Am 22. April 2017 marschierten in zahlreichen deutschen Städten über 35.000 Menschen für die Wissenschaft. Auch in diesem Jahr setzen sich wieder Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sowie viele andere an einem zentralen Tag für das Vertrauen in die Wissenschaft ein, und zwar am 14. April.
Science March Germany: 2017–2018
Auf der zentralen Plattform des Science March Germany, die 2017 von Tanja Gabriele Baudson und Claus Martin gestartet wurde, werden auch dieses Jahr alle Informationen rund um den Science March gebündelt. Die Professorin für Entwicklungs- und Allgemeine Psychologie an der Universität Luxemburg und der Musiker und Regisseur setzen sich mit dem Science March für die Wissenschaft ein. „Hintergrund meines Engagements für den March for Science ist die Beobachtung, dass allenthalben die Unterscheidung zwischen persönlichem Glauben, eigener Meinung und wissenschaftlicher Erkenntnis in dramatischer Weise nachlässt“, sagt Claus Martin im Interviewformat „Nachgefragt“ von Wissenschaft im Dialog.
Im Interview sprach Tanja Gabriele Baudson bei dbate über den Kampf gegen „Fake News“ und die Frage, warum freie Wissenschaft so wichtig ist:
Um herauszufinden, wer im vergangenen Jahr aus welchen Gründen den Science March unterstützte, haben wir 2017 Statements der Beteiligten eingeholt und in einer Reihe publiziert.
„Wer marschiert da und wofür?“ war auch die Frage von Carsten Könneker und Philipp Niemann von der Abteilung Wissenschaftskommunikation am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Die Ergebnisse dieser nicht-repräsentativen Umfrage haben sie bei Wissenschaftskommunkation.de beschrieben.
Science March 2018 – Aktionen im Überblick:
2018 wird in einigen der 20 gelisteten Städte wieder marschiert, in anderen finden diesmal andere Aktivitäten statt.
Berlin und Potsdam präsentieren sich mit der Aktion „Kieznerds“ und wollen Menschen ganz nah zusammenbringen – in Kneipen, am besten am Stammtisch. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollen hierbei ganz ungezwungen mit der Bevölkerung ins Gespräch kommen können.
In Frankfurt wird es im Vorfeld zum Science March am 10. April eine Poster-Party geben. „Deren Ergebnisse werden dann prämiert und die Gewinner bei der Kundgebung vorgestellt“, erklärt Julia Krohmer, Mitorganisatorin des Science March in Frankfurt und im Stab Wissenschaftskoordination des Senckenberg-Forschungsnetzwerks für Wissenstransfer und wissenschaftliche Veranstaltungen zuständig.
In Göttingen hat die Doktorandin Julia Uraji bereits einen Monat vor dem Science March die Aktion „Humans of Science“ Göttingen gestartet, in der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen Einblick in ihr ganz normales Leben geben. “Wir wollten mit diesem Projekt der Gesellschaft zeigen, wer denn hinter der Wissenschaft wirklich steht – aber auf eine persönliche und menschliche Art und Weise,” so Uraji.
Diskussionsrunden im Vorfeld
Außerdem gab und gibt es einige Diskussionsrunden im Vorfeld des 14. April:
„Wissen schafft Vertrauen“ ist das Thema der Podiumsdiskussion in Göttingen, die am 08.04 stattfand.
„Wer treibt hier wen? – Digitalität in Wissenschaft und Gesellschaft“ ist der Titel, mit dem Darmstadt am 12. April eine Diskussionsrunde abhält.
In Jena gibt es ebenfalls am 12.04.2018 eine Debatte unter Vertretern der Wissenschaft, Politik und der Medien, die auch per Livestream übertragen wird. Im Zentrum steht die Frage, wie diese Akteure zu Autonomie, Freiheit und Wiedergewinn von Vertrauen in die Wissenschaft stehen. Jena hat auch bereits Folgeveranstaltungen in Form von vier Science Pubs geplant.
Am 13.4.2018 wird das Thema „Vertrauenskrise? Die Bedeutung von Kommunikation zwischen Wissenschaft und Gesellschaft“ an der Ruhr Universität in Bochum diskutiert.
Auch Kiel ist 2018 wieder dabei. Am 13. April laden sie dazu ein, „ein Zeichen für eine freie und offene Wissenschaft und Forschung zu setzen“ und Themen wie „Braucht die Gesellschaft Wissenschaft?“ zu diskutieren.
„Keep on marching“ und Debatten am 14. April 2018
Frankfurt marschiert und schließt eine Kundgebung und Science Arena an. Hier wird es direkte Gespräche mit Wissenschaftlern zu aktuellen Themen geben. Bei einer abendlichen Podiumsdiskussion im Haus am Dom wird die Frage „Brauchen wir eigentlich Universitäten?“.
In Stuttgart ist eine Kundgebung mit Redebeiträgen am Schillerplatz geplant. Lisa Röthinger vom Organisationsteam des Science March in Stuttgart erklärt, dass die Redner diesmal auch inhaltlich die Fragen „Wer finanziert Wissenschaft?“, „Mit welcher Zielsetzung?“ und „Ist die Wissenschaft dann überhaupt noch unabhängig?“ diskutieren wollen. Heidelberg und Freiburg schliessen sich Stuttgart an, da sie dieses Jahr keine eigenen Aktionen planen.
Trier ruft auf seiner Facebook-Seite auf, bei ihrer friedlichen Kundgebung am Viehmarktplatz dabei zu sein und sich dem Demonstrationszug anzuschliessen. Auf dem Zentralplatz in Koblenz und vor dem Schloss in Münster sind ebenfalls Kundgebungen angesetzt.
Das Rheinland hat sich in diesem Jahr für den Standort Köln entschieden und wird einen Demonstrationszug durch die Kölner Innenstadt zum Rudoplfplatz, mit anschliessender großen Kundgebung veranstalten.
Laut ihrer Facebookseite unterstützt Hamburg die deutschlandweiten Aktionen, ist jedoch selbst nicht aktiv dabei.
Kassel nimmt ebenfalls beim March for Science teil und bietet auch etwas für die jüngere Generation mit Wissenschaftler*innen der Science Bridge, die ihrer Facebookseite zufolge “Themen altersgerecht und anschaulich aufbereiten”.
In Dresden versammeln sich auch Mitstreiter aus Freiberg und Chemnitz am Theaterplatz für eine Kundgebung. Hier wird es laut Ihrer Facebookseite auch „Wissenschaft zum Anfassen und Mitmachen“ beim „Forum der Ideen“ geben. Dabei handelt es sich um „viele kleine, spannende Stände und Experimente Dresdner Forschungseinrichtungen für Jung & Alt“. Für ein direktes Gespräch sollen auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anwesend sein, die Interessierten Rede und Antwort stehen.
Unter dem Titel „Funktacular march for Science“ marschiert München für „freie Wissenschaft und faktenbasierte Politik“.
Unterstützen und Mitmachen
Zur Vorbereitung der Science Marches finden in vielen Städten im Vorfeld Treffen zu Entwicklung von Postern und Plakaten statt. Bereits gesammelte Slogans wurden in Frankfurt von der Grafikerin Julia Uraji umgesetzt. Unter dem Motto „Finde Deinen Lieblingsslogan“ können unter Sciencemarchgermany.de der eigene Favorit gefunden, direkt heruntergeladen und für Flyer und Poster genutzt werden. Ein „How to March for Science“ gibt es außerdem auch auf der Seite von Wissenschaft in Dialog.
Wer am 14. April oder in der Vorbereitungsphase nicht aktiv dabei sein kann, hat die Möglichkeit den Marsch durch Spenden zu unterstützen. Der „Sprecher der Initiative, Claus Martin, berichtet: „Wir haben inzwischen einen gemeinnützigen Verein „March for Science e.V.“ gegründet. Dadurch können wir nun offiziell Spenden entgegennehmen, um so die einzelnen regionalen Veranstaltungen zu finanzieren.“