Stephen Hawking war nicht nur ein großer Wissenschaftler, sondern auch ein großer Wissenschaftskommunikator. Er hielt öffentliche Vorlesungen, sprach im Fernsehen und Radio, schrieb Bücher für Erwachsene und Kinder und rief eine Auszeichnung für Wissenschaftskommunikation mit ins Leben. Ein Rückblick.
Abschied von einem großen Wissenschaftler und Kommunikator
„By engaging with everyone from school children to politicians to pensioners, science communicators put science right at the heart of daily life“ – seine Wissenschaft in die Welt zu bringen, war Stephen Hawking schon früh ein Anliegen und er bewahrte sich diese Leidenschaft für die Kommunikation bis zu seinem Tod am 14. März 2018. So sagte er: „It is important that the public understands basic science, if they are not to leave vital decisions to others.“
Um auch andere dazu zu motivieren und sie bei der Wissenschaftskommunikation zu unterstützen, rief er 2015 die „Stephen Hawking Medal for Science Communication“ ins Leben. Ausgezeichnet werden damit außergewöhnliche Leistungen bei der Vermittlung und Darstellung von Wissenschaft gegenüber der Öffentlichkeit in den Kategorien Wissenschaft, Künste und Film. Und das ist das Besondere an dieser Auszeichnung: Nicht nur Personen aus der Wissenschaft werden hier für die Vermittlung wissenschaftlicher Inhalte ausgezeichnet, sondern auch Filmschaffende und Künstlerinnen und Künstler. Dazu sagte er bei der Pressekonferenz zum Start der Auszeichnung: „Bringing science to the people brings people into science. This matters to me, to you, to the world as a whole.“
Das Zusammenspiel von Wissenschaft, Kunst und Film lag Hawking nicht nur am Herzen, es hat auch dazu beigetragen, dass er zu einem der berühmtesten Wissenschaftler unserer Zeit wurde. „I feel a duty to inform the public about science“, erklärte er. Und dieser Verpflichtung kam er nach, indem er selbst in vielen verschiedenen Bereichen aktiv war:
Wissenschaft
Zuerst zu nennen ist sicherlich die Wissenschaft, die offensichtlichste der drei Kategorien. Spätestens 1974 erlangte Hawking mit seiner Arbeit über die „Hawking-Strahlung“ das Ansehen der Kolleginnen und Kollegen in der Forschung. Allerdings war es Hawking schon damals wichtig, mit seiner Arbeit auch die Menschen zu erreichen, die sich bisher nicht mit schwarzen Löchern oder dem Urknall befassten: „I want to share my excitement and enthusiasm about this quest.“
„Remember to look up at the stars and not down at your feet. Try to make sense of what you see, wonder about what makes the universe exist.“
Populärwissenschaftliche Bücher
1988 veröffentlichte er sein erstes populärwissenschaftliches Buch „A Brief History of Time“. Das Buch war ein riesiger Erfolg und es führte lange die Bestsellerlisten in vielen Ländern an. In der Bestsellerliste der Sunday Times hielt sich der Titel sogar für mehr als fünf Jahre. Bis heute wurde das Buch in 40 Sprachen übersetzt und mehr als 10 Millionen Mal verkauft. Doch das Wichtigste: Es inspirierte eine ganze Generation künftiger Physikerinnen und Physiker und auch Forschende anderer Fachrichtungen.
Es folgten weitere Titel wie etwa „The Universe in a Nutshell“ (2001) oder „God created the integers“ (2005). Gemeinsam mit seiner Tochter Lucy schrieb er darüber hinaus mehrere Kinderbücher: Die Reihe „George’s Secret Key to the Universe“ startete 2007 und umfasst insgesamt fünf Bände, der letzte erschien 2016.
“People worldwide display an incredible appetite of scientific information. The public want to know, they want to understand.”
Fernsehen , Radio und Comedy
Noch mehr jedoch als durch seine Bücher wurde er bekannt durch seine Auftritte bei öffentlichen Veranstaltungen, in Talkshows und Radiosendungen. Für die BBC steuerte er zum Beispiel die Radiovorlesungen „Do black holes have no hair?“ und „Black holes aren’t as black as they are painted“ für die Reihe der „Reith Lectures“ bei, sprach im Fernsehen mit Neil deGrasse Tyson im Star Talk darüber, was vor dem Urknall passierte, oder mit Carl Sagan und Arthur C. Clarke über „God, The Universe and Everything Else“.
Hawking gelang es dabei stets, Wissenschaft mit Humor zu verbinden und einfache Analogien für die komplexen Erkenntnisse und Theorien zu finden. Er diskutierte mit John Oliver, dem britischen Comedian und Host der Late Night Show „Last Week Tonight“, trat in der Comedyserie Little Britain auf, erklärte schwarze Löcher in 90 Sekunden und beantwortete Publikumsfragen über die Popband One Direction.
Science-Fiction, Film und Cameo
Seine Wissenschaft inspirierte zudem zahlreiche Autorinnen und Autoren sowie Filmschaffende im Bereich der Science-Fiction. So trägt bereits im Jahr 1989 ein Raumschiff im Roman „Hyperion“ von Dan Simmons den Namen „HS Stephen Hawking“ – angetrieben durch den sogenannten „Hawking drive“. Das war aber nur der Anfang: Einige Jahre später, 1993, hatte Hawking seinen ersten großen Cameo-Auftritt in „Star Trek: The Next Generation“. In der Folge „Descent“ spielt er als Hologramm eine Runde Poker mit Isaac Newton, Albert Einstein und dem Androiden Data aus der Star-Trek-Crew.
Der Science-Fiction blieb Stephen Hawking bis zuletzt treu. Gerade erst lieh er dem BBC Radio 4 Hörspiel seine Stimme als „The Guide Mark II“ in der neuen Version von „A Hitchhiker’s Guide to the Galaxy“.
„Science fiction is useful both for stimulating the imagination and for defusing fear of the future.“
Doch auch in der Popkultur ist der Name Hawking längst angekommen, nicht zuletzt als Figur in mehreren Episoden der Simpsons. Über seinen ersten Auftritt in der Serie im Jahr 1999 sagte er in einem Interview: „The episode was very funny. And almost as many people know me through the Simpsons as through my science. The Simpsons appearances were great fun. But I don’t take them too seriously.“ Und nicht nur bei den Simpsons war er mehrfach zu Gast, auch bei der Serie Futurama hatte er mehrere Auftritte.
In jüngerer Zeit tauchte Hawking etwa 2012 in einer Folge von „The Big Bang Theory“ auf. In der Serie – wie es sich für eine ordentliche Show über das Leben von Physikerinnen und Physikern gehört – gibt es zahlreiche Hawking-Referenzen. Hawking moderierte oder verfasste außerdem auch selbst Dokumentationen, wie etwa die Miniserie von 2010 „Into the Universe with Stephen Hawking“. Im Jahr 2014 wurde die Figur Stephen Hawking gar mit einem Oscar prämiert. Natürlich nicht er selbst, sondern Eddie Redmayne. Dieser bekam die Auszeichnung für die Verkörperung von Stephen Hawking in dem Spielfilm „The Theory of Everything“.
Musik
Doch nicht nur die Filmbranche zog Inspirationen aus dem Leben und Werk des Physikers. Die Rockband Pink Floyd etwa setzte Hawkings Stimme in ihrem Song „Keep Talking“ ein und 2005 nahm Hawking selbst mit der britischen Komikergruppe Monty Python eine neue Version des „Galaxy Songs“ auf. John D. Boswells sampelte Hawking außerdem in der Serie „Symphony of Science“ in dem Stück „A Glorious Dawn“. Hier nutzte er Textpassagen aus einer Dokumentation des Wissenschaftlers.
Abschied
Nun ist Stephen Hawking mit 76 Jahren gestorben und sowohl Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wie sein Freund und Forscherkollege Roger Penrose, als auch die Medien würdigen seine Verdienste für Wissenschaft und Gesellschaft. Und auch er selbst blickte bei einer Konferenz anlässlich seines 75. Geburtstags auf sein Leben zurück. Ausschnitte daraus hat die Universität Cambridge nach seinem Tod im Video veröffentlicht.
„Die unglaubliche Geschichte“ – Nachruf bei Spektrum
„His Mind Roamed the Cosmos“ – Nachruf in der New York Times
„Obituary: Stephen Hawking“ – Nachruf der BBC
Eröffnungsrede der Paralympics 2012 von Stephen Hawking
„Quantum Black Holes“ – Vorlesung in Oxford
„Questioning the universe“ – Ted-Talk
Verleihung der Medal of Freedom an Stephen Hawking durch Barack Obama
10 Fragen an Stephen Hawking im Time Magazine
„Mind and Matter“ – Radiogespräch mit Stephen Cox
Comic Relief auf der Suche nach einer neuen Stimme für Hawkings Sprachcomputer