Die Managing Global Governance (MGG) Academy lädt jedes Jahr junge Führungskräfte aus Forschung, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ein, um gemeinsam partnerschaftliches Arbeiten zu trainieren. Ein Werkstattbericht über Methoden und Ziele.
Strategie, Netzwerk und Design Thinking – Bausteine für wissenschaftliche Politikberatung
Politische Entscheidungen zu treffen, um gesellschaftliche Herausforderungen zu bewältigen, ist komplex. Gerade das macht unabhängige wissenschaftliche Politikberatung so wichtig. Doch wie lernen Expertinnen und Experten, nicht nur Fakten zu liefern, sondern wirklich zu beraten?
Die Managing Global Governance (MGG) Academy des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE) bringt jedes Jahr für vier Monate Nachwuchsführungskräfte aus Schwellenländern und Europa zusammen. Ziel des Dialog- und Fortbildungsprogramms ist es, die Transformations-, Innovations- und Kooperationskompetenzen der Teilnehmenden zu stärken. Dazu gehört auch die (Weiter-)Entwicklung von wissensbasierten Politikberatungskompetenzen.
Im Ausbildungskonzept der MGG Academy wird dabei auf vier Dimensionen besonders Wert gelegt: strategische Kompetenz, Kommunikationskompetenz, Reflexionskompetenz und Beziehungs- und Netzwerkkompetenz.
Strategische Kompetenz
Kommunikationskompetenz
Kommunikationskompetenz meint die Fähigkeit, zielgerichtet kommunizieren zu können, also die richtige Zielgruppe mit der richtigen Botschaft auf dem richtigen Kanal zum richtigen Zeitpunkt zu erreichen. Um diese Kompetenzen zu stärken, werden in der MGG Academy verschiedene Kommunikationstrainings angeboten, wie beispielsweise Präsentationstechniken, Elevator Pitch, Social-Media-Training und Digital Storytelling. Die Teilnehmenden erlernen dabei, ihre Kernbotschaft kurz, präzise und anschaulich zu präsentieren. Sie formulieren eigene Social-Media-Posts, in denen sie Ereignisse kommentieren und ihre eigene Expertise einfließen lassen. So üben die Teilnehmenden für verschiedene Zielgruppen verständlich zu formulieren. In einem Training in Digital Storytelling lernen sie außerdem, ohne Hilfe und Budget mit dem eigenen Smartphone professionelle Videos aufzunehmen und zu schneiden. So lernen sie nicht nur, ihre Kernbotschaften auch visuell zu verpacken, sondern auch, ihre Kommunikation mit einer emotionalen Ansprache zu kombinieren. Entscheidend ist, dass diese Kommunikationstrainings eng mit den anderen Elementen der MGG Academy verknüpft sind und somit keine Trockenübungen darstellen. Über den gesamten Verlauf der Academy präsentieren die Teilnehmenden immer wieder vor unterschiedlichen Zielgruppen. Sie moderieren eigene Sitzungen, es gibt Formate, in denen sie ihre Idee in einer Minute pitchen müssen und am Ende der Academy erstellen alle eine eigene Digital-Story.
Reflexionskompetenz
Netzwerkkompetenz
Was nützen diese Erkenntnisse und Erfahrungen für etablierte Prozesse der Politikberatung?
Viele der oben genannten Kompetenzen sind nicht nur für die Politikberatung von Bedeutung, sondern stellen auch Erfolgsfaktoren für transdiziplinäres und transnationales Forschen dar. Querschnittskompetenzen sollten daher auch in der Ausbildung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine größere Bedeutung erlangen. Sich darin zu schulen, die eigenen disziplinären Perspektiven und Erkenntnisse unterschiedlichen Zielgruppen zu kommunizieren, lern- und anpassungsfähig zu sein oder vertrauensvolle Netzwerke zu bilden, kann die eigene Arbeit und Forschung bereichern. Und auch ältere, etablierte Forschende könnten davon profitieren, ihre Fertigkeiten im zielgerichteten, präzisen Kommunizieren weiter zu schulen.
Aktivitäten auf Social Media sind sicherlich nicht gleichzusetzen mit wissensbasierter Politikberatung. Sie können aber ein Baustein und Lernfeld für wissensbasierte Politikberatung sein. Denn viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die etwa sehr aktiv auf Twitter sind, und dabei nicht nur ihre eigenen wissenschaftlichen Erkenntnisse leicht verständlich kommunizieren, sondern sich auch in öffentliche Debatten einschalten, haben eine nicht zu unterschätzende Reichweite. Denn auch Journalistinnen und Journalisten verfolgen Debatten auf Twitter und recherchieren dort potentielle Gesprächspartnerinnen und -partner für ihre Artikel, Radio- und TV-Sendungen.Design-Thinking-Prozesse könnten dabei helfen, an vermeintlich bekannte Probleme aus einer anderen Perspektive heranzugehen und die eigene Herangehensweise und vermeintliche Lösungsansätze zu hinterfragen. Vielleicht wäre es ein Experiment wert, diese Ansätze stärker in der Ausbildung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu verankern.
Gastbeiträge spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider.