Vertrauen, Vertrauen, Vertrauen – so lautet das Rezept für eine gute Zusammenarbeit zwischen Pressesprecherin Kim-Astrid Magister und Rektor Hans Müller-Steinhagen an der TU Dresden. Ein Tandemgespräch über strategische Entscheidungen, die Exzellenzstrategie und das gemeinsame Rollenverständnis.
Vertrauen als Basis für den Erfolg
Herr Müller-Steinhagen, Frau Magister, was sind für Sie die wichtigsten Punkte für eine gute Zusammenarbeit zwischen Rektor und Pressesprecherin?
Müller-Steinhagen: In allererster Linie Vertrauen, Vertrauen, Vertrauen – in die fachliche Expertise, aber auch in die persönlichen Kompetenzen des anderen. Das ist für mich die Basis für eine gute Zusammenarbeit und ohne dieses Vertrauen geht für mich gar nichts. Weitere wichtige Voraussetzungen für eine gelungene Kooperation sind Professionalität und, dass man die gleichen Werte teilt. Dabei geht es um Grundwerte der Universität, wie Freiheit der Wissenschaft, Toleranz oder Internationalität.
Magister: Aus meiner Sicht ist darüber hinaus die Einbindung in den Informationsfluss ganz entscheidend. Ich bin hier als Pressesprecherin bei allen wichtigen Sitzungen, wie den Rektorats- und Senatssitzungen oder den Klausurtagungen der Dekane, dabei. So kann ich besser einschätzen, wie Entscheidungen zustande kommen und was der aktuelle Stand der Dinge ist. Außerdem finde ich es sehr wichtig und gut, dass die Kommunikation hier bei allen strategischen Entscheidungen von Anfang an mitgedacht wird und auch insgesamt an der Universität eine bedeutende Rolle spielt.
In welchen Bereichen ist die Zusammenarbeit besonders eng?
Müller-Steinhagen: Natürlich zunächst einmal bei allen Dingen, die direkt mit Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zusammenhängen. Ich sehe Frau Magister aber auch in einer wichtigen Beratungsfunktion. Deshalb treffen wir uns einmal die Woche zu unserem Jour fixe. Bei diesen Besprechungen geht es darum, sich abzustimmen und über Strategien zu beraten. Ganz besonders intensiv ist die Zusammenarbeit natürlich auch immer dann, wenn es um kritische Situationen geht, und bei strategisch besonders wichtigen Themen, wie beispielsweise der jetzt anstehenden Exzellenzentscheidung. Da ist eine besonders enge Abstimmung von Nöten.
Magister: Krisenkommunikation ist tatsächlich ein Feld, an dem sich besonders gut ablesen lässt, wie erfolgreich und abgestimmt das Zusammenspiel von Rektorat und Pressestelle ist. Darüber hinaus arbeiten wir auch dann besonders intensiv zusammen, wenn es um die sogenannte Third Mission geht, also das Wirken der Hochschule in die Gesellschaft. Gerade in Dresden und Sachsen muss man als Universität besonders deutlich Werte wie Weltoffenheit und Toleranz thematisieren. Hierbei stimmen wir uns sehr eng ab.
Sie haben sich ja erst kürzlich sehr klar politisch positioniert, Herr Müller-Steinhagen, als die Universität eine „Stellungnahme zu den bevorstehenden Landtagswahlen“ veröffentlicht hat, in der sie für Weltoffenheit und Toleranz warb. Wie genau ist es dazu gekommen und wie verlief hier die Zusammenarbeit?
Müller-Steinhagen: Sowas läuft bei uns nur im Team. In dem aktuellen Fall ist mir auf einer Autofahrt am Wochenende klar geworden, dass wir uns dahingehend positionieren müssen, und ich habe noch aus dem Auto eine Mail an Frau Magister geschickt. Sie hat dann sofort zugestimmt und innerhalb weniger Stunden einen ersten Entwurf vorbereitet. Den sind wir gemeinsam nochmal durchgegangen und haben ihn dann in die Gremien gegeben, da der Aufruf von Senat, Rektorat, Personalrat und Studentenrat gemeinsam veröffentlicht wurde. Der Impuls hätte aber genauso gut auch von Frau Magister erfolgen können.
Sie sprechen viel über Vertrauen, wie baut man denn ein solches Vertrauen auf?
Magister: Ich glaube, Vertrauen entwickelt sich immer über positive Erfahrungen. Es entsteht, wenn man merkt, die Beratung und die Ideen des anderen erweisen sich als positiv für die Universität. Aber auch dadurch, dass mit Informationen vertrauensvoll und integer umgegangen wird. Diese Entwicklung ist bei uns sehr gut verlaufen.
Müller-Steinhagen: Darüber hinaus ist es auch wichtig zu zeigen, dass man sich gegenseitig wertschätzt und dass Kommunikation von großer Bedeutung und Chefsache ist. Ich bin vor neun Jahren von außen als Rektor an die TU Dresden gekommen und hatte vorher schon am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt festgestellt, dass es gut ist, wenn die Leitung der Kommunikation direkt beim Vorstand angesiedelt ist. Das war bei meinem Start an der TU Dresden nicht der Fall: Damals war die Pressestelle im Dezernat Forschung untergebracht und so war die Verbindung zum Rektor nur über Umwege gewährleistet. Eine meiner ersten Amtshandlungen war es, die Kommunikationsabteilung direkt bei mir anzuordnen. Diese Entscheidung hat sich absolut bewährt und ich glaube, wir stehen im Hinblick auf externe und interne Kommunikation deutlich besser da als zuvor.
Welche Qualitäten schätzen Sie an der jeweils anderen Person?
Magister: Ich schätze seine Offenheit, Ehrlichkeit und Geradlinigkeit. Außerdem ist er ein toller Motivator, der die Menschen für Dinge begeistert, und ein Netzwerker. Und er brennt für die TU Dresden.
Müller-Steinhagen: Frau Magister verfügt über ein sehr gutes Gespür und Verständnis für Hochschulpolitik und die unterschiedlichen Interessen und Bedürfnisse, die es an der Universität gibt. Darüber hinaus bringt sie die journalistischen Fähigkeiten mit, die unabdingbar sind für den Beruf, und ein sehr gutes Netzwerk. Außerdem schätze ich die Tatsache, dass sie fast immer präsent ist und ich mich hundertprozentig auf sie verlassen kann. Das ist gerade in heißen Phasen, wie dem Exzellenzwettbewerb oder bei kontroversen Entscheidungen, enorm wichtig.
Eines der wichtigsten Themen für Ihre Uni ist die Exzellenzentscheidung, die morgen fallen wird. Wie wichtig ist das Thema Kommunikation für die Bewerbungsphase gewesen?
Müller-Steinhagen: Auch hier war das Kommunikationsteam von Anfang an beteiligt. Es war uns sehr wichtig, dass wir die gesamte Hochschulöffentlichkeit in den Prozess einbeziehen und hier in den Diskurs gehen. Mehr als 1.000 Beschäftigte und Studierende der TU Dresden waren letztlich in die Erarbeitung des Antrags eingebunden. Es gab Informationsveranstaltungen zu den einzelnen Schritten des Wettbewerbs. Aber auch die Kommunikation mit der Politik und den Medien spielte eine entscheidende Rolle. Insgesamt sprechen wir hier von einem sehr eng abgestimmten Prozess, der natürlich jetzt nach der Entscheidung weitergehen wird. Darüber hinaus spielt die Kommunikation aber auch eine Rolle im Antrag selbst. Wir haben Pläne, die die TU Dresden weiterbringen werden – die ich aber leider noch nicht im Detail präsentieren kann.
Wie wichtig ist Eigenverantwortung für die Arbeit?
Müller-Steinhagen: Das ist ein elementarer Bestandteil des Erfolgs. Ich muss mich darauf verlassen können, dass die reguläre Arbeit läuft und zwar ohne, dass ich sie permanent kontrolliere. In den Bereichen, in denen ich nicht unbedingt eingebunden sein muss, arbeitet die Presseabteilung nahezu komplett eigenständig.
Magister: Es gibt ja nicht umsonst eine abgestimmte Kommunikationsstrategie, an der wir uns orientieren. Da sind Mikromanagement und Abstimmung zu einzelnen Details nicht notwendig. Ich denke, das funktioniert bei uns sehr gut – nicht zuletzt weil das gegenseitige Vertrauen vorhanden ist.