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Lasst nicht nach, wenn es um die Kommunikation geht!

Das Wissenschaftsbarometer 2019 ist da. Im Gastbeitrag ordnet Antje Boetius, Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts und Lenkungsausschussvorsitzende von Wissenschaft im Dialog, die Ergebnisse aus ihrer Sicht als Wissenschaftlerin ein und richtet einen Appell an ihre Kolleginnen und Kollegen.

Das jährliche Wissenschaftsbarometer von Wissenschaft im Dialog ist ein wichtiger Sensor für die Frage des Vertrauens in die Wissenschaft. Barometer messen Druck, und wir alle haben gerade das Gefühl, dass der Druck steigt, wenn es um die Einordnung von Fakten versus Meinungen geht. So gibt es fundamentale Fragen zur Rolle der Wissenschaftskommunikation und ihrer Kanäle in der gesellschaftlichen Entwicklung. Ob Klimawandel, Impfschutz, Genscheren, Antibiotikaresistenzen, Mikroplastik, Autonomes Fahren, Künstliche Intelligenz, Bienensterben oder Negativzinsen – wer wüsste nicht gern mehr, wer hätte nicht gern sicheres Wissen, wie die Welt funktioniert, was wahr ist und was falsch, was Mehrheitsmeinung und was Irrtum.

Das Wissenschaftsbarometer zeigt, Vertrauen in Forschende an Universitäten und öffentlichen Forschungsinstituten bleibt weiterhin hoch in Deutschland mit 56 Prozent. Deutlich höher als das Vertrauen in andere Systeme – denn der Wirtschaft vertrauen etwa nur 27 Prozent, Medien lediglich 18 Prozent und der Politik sogar nur 17 Prozent. Was bedeutet „Vertrauen“ überhaupt so pauschal? Weitere Fragen deuten darauf hin, dass Wissenschaft grundsätzlich mehrheitlich positiv belegt ist mit Erkenntnisgewinn, Fortschritt, Nützlichkeit, Interesse. Die Tatsache, dass fast zwei Drittel der Befragten laut Barometer gerne einmal erleben würden, wie Forscherinnen und Forscher arbeiten, und 57 Prozent gerne mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern diskutieren würden, finde ich toll. Das bestärkt uns darin, Arbeitsweisen, Methoden und die Kultur der Wissenschaft stärker in den Fokus zu stellen.

Bei vielen Fragen gibt es aber auch einen sehr großen Anteil an Unentschiedenen. Ein Anteil der Grauzone kommt sicher daher, dass Wissenschaft ein sehr breites Feld ist und es darin große Unterschiede gibt an Interesse und Einschätzung des Erkenntnisgewinns. Befragte, die sich im Bezug auf das Vertrauen oder den Nutzen von Forschung unentschieden zeigen, sind da aus meiner Sicht eine wichtige Zielgruppe für Aktivitäten in der Wissenschaftskommunikation. Es kann sein, dass sie noch kein für sie interessantes Feld der Wissenschaft für sich entdeckt haben, es kann aber auch sein, dass sie einfach nicht pauschal Vertrauen aussprechen mögen. So wird der Einfluss äußerer Faktoren auf die Wissenschaft als recht hoch eingeschätzt, fast zwei Drittel der Befragten (63 Prozent) geben an, dass der Einfluss der Wirtschaft auf die Wissenschaft zu groß sei. Der Einfluss der Wissenschaft auf die Politik wird dagegen als recht niedrig eingeschätzt, wobei sich die Mehrheit wünscht, politische Entscheidungen würden auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. Denn mehrheitlich trauen die Menschen der Wissenschaft zu, dem Wohle der Gesellschaft zu dienen. So wird bei dem Wunsch nach mehr Forschung das Thema Klima und Energie am höchsten gerankt – seit 2017 sogar vor Gesundheit und Ernährung.

Eine weitere Frage, zu der das Wissenschaftsbarometer interessante Daten liefert, ist die Frage danach, ob sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einmischen sollten, wenn ihre Erkenntnisse von der Politik ignoriert werden. 75 Prozent der Befragten bestätigen dies. Damit sagt uns das Barometer wohl: Lasst nicht nach, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wenn es um die Kommunikation Eurer Arbeit geht. Denn ein hoher Anteil der Bevölkerung von oft mehr als einem Drittel bleibt bei vielen Fragen unentschieden, unentschlossen, und hoffentlich doch neugierig auf mehr Dialog.

Gastbeiträge spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider.

Alle Ergebnisse und Daten des Wissenschaftsbarometers 2019 finden Sie hier.

 

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