Foto: Oetinger / Das knallt dem Frosch die Locken weg

Im Profil: Mark Benecke

Mark Benecke ist Kriminalbiologe spezialisiert auf wissenschaftliche Forensik und Insektenkunde. Wenn er keine Kriminalfälle löst, schreibt er Sach- und Kinderbücher, hält Vorträge, ist auf Youtube aktiv und jeden Samstag Gast der RBB Radio Eins Wissenssendung „Die Profis“. Wie er das unter einen Hut kriegt? Ohne Gebummel.

Karriereleiter, Karrieresprungbrett oder Karrierekarussell – Wie war Ihr Weg in die Wissenschaftskommunikation?

Ich raffe nicht, was das mit Karriere zu tun haben soll. Ich mache, was mir Spaß macht. Dazu zählt die seit zwanzig Jahren ohne Pause – kein Urlaub, keine Ausreden – immer live ausgestrahlte Radio-Sendung auf RBB Radio Eins. Die wurde dadurch zum ältesten Wissenspodcast im deutschsprachigen Raum. Uff, immer Samstagmorgens … und jedes Mal eine neue, aktuelle Veröffentlichung. Das ist hart und war noch krasser, als ich jünger war und auch die Technik noch anders, schlechter, funktionierte. Der Podcast entstand aus meiner großen Klappe, weil ich der Redakteurin nach einer Sendung über die IgNobel-Preise für kuriose Wissenschaften in Harvard (da bin ich Ausschussmitglied), sagte, dass ich noch zweihundert lustig klingende Wissensthemen auf Lager habe. Sie hat mich beim Wort genommen. Mittlerweile habe ich über tausend Forschungs-Veröffentlichungen vorgestellt.

Vorträge mache ich, weil die Zuschauerinnen und Zuschauer danach fragen. Die Bücher mache ich auch darum. Es ist ein gutes Gefühl, etwas gründlich und tief bearbeitet und dann von vorne bis hinten verständlich – nicht wichtigtuerisch, sondern für jede und jeden verständlich – dargelegt zu haben. Das Video zu Rassenkunde zum Beispiel ist das mit Abstand am häufigsten gesehene meiner Videos. Es war ein kleines Projekt, natürlich gratis, mit einem Journalisten, der auch in einem Voodoo-Museum arbeitet. Das wäre in der Versenkung verschwunden, wenn die Menschen es nicht dauernd anschauen würden. Das aktuelle Corona-Buch „Viren für Anfänger“ ist aus Fragen von Followerinnen und Followern entstanden, die sie bei Instagram, Facebook- und Youtube gestellt haben. Alles erst mal gratis. Von Karriere keine Spur, sondern zu 99 Prozent unbezahlte, schwere, anstrengende, aber wunderschöne und spannende und selbstbestimmte Arbeit. Mehr ist es gar nicht.

Was sind die größten Herausforderungen in Ihrer Kommunikation und warum lohnt es sich trotzdem jeden Tag?

Ich lese keine Mitteilungen in sozialen Medien. Wenn meine Frau die nicht mit Vernunft, Ernst, Liebe und Güte filtern würde, bräuchte ich zehn Leben.

In Kriminalfällen möchte ich auf viele Fragen einfache und sehr klare Antworten finden. Dafür müssen mein Team und ich manchmal auch Experimente austüfteln und veröffentlichen. Meine Mitarbeiterin Kristina Baumjohann hat neulich sogar ihr eigenes Blut gespendet, um einen Fall nachzustellen. Damit haben wir dann Fotos gemacht, um zu zeigen, was passiert war. Ist also alles viel Aufwand, besonders schwurbel- und phrasenfreies Schreiben.

Ob sich das alles lohnt, weiß ich nicht. Ich versuche es einfach, anstatt zu faulenzen oder rumzulabern oder an Karriere zu denken. Mich interessieren Inhalte.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Wissenschaftskommunikation?

Keine Fremdworte. Keine Begründungen, warum jemand doch Fremdworte verwendet. Einfach keine Fremdworte. Basta.

Was motiviert Sie, in so vielen Formaten Wissenschaft zu kommunizieren? Und wie bekommen Sie das mit Ihrer Arbeit als Kriminalbiologe unter einen Hut?

Ich mache das, weil es mich als Kind gewundert hat, warum es so wenige Antworten auf meine Fragen gab. Kam mir zumindest so vor, vermutlich habe ich einfach mega genervt, harrharr.

Meine Arbeit schaffe ich, weil meine Frau und ich 365 Tage im Jahr je zwölf bis sechzehn Stunden arbeiten, ohne Urlaub oder Gebummel. So machen das meines Wissens nach aber alle Selbstständigen. Es ist also nichts Bemerkenswertes daran.


Foto: Oetinger Verlag
Foto: Oetinger / Das knallt dem Frosch die Locken weg

Mark Benecke ist Diplombiologe, promovierter Medizinwissenschaftler und Deutschlands einziger öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für biologische Spuren. Nach seiner Promotion am Institut für Rechtsmedizin der Universität Köln spezialisierte er sich unter anderem beim FBI auf wissenschaftliche Forensik und Insektenkunde. Neben dieser Arbeit schreibt er Sach- und Kinderbücher, hält Vorträge, gibt Forensikkurse, ist auf Youtube und Instagram aktiv und ist jeden Samstag zu Gast in der RBB Radio Eins-Wissenssendung „Die Profis“. Außerdem ist er Vorsitzender der Transylvanian Society of Dracula.