Das Team von Pint of Science veranstaltet in 24 Ländern weltweit wissenschaftliche Vorträge in Bars und Pubs. Wie man ehrenamtlich mitarbeiten kann und was es an Organisation, Budget und Marketing braucht, erklären Laura Veldenz und Franziska Sattler vom Deutschland-Team im Interview.
Pint of Science – Wissenschaft vermitteln in der Kneipe
Frau Veldenz, Frau Sattler, was ist Pint of Science und welche Idee steht dahinter?
Laura Veldenz: Wir laden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in eine Kneipe ein, damit sie dort von ihrer Forschung erzählen. Das gibt dem Ganzen einen Rahmen, der weniger verschult wirkt als etwa Vorträge in der Universität. Es macht einfach Spaß, in einer lockeren Atmosphäre spannende Sachthemen zu besprechen. Ziel ist es, den Gästen einen Raum zu geben, in dem sie auch Fragen stellen können und einen direkten Zugriff auf die Forschenden haben.
Woher kommt die Idee?
Laura Veldenz: Aus Großbritannien. Dort wurde Pint of Science 2012 zum ersten Mal durchgeführt und war direkt ein großer Erfolg. Seitdem wächst das Netzwerk und es gibt mittlerweile Ableger in 24 Ländern weltweit. Dabei gibt es zwei Personen, die das auch hauptberuflich machen und zum Beispiel für die weltweite Koordination zuständig sind. Alle anderen Teams machen das auf ehrenamtlicher Basis.
Franziska Sattler: In Deutschland gibt es Pint of Science seit 2015. Berlin war die erste Stadt, die ein Event ausgerichtet hat.
Kann man sich dem Netzwerk einfach anschließen?
Laura Veldenz: Im Grunde kann jeder in seiner Stadt eine Pint-of-Science-Veranstaltung organisieren und wir unterstützen dann dabei. Es wäre natürlich super, wenn das auch an unserem zentralen Termin stattfindet, in diesem Jahr vom 20. bis 22 Mai. Manchmal gibt es Ausnahmen, aber in der Regel finden die Veranstaltungen dann statt. Das macht die Organisation und auch die Öffentlichkeitsarbeit etwas leichter.
Was gehört denn genau in den einzelnen Städten zur Organisation dazu?
Franziska Sattler: Wir haben Ende letzten Jahres angefangen, uns Gedanken darüber zu machen, welche Rednerinnen und Redner wir für den nächsten Termin anfragen wollen. Dabei greifen wir zum einen auf unseren Bekanntenkreis zurück: Da ich zum Beispiel im Naturkundemuseum arbeite, kenne ich viele Forschende aus diesem Bereich. Wir haben aber seit letztem Jahr auch eine Linguistin im Team, die unser Netzwerk in die Geisteswissenschaften erweitert. Nachdem wir also zuvor eher naturwissenschaftlich unterwegs waren, werden wir dieses Jahr auch Sprach- sowie Politikwissenschaften dabeihaben. Zum anderen bekommen wir mittlerweile sogar Anfragen von Forschenden, die sich bei uns melden, um einen Vortrag zu halten. Mit denen treffen wir uns dann und besprechen, ob unsere Vorstellungen zusammenpassen. Insgesamt versuchen wir, auch sehr jungen Forschenden, zum Beispiel Promovierenden, eine Plattform zu bieten. Die haben oft spannende Themen und noch ein bisschen mehr Zeit für solche Aktionen. Die Absprachen mit den Vortragenden teilen wir uns im Team auf. Meistens übernehme ich die Anfrage bei den Veranstaltungsorten und die Absprache mit diesen.
Wie kommen Sie in Kontakt mit den Pubs und Bars für die Veranstaltungen?
Franziska Sattler: Da haben wir in Berlin mittlerweile ein ganz gutes Netzwerk und einige Pubs, mit denen wir schon mehrfach zusammengearbeitet haben. Generell muss man einfach ein paar Orte anschauen und dann mit den Leuten dort sprechen, das Konzept erklären und schauen, ob man sich einig wird, die Veranstaltung dort zu machen. Manche Pubs machen sogar extra für uns an dem Abend zu und lassen dann nur Leute rein, die ein Ticket für die Veranstaltung haben. Mit denen haben wir schon so gute Kontakte, dass wir einfach nur kurz Bescheid geben, wann der nächste Termin ist und die reservieren den Abend dann für uns. Insgesamt ging das in diesem Jahr schon alles schneller als sonst. Wir haben da eine gewissen Routine entwickelt.
Und wie machen Sie Werbung für die Veranstaltung, damit auch das Publikum Bescheid weiß?
Laura Veldenz: Dafür haben wir zum einen die zentralen Social-Media-Accounts, die Franziska hier in Deutschland betreut. Das ist einfacher, als in allen Städten jeweils einen eigenen Account zu pflegen. Das wäre sehr zeitaufwendig. Darum ist es auch gut, wenn die Veranstaltungen alle an den drei Tagen im Mai stattfinden. Dann kann man die Werbung auf den Kanälen im Vorfeld hochfahren und so mehr Leute erreichen. Außerdem laufen alle Veranstaltungen über die zentrale Website und wir von der nationalen Koordination sind in der Zeit für alle Anfragen und Tipps erreichbar. So können wir die Teams aus der Ferne mit Ideen und Erfahrungen aus den letzten Jahren unterstützen.
Franziska Sattler: Vor Ort machen wir außerdem ganz klassische Werbung mit Flyern und Aushängen. Dafür gehen wir einen Monat vorher in die Bars, legen die Flyer aus und hängen Poster in der Gegend auf. So erreichen wir Leute, die sowieso schon in die Lokale gehen. Außerdem bringen die Vortragenden oft Leute aus ihrem Bekanntenkreis mit und das sind meistens die Freundinnen und Freunde, die gerade nichts mit Wissenschaft zu tun haben. Tatsächlich komplett fremde Leute zu erreichen, ist aber eine große Herausforderung. Dadurch dass wir die Vorträge aber in Deutsch und Englisch machen, erreichen wir nochmal andere Leute, als wenn die Veranstaltung nur auf Deutsch laufen würde.
Laura Veldenz: Wir haben in Großbritannien eine Umfrage beim Publikum durchgeführt. Die hat ergeben, dass die Leute meist über Bekannte von der Veranstaltung erfahren und sich so über die Jahre eine lokale Fangemeinde aufbaut. Da hilft also ganz konkret, mit lokalen Communitys zusammenzuarbeiten, um so im Vorfeld auch die Tickets zu verkaufen.
Apropos Tickets: Wie wird Pint of Science denn finanziert?
Laura Veldenz: Wir haben zwei Einkommensquellen: Zum einen den Ticketpreis, der allerdings mit 2,50 Euro nicht besonders hoch ist, sodass er keine Hürde darstellt. Damit können wir also nur einen kleinen Teil unserer Kosten decken. Die zweite Quelle ist Sponsoring. Da bekommen wir dann Geld von Firmen, die wir dafür zum Beispiel auf den Flyern und auf der Homepage nennen. Wir brauchen zwar keine riesigen Beträge, aber die Website, Flyer, Miete von Mikrofonen oder Bildschirmen für die Präsentationen, ein paar Merchandiseartikel – dafür brauchen wir einfach ein bisschen Budget. Wenn sich da für die Zukunft noch der ein oder andere Sponsor finden würde, wäre das super.
Wo soll es mit dem Projekt noch hingehen?
Laura Veldenz: Wir wollen die Veranstaltungen gerne noch ausbauen. Wir freuen uns also über Leute, die in neuen Städten Pint of Science veranstalten wollen, weitere Ehrenamtliche, die die bestehenden Teams unterstützen und Forschende, die dabei Vorträge halten möchten.