrie und -forschung geprägt ist. Da wollen wir auch die beruflichen Möglichkeiten in der Branche aufzeigen, insbesondere für junge Menschen. Es gibt hier in der Region etwa 12.000 Beschäftigte in 140 Unternehmen und 20 Forschungsinstituten, die in dem Bereich arbeiten.
Mit welchen Partnerinstitutionen arbeiten Sie für die Ausstellung zusammen?
Wir haben gute Kontakte zu den Institutionen hier in der Region und haben in den vergangenen Jahren schon immer wieder für kleinere Ausstellungen mit Raumfahrtbezug zusammengearbeitet. Hinzu kommt, dass ich im wissenschaftlichen Beirat des Pariser Musée de l’Air et de l’Espace bin, das sehr viele originale Artefakte aus dem Bereich Weltraum besitzt. Auf diesem Weg sind wir miteinander ins Gespräch gekommen und haben das Konzept für die Ausstellung gemeinsam entwickelt.
Wie arbeiten Sie bei der Konzeption dann genau zusammen?
Hier gibt es zwei verschiedene Ebenen. Wir haben zunächst Workshops mit verschiedenen Partnern wie der ArianeGroup, Airbus oder dem Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt durchgeführt. Das sind die Protagonisten der Weltraumforschung hier in Bremen. Aus den Ergebnissen haben wir ein Konzept erstellt und das dann wiederum mit dem Museum in Paris weiterbearbeitet. Auf halber Strecke ist dann die La Caixa Foundation aus Spanien dazugekommen und wir haben das Konzept via Zoom-Konferenz weiterentwickelt, von den Inhalten über die Exponate bis zur Szenografie. Vor allem in der Umsetzungsphase haben wir außerdem Unterstützung von der European Space Agency bekommen, die mit uns an inhaltlichen Details gearbeitet haben. Das war auch für unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hier im Haus eine spannende Zusammenarbeit.
Die Ausstellung selbst ist Ende Oktober gestartet und läuft noch bis September 2021. Wird es ein Begleitprogramm geben?
Da sind wir etwas ausgebremst durch Corona, weil wir selbst noch nicht wissen, wann und mit welcher Personenzahl wir Veranstaltungen wie zum Beispiel Vorträge und Diskussionsrunden oder aber auch Formate für Schulklassen durchführen können. Erst wenn wir das absehen können, macht es Sinn, in die konkrete Planung zu gehen und Expertinnen und Experten anzufragen.
Was sind die Herausforderungen bei diesem Thema, vor allem in Bezug auf die jugendliche Zielgruppe?
Warum haben Sie sich für das Format Augmented-Reality-App entschieden?
Es ist ein guter Weg, um zum Beispiel Raketen oder Raumstationen erlebbar zu machen. Wenn nur ein Modell von einer Rakete oder einer Landefähre gezeigt wird, ist das zwar auch gut. Die Details und auch die Größenverhältnisse kann man mit einer Augmented-Reality-Anwendung jedoch viel besser vermitteln. Die Besucherinnen und Besucher können außerdem selbst entscheiden, wie weit sie bei den Objekten in die Tiefe gehen möchten. Wollen sie nur das Objekt als solches sehen oder wie viele Details möchten sie kennenlernen? Das ist für uns als Science Center auch ein spannendes Format.
Wie funktioniert die App in der Praxis?
Wie geht es jetzt weiter mit der Ausstellung in der aktuellen Situation?
Wir haben schon nach dem ersten Lockdown ein ausgefeiltes Hygienekonzept erstellt, die Reinigungsintervalle erhöht, die Zugangsmöglichkeiten reduziert, ein Einbahnstraßensystem in der Ausstellung eingeführt und damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Das Feedback unserer Besucherinnen und Besucher dazu fällt durchweg sehr positiv aus. Jetzt wurde beschlossen, dass Museen erst einmal wieder schließen müssen. Daher gilt es nun, auch ohne physische Ausstellung die Verbindung zu unseren Gästen aufrecht zu halten und Begeisterung für das Thema zu schaffen, vor allem über unsere digitalen Kanäle und Formate. Natürlich hoffen wir aber, dass wir zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Interviews bereits wieder voll durchstarten können und alle beschlossenen Maßnahmen zur Eindämmung der Virus-Ausbreitung hilfreich waren.