Am Vorbild der Tiefseeanglerfischin erklärt Antje Boetius in ihrer Dankesrede zum Communicator-Preis, was für sie zur guten Wissenschaftskommunikation gehört. Für die Zukunft wünscht sich die Professorin für Meeresbiologie neben den tierischen Attributen auch mehr Raum und Zeit. Die Rede im Rückblick und Mitschnitt.
Leuchten, fühlen, Zähne zeigen
„Die Tiefseeanglerfischin ist eine komplexe kommunizierende Frau (…) aber wenn man sie erhascht, dann leuchtet sie und erfüllt den ganzen dunklen Raum.“ – An diesem Bild einer Tiefseebewohnerin erklärt Antje Boetius die drei essenziellen Qualitäten von Wissenschaftskommunikation:
Leuchten
Selbstleuchtend bringt die Tiefseeanglerfischin ihr Licht ins Dunkle. „Und mit ihrer Begeisterung für Forschung leuchten auch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler selbst“, sagt Boetius. Ein Ziel sollte deshalb sein, dieses Leuchten zu fördern und zu fordern. Zum einen in der direkten Begegnung zwischen Menschen, aber auch in einer Symbiose mit den Medien. Darum wünscht sie sich, „dass wir Forschenden Träger von Geschichten sind, zusammenarbeiten mit anderen, um immer wieder zu erklären: Wissen ist ein Teil des Menschseins.“
Zähne zeigen
Mit ihren scharfen, nach innen gebogenen Zähnen, hält die Tiefseeanglerfischin außerdem beharrlich fest, wen sie einmal zugebissen hat. Das gleiche müsse auch für politisch relevante Themen in der Wissenschaft gelten. Hier nennt sie unter anderem den Klimawandel als Beispiel, der für die Meeresforscherin ein wichtiger Teil ihrer Forschung und Wissenschaftskommunikation ist. „Die Werkzeuge, die wir haben, um in die Zukunft zu reisen, Modelle zu nutzen, Zukünfte zu simulieren, darstellbar zu machen und darüber zu sprechen“ werden noch viel zu wenig genutzt. Ihr Fazit deshalb: „Scharfe Zähne sind durchaus ein wichtiger Teil der Wissenschaftskommunikation (…), das kritische Denken, auch mal streiten und zu nerven, das gehört dazu“.
Fühlen
Darüber hinaus macht sich die Tiefseeanglerfischin mit ihrem Netzwerk von Sensoren ein genaues Bild von ihrer Umwelt, den Chancen und Risiken. Und genau diese Funktion hat laut Boetius auch die Wissenschaftskommunikation für die Forschung. Die Sensoren sollen „Trends und Bewegungen in der Gesellschaft erspüren und immer wieder die Frage stellen: Was hat mein Forschen eigentlich mit dem Draußen zu tun?“ Doch dafür brauche die Wissenschaft auch Raum, Zeit und Bewegungsfreiheit, so Boetius‘ Fazit und ein Wunsch für die Zukunft.
Der „Communicator-Preis – Wissenschaftspreis des Stifterverbandes“ wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ausgeschrieben. Der persönliche Preis ist mit 50.000 Euro dotiert und wird an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus allen Fachgebieten vergeben, die in herausragender Weise die Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Arbeit sowie die ihres Faches in die Medien und die nicht wissenschaftliche Öffentlichkeit vermitteln.